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04/11/2003 12:24

Grosse Reformbereitschaft - aber wenig Hoffnung!

Kay Gropp Kommunikation und Marketing
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH

    www.GesundheitsPanel.de der Uni Witten/Herdecke mit ersten Ergebnissen

    Grosse Reformbereitschaft - aber wenig Hoffnung: So fassen die Gesundheitsökonomen Prof. Dr. Dr. Christian Köck und Dr. David Schwappach Ergebnisse aus der ersten Befragung des Projektes 'GesundheitsPanel.de' der Universität Witten/Herdecke zusammen. In einer umfangreichen Befragung, an der über 500 Bürger teilnahmen, wurden Mitglieder des 'online-Panels' zu Reformvorschlägen der Gesundheitspolitik befragt. Das derzeit grösste Problem ist nach Mehrheit der Befragten nicht, dass grundsätzlich zu wenig Geld für die Gesundheitsversorgung zur Verfügung steht (13%), sondern dass das Geld für die falschen Dinge ausgegeben wird (54%). Neben der finanziellen Lage sehen die Befragten das Fehlen von Anreizen für gesundheitsbewusstes Verhalten (58%) und einen Mangel an Mitsprache von Patienten (53%) als drängendste Probleme. Fehlerhafte Behandlungen sowie die Abhängigkeit der Qualität der Versorgung von Alter oder Einkommen wurden von jeweils 30% der Befragten unter den top drei der drängendsten Probleme genannt.

    Die Bürger haben klare Vorstellungen, welche Kriterien in ein "Qualitäts-Zertifikat" für Ärzte (sogenannter Ärzte-TÜV) einfliessen sollten:

    * 86% finden die Fort- und Weiterbildung der Ärzte wichtig
    * 74% wollen Kooperationen mit anderen Ärzten und Kliniken
    * 65% fordern eine Beurteilung der Qualität aus Expertensicht und
    * 59% aus Patientensicht.

    Praxisausstattung, Wartezeiten und wirtschaftliches Verhalten sind von weit geringerer Bedeutung. "Wenn 60% die Ausstellung des Qualitätszertifikates von unabhängigen Experten wünschen, dann wird deutlich, wie wenig Vertrauen die meisten Bürger inzwischen in die bestehenden Organisationen des Gesundheitssystems haben", sagt Schwappach: "Bei der Vergabe des Qualitätszertifikates liegen Ärztekammern, Kassenärztliche Vereinigungen, Krankenkassen und Ministerien alle weit unter 10%." Die überwiegende Mehrheit steht einem Einfluss des Qualitäts-Zertifikates auf die Honorargestaltung positiv gegenüber: 45% wünschen sich einen eher kleinen, weitere 38% sogar einen starken Einfluss des Qualitäts-Zertifikates auf das Honorar.

    Durchweg positiv schneidet die Idee der Öffnung der Krankenhäuser für die ambulante fachärztliche Versorgung ab: "Hier wird es einen Qualitätswettbewerb geben", sagt Prof. Dr. Dr. Christian Köck, "den der für sich entscheiden wird, der den Patienten, die sich zwischen Praxis und Krankenhaus entscheiden können, am meisten gerecht wird". Für diese Entscheidung wären nach Meinung der Mitglieder des GesundheitsPanels vor allem die Kontinuität der Behandlung (z.B. nach einem operativen Eingriff) (64%), Ansprechpartner auch im Notfall und am Wochenende (62%) und die Entfernung zum Wohnort (53%) wichtige Kriterien.

    "In der subjektiven Einschätzung und Erfahrung der Befragten ist Rationierung in der eigenen Versorgung bereits Alltag", stellen Schwappach und Köck fest. Fast die Hälfte der Befragten gibt an, dass ihnen eine medizinisch sinnvolle Massnahme aus ökonomischen Gründen vorenthalten wurde und 70% kennen solche Erfahrungen aus dem Freundes- oder Familienkreis. Am häufigsten berichtet wurden derartige Situationen aus der niedergelassenen ärztlichen Versorgung (78%). In 2/3 der Fälle wird den Betroffenen die ökonomisch-begründete Beschränkung medizinisch sinnvoller Leistungen direkt (46%) oder auf Nachfrage (17%) mitgeteilt.

    "Es gibt insgesamt eine sehr grosse Bereitschaft in der Bevölkerung, Prioritäten abzuwägen und sinnvolle Reformvorschläge mitzutragen", resümieren die Wissenschaftler. "Im Gegensatz dazu haben die meisten Befragten wenig Hoffnung, dass die Aspekte, die ihnen wichtig sind, auch umgesetzt werden." Dies spiegelt sich auch deutlich in den düsteren Zukunftserwartungen wider: Jeweils 80% der Befragten erwarten, dass im Jahr 2013 jeder Einzelne mehr Geld für Gesundheit ausgeben wird, Krankheitsrisiken individuell abgesichert werden müssen und dass Unterschiede zwischen Besser- und Schlechterverdienenden in der Gesundheitsversorgung größer sein werden. Nur wenig Befragte glauben an eine zukünftig stärkere Berücksichtigung der Patientenbedürfnisse (17%), die Verbesserung der Versorgung chronisch Kranker (22%) und eine Steigerung der Qualität insgesamt (17%).

    Interessierte sind weiterhin herzlich eingeladen, sich an den Befragungen des GesundheitsPanels zu beteiligen.

    Weitere Informationen:
    Dr. David Schwappach, 02302/926-702, davids@uni-wh.de,

    www.gesundheitspanel.de


    More information:

    http://www.gesundheitspanel.de


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    Criteria of this press release:
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies
    transregional, national
    Research results, Science policy
    German


     

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