Vor 10 Jahren begann das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) seine Untersuchungen der arktischen Ozonschicht in Ny-Ålesund auf Spitzbergen. Schnell entwickelte sich aus einzelnen Projekten ein umfangreiches, multidisziplinäres Forschungsprogramm, und Ny-Ålesund erhielt 1991 eine deutsche permanent besetzte Arktisstation. Heute zeichnet sich die Koldewey-Station durch ihre intensive Einbindung in internationale wissenschaftliche Netzwerke und Forschungsprogramme aus.
Vor zehn Jahren startete die erste Ozonsonde des Alfred-Wegener-Instituts auf Spitzbergen
Der Ozonabbau über Antarktis und Arktis stellt ein Umweltproblem allererster Größenordnung dar. Die stratosphärische Ozonschicht wird daher intensiv erforscht. Vor 10 Jahren, am 25. August 1988, begann das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) seine Untersuchungen der arktischen Ozonschicht in Ny-Ålesund auf Spitzbergen mit dem Start der ersten ballongetragenen Ozonsonde. Schnell entwickelte sich aus einzelnen Projekten ein umfangreiches, multidisziplinäres Forschungsprogramm, und Ny-Ålesund erhielt 1991 eine deutsche permanent besetzte Arktisstation. Heute zeichnet sich die Koldewey-Station (79° 93' N, 11° 95' O) durch ihre intensive Einbindung in internationale wissenschaftliche Netzwerke und Forschungsprogramme aus und ist zu einer Drehscheibe deutscher, europäischer und internationaler Polarforschung geworden.
Das erste in Ny-Ålesund durchgeführte deutsche Projekt begründete sich in der 1985 publizierten Entdeckung des Ozonlochs über der Antarktis und der Frage, ob man über der Arktis unter vergleichbaren Bedingungen auch einen Ozonabbau messen würde. Die Beobachtungen der nachfolgenden Jahre zeigten, daß in der Ozonschicht über beiden Polargebieten die gleichen chemischen Prozesse zur Ozonzerstörung ablaufen. Allerdings sind die meteorologischen Voraussetzungen für diesen Abbau über der Arktis wesentlich schlechter als über der Antarktis. Die derzeitige Forschung konzentriert sich daher auf die Abhängigkeit der Abbauprozesse in der arktischen Stratosphäre von den nichtchemischen Randbedingungen.
Die europäischen Meßkampagnen EASOE (European Arctic Stratospheric Ozone Experiment) im Winter 1991/1992 und SESAME (Second European Stratospheric Arctic and Midlatitude Experiment) im Winter 1993/1994 und 1994/1995 waren wichtige Meilensteine für die wissenschaftliche Arbeit und die internationale Zusammenarbeit. Derzeit wird das dritte europäische Großprojekt THESEO (Third European Stratospheric Experiment on Ozone) zur Untersuchung der Ozonschicht für den kommenden Winter geplant. Die Koldewey-Station wird dazu wieder Ozonsonden- und bodengebundene Meßdaten bereitstellen.
Die Koldewey-Station ist das arktische Observatorium des AWI und wird sowohl für Langzeitmessungen als auch für befristete Projekte genutzt. Das AWI stellt die wissenschaftliche und technische Betreuung der Langzeitmessungen, die den neuesten technischen Anforderungen entsprechen, sicher und führt eigene Projekte durch. Die Koldewey-Station steht außerdem deutschen Universitäten und außeruniversitären Forschungsinstituten für Projekte in den Bereichen Atmosphärenphysik und -chemie, Biologie, Geologie und Geophysik zur Verfügung. 1996 und 1997 arbeiteten z.B. 65 Wissenschaftler und Techniker von 21 Universitäten und Instituten des In- und Auslands an der Station. Seit 1993 wird die Koldewey-Station von der Forschungsstelle Potsdam des AWI wissenschaftlich betreut.
Das Observatoriumsprogramm umfaßt Messungen zur Untersuchung atmosphärischer Spurengase, Aerosole und polarer stratosphärischer Wolken. Weiterhin gehören dazu Ballonsondierungen für die Meteorologie und die Messung der Ozonverteilung bis in die mittlere Stratosphäre. Strahlungsmessungen, der Betrieb einer automatischen Wetterstation sowie der Einsatz von Depositionssammlern vervollständigen die atmosphärischen Beobachtungen. Darüberhinaus gibt es eine automatische seismologische Station für Erdbebenmessungen. Biologische Langzeitbeobachtungen beinhalten die Untersuchung der Wirkung ultravioletter Strahlung auf Makroalgen.
Die meisten atmosphärischen Langzeitprogramme sind Beiträge zu globalen Netzwerken wie dem NDSC (Network for Detection of Stratospheric Change) zur globalen Erfassung stratosphärischer Veränderungen. Das AWI arbeitet dazu eng mit der Universität Bremen und dem Norwegischen Institut für Atmosphärenforschung zusammen. Die Ozon- und Strahlungsmessungen sowie die Meteorologie sind Teil des BSRN (Baseline Surface Radiation Network). Hierzu werden an den beiden Polarstationen des AWI identische Messungen durchgeführt. Diese einmalige Kombination arktischer und antarktischer Daten erlaubt den Wissenschaftlern einen Vergleich der Prozesse in beiden Polargebieten.
Die Messungen der Station dienen außerdem als Referenz für Fern erkundungsdaten europäischer, japanischer und amerikanischer Satelliten und der Unterstützung von Meßkampagnen mit Forschungsflugzeugen. Dabei erbrachte der hohe Standard der komplexen atmosphärischen Messungen für die Koldewey-Station beispielsweise die Anerkennung als "Anker-Station" durch das Science Team der NASA (SAGE III).
Die Koldewey-Station verfügt über mehrere Gebäude. Für die wissenschaftliche Arbeit gibt es das NDSC-Observatorium, das Blaue Haus und ein Chemielabor. An der Station sind moderne Rechnersysteme eingesetzt, die im Netzverbund stehen und an das Internet angeschlossen sind.
Bremerhaven, den 24.08.1998, bitte senden Sie uns bei Veröffentlichung einen Beleg
http://www.awi-bremerhaven.de/AWI/KAH97/Weeklyreports/Koldewey/koldewey-d.html
http://www.awi-bremerhaven.de/Polar/koldewey-d.html
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Environment / ecology, Geosciences, Mathematics, Oceanology / climate, Physics / astronomy
transregional, national
Research projects
German
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