Der weltweite Bedarf an Elektrizität steigt. Bislang haben trotz wachsender Wirtschaft bei weiter steigender Weltbevölkerung vor allem in sich entwickelnden Ländern noch immer 1,4 Milliarden Menschen keinen Zugang zu elektrischem Strom. Der Klimawandel treibt dabei die Suche nach erneuerbaren Quellen zur Elektrizitätserzeugung voran. Dies zeigt sich auch in einer von Wissenschaftlern des Instituts für Umweltsystemforschung (USF) der Universität Osnabrück und des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) Berlin jetzt veröffentlichten Studie. Im Fokus dabei: die Auswirkungen neuer Staudämme.
Derzeit werden weltweit 3.700 große Staudämme zur Elektrizitätserzeugung gebaut oder geplant, die die heutige Stromkapazität aus Wasserkraft fast verdoppeln werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: eine flexible und dezentrale Stromproduktion, die Möglichkeit der Energiespeicherung, Überflutungsschutz und keine direkten Treibhausgasemissionen. Das hinter der Staumauer entstandene Reservoir kann außerdem der Trinkwasserversorgung, der Bewässerung, der Fischzucht oder als Erholungsgebiet dienen.
Doch es gibt auch eine Kehrseite, wie die Studie deutlich macht: Die für das Reservoir benötigte Fläche erfordert Umsiedlungen der dort ansässigen Bevölkerung, die Verbauung der Flüsse unterbricht den natürlichen Wasserabfluss und Sedimenttransport und verhindert die Wanderung von Fischen – ein Verlust unserer biologischen Vielfalt ist die Folge.
»Werden alle geplanten Staumauern verwirklicht, die wir in einer Datenbank zusammengetragen haben, wird jeder fünfte der jetzt noch freifließenden Flüsse verbaut werden«, erläutert Dr. Jürgen Berlekamp vom USF. Er zeigt die Schwerpunkte des Dammbaus auf einer Weltkarte: »Ein besonders starker Ausbau ist in der Amazonas-Region und im La-Plata-Becken in Südamerika sowie in den Einzugsgebieten des Ganges-Brahmaputra und des Yangtze zu erwarten, aber auch auf dem Balkan.«
Trotz dieses intensiven Ausbaus wird sich der Anteil der Wasserkraft zur Deckung des globalen Elektrizitätsbedarfs kaum erhöhen, zeigen die Wissenschaftler in ihren Untersuchungen. Auch der fehlende Zugang zu Elektrizität wird damit nicht gedeckt werden.
Trotzdem hat Wasserkraft eine zentrale Bedeutung als erneuerbare Stromquelle. Derzeit trägt diese bereits lange etablierte Technik mit ca. 80 Prozent den weitaus größten Anteil der aus erneuerbaren Quellen produzierten Elektrizität. »Wir hoffen daher, dass unsere Datenbank dazu beitragen kann, bei der Errichtung neuer Staudämme einen systematischen Managementansatz zu verfolgen, der ökologische, soziale und wirtschaftliche Konsequenzen von allen bereits vorhandenen und geplanten Dämmen innerhalb einer Flussregion berücksichtigt«, erläutert Prof. Dr. Christiane Zarfl vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei und dem Zentrum für Angewandte Geowissenschaften der Universität Tübingen. So könnten negative Auswirkungen minimiert werden.
Weitere Informationen für die Redaktionen:
Dr. Jürgen Berlekamp, Universität Osnabrück
Institut für Umweltsystemforschung
Barbarastraße 12, 49069 Osnabrück
Tel.: +49 541 969 2572
E-Mail: juergen.berlekamp@uni-osnabrueck.de
Die Studie: Zarfl, C, Lumsdon AE, Berlekamp J, Tydecks L, Tockner K (im Druck): A global boom in hydropower dam construction. Aquatic Sciences (DOI: 10.1007/s00027-014-0377-0).
Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Construction / architecture, Environment / ecology, Geosciences, Social studies
transregional, national
Cooperation agreements, Research projects
German
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