Vortragsreihe des Präsidenten der Justus-Liebig-Universität Gießen aus Anlass des 200. Geburtstags von Justus Liebig startet am 28. April 2003
Justus Liebig, dessen Name die Universität Gießen seit über 50 Jahren trägt, wird nicht erst heute als einer der wohl bedeutendsten deutschen Chemiker und der berühmteste Bürger Gießens gefeiert. Bereits seine Zeitgenossen betitelten ihn als "Herrscher seiner Wissenschaft". "Justus Liebig (1803-1873): Herrscher seiner Wissenschaft", so lautet denn auch der Titel der Vortragsreihe, die der Präsident der Justus-Liebig-Universität begleitend zu den vielfältigen Veranstaltungen von Stadt und Universität Gießen während des Liebig-Semesters 2003 ausrichtet. Die einzelnen Vorträge befassen sich vorrangig mit den Rahmenbedingungen, mit Leben und Werk des herausragenden Chemikers und Wegbereiters der modernen Agrar- und Ernährungswissenschaft. Dabei werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowohl aus Gießen als auch aus ganz Deutschland Liebig in verschiedenen Zusammenhängen und Perspektiven und präsentieren.
Liebigs frühe Jahre in Paris werden ebenso dargestellt wie sein oft zwiespältiges Verhältnis zur Universität Gießen, der damaligen "Ludoviciana", die Hochachtung besonders der Briten für den Gießener Chemiker genauso wie dessen gesellschaftliches Leben als Berühmtheit in München. Zudem werden die Verhältnisse in Hessen und Gießen zu Liebigs Zeit mit ihren Problemen wie Hungersnot und Revolution aufgezeigt. Weitere Themen sind die fortwährende Bedeutung und der Einfluss Liebigs nicht nur auf verwandte Wissenschaften wie die Pharmazie, sondern auch auf seine Schüler und Kollegen und somit auf die Entwicklung der Chemie in Deutschland insgesamt. Gerade in diesem Zusammenhang werden auch die publizistischen Fähigkeiten Liebigs präsentiert und bewertet.
Zum Auftakt spricht Prof. Dr. Winfried Speitkamp am Montag, den 28. April 2003, um 19 Uhr über das Thema "Großherzöge und Rebellen. Hessen und Gießen im Zeitalter Liebigs". Die Lebenszeit Justus Liebigs (1803-1873) umspannte nicht nur den so genannten Biedermeier, also die selbstzufriedene Beschaulichkeit bürgerlichen Lebens, sondern zugleich eine Phase rapider Veränderung, die Wirtschaft und Politik, Gesellschaft und Kultur erfasste. Dazu gehörte die industrielle Revolution ebenso wie die politische Revolution von 1848 und die nationaler Einigung im Jahr 1871. Schon die Zeitgenossen Liebigs haben den Wandel deutlich gespürt. Nach ihrer Interpretation standen sich dabei die Kräfte der "Bewegung", das heißt die Liberalen, die Verfechter von Verfassung und Grundrechten, die Vorkämpfer der Nation, einerseits und die Kräfte der "Beharrung", also die Vertreter von Restauration und Reaktion, andererseits gegenüber. Der Vortragstitel - "Großherzöge und Rebellen" - spiegelt diese Sichtweise und gibt die Pole vor, zwischen denen sich der Vortrag bewegen wird. Es geht um den Charakter der Übergangsgesellschaft und um die Art des Wandels, um die Kräfte, die ihn vorantrieben, und die Faktoren, die ihn hemmten. Dabei interessiert besonders, wie die Zeitgenossen diesen Wandel empfunden haben, wie sie mit ihm umgegangen sind, und welche Zukunftserwartungen sie damit verbunden haben.
Die Vorträge finden jeweils montags um 19 Uhr in der Aula der Universität (Hauptgebäude, Ludwigstr. 23, 35390 Gießen) statt. Die Termine: 28. April, 5., 19. und 26. Mai, 2., 16., 23. und 30. Juni und 7. Juli 2003
28.4.2003: Prof. Dr. Winfried Speitkamp, Gießen, "Großherzöge und Rebellen. Hessen und Gießen im Zeitalter Liebigs"
5.5.2003: Dr. Wolfgang Caesar, Stuttgart, "Als "Postdoc" in Paris. Justus Liebig in der Schule der französischen Chemie"
19.5.2003: Dr. Stefan Brakensiek, Bielefeld, "Hunger in Hessen. Ernährung und Landwirtschaft im 19. Jahrhundert"
26.5.2003: Prof. Dr. Dr. Christa Habrich, München, "Vom Opium zum Papaverin. Justus Liebig als Förderer der Pharmazie"
2.6.2003: Dr. Eva-Marie Felschow, Gießen, "An der Universität ist Misere an der Tagesordnung". Liebigs zwiespältiges Verhältnis zur Ludoviciana"
16.6.2003: Carsten Lind, Gießen, "Greeted with loudest plaudits". Justus Liebig und die Briten"
23.6.2003: Prof. Dr. Walter Ziegler, München, "Ein König der Wissenschaft in München. Justus von Liebig im bayerischen Umfeld 1853 - 1873"
30.6.2003: Utz Thimm, Gießen, "Chemie braucht Reklame. Liebigs publizistisches Wirken"
7.7.2003: Prof. Dr.Dr.h.c. Peter Moraw, Gießen, "Söhne, Schwiegersöhne, Enkel. Liebigs Schüler und Favoriten"
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, History / archaeology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Social studies, Zoology / agricultural and forest sciences
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