Forschungsprojekt erkennt enorme Potenziale durch innovatives Wohnprojekt im Alter
Selbstbestimmt im Alter zu leben und im Falle von Pflegebedürftigkeit gut betreut zu werden – das war das Anliegen von schwulen Senioren und lesbischen Seniorinnen in dem Wohn- und Pflegeprojekt „Lebensort Vielfalt“ in Berlin-Charlottenburg. Doch wie sieht die Realität aus? Das Forschungsprojekt „Gleichgeschlechtliche Lebensweisen und Selbstbestimmung im Alter“, kurz: GLESA, untersuchte in den vergangenen zwei Jahren das Wohn- und Pflegeprojekt und welchen Beitrag das Wohn- und Pflegeprojekt für die kommunale Altenhilfe leisten kann. Das Projekt wird vom Institut für Angewandte Forschung Berlin (IFAF) gefördert.
Die Ergebnisse zeigen, dass der „Lebensort Vielfalt“ ein diskriminierungsfreies Wohnumfeld ermöglichen konnte, welches ein selbstbestimmtes Leben und soziale Teilhabe im Alter fördert. Die Thematisierung von Sexualität im Alter ist im „Lebensort Vielfalt“ mit schwulen, lesbischen und heterosexuellen Bewohnerinnen und Bewohnern im Alter von 21 bis 86 allgegenwärtig und weniger von Tabus geprägt. Der ambulante Pflegedienst CuraDomo – GLESA-Kooperationspartner – hat darin gar eine Marktlücke entdeckt. Die Engagementstrategien der Generation älterer schwuler Männer und die Sorge vor Einsamkeit und Isolation im Alter waren für die Umsetzung des Wohnprojekts von Bedeutung und lassen Potenziale auch für andere Milieus und die Mehrheitsgesellschaft erkennen. So werden die Verknüpfung von Wohnprojekt mit Pflegeetage einerseits und das Angebot von Kultur, Beratung und Ehrenamt anderseits als Pionierleistung empfunden und für Wohnprojekte für das Alter generell weiterempfohlen.
Auf der Fachtagung am 30. und 31. Januar 2015, das mit einem Grußwort des Staatssekretärs im Bundesfamilienministeriums, Dr. Ralf Kleindieck, eröffnet wurde, wurden die Ergebnisse lebhaft diskutiert. Sowohl die WissenschaftlerInnen als auch das Publikum beklagten die teilweise noch bestehenden homo- und transphoben Einstellungen des Pflegepersonals in den herkömmlichen Pflegeeinrichtungen und die mangelnde Förderung von neuen Wohnformen, die – wie der Lebensort Vielfalt in Berlin-Charlottenburg – besser geeignet sind, die soziale Integration älterer Menschen zu gewährleisten.
Ziele des Forschungsprojekts
Das Forschungsteam um die Projektverantwortlichen Prof. Dr. Maria do Mar Castro Varela von der Alice Salomon Hochschule Berlin und Prof. Dr. Claudia Gather von der kooperierenden Hochschule für Wirtschaft und Recht (HWR) wird bis zum Sommer 2015 einen Forschungsbericht vorlegen.
Das Projekt wird in Kooperation mit der Schwulenberatung Berlin, dem Pflegedienst CuraDomo sowie dem Fachbereich für gleichgeschlechtliche Lebensweisen in der Landesstelle für Gleichbehandlung – gegen Diskriminierung (LADS) der Senatsverwaltung für Arbeit, Integration und Frauen umgesetzt.
Über die Alice Salomon Hochschule Berlin
Die Alice Salomon Hochschule Berlin bietet Bachelor- sowie Masterstudiengänge für Soziale Arbeit, den Gesundheitsbereich sowie Erziehung und Bildung im Kindesalter an. Derzeit studieren rund 3.500 Studierende an der Hochschule mit Sitz in Berlin-Hellersdorf.
Das Kompetenzzentrum Integration und Gesundheit des IFAF an der ASH Berlin forscht zu den Schwerpunkten transkulturelle sowie Migrationsforschung, Versorgungsforschung bis hin zu naturwissenschaftlichem Lernen und Erziehung.
Für weitere Informationen:
Alice Salomon Hochschule Berlin
Diana Grothues
Forschungskoordinatorin
Kompetenzzentrum Integration und Gesundheit
Institut für angewandte Forschung e.V. (IFAF)
030/99245-342
grothues@ash-berlin.eu
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists
Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Research projects
German
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