idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/02/2015 17:33

Forschende entwickeln Wirkstoff gegen tödlichen Muskelschwund bei Knaben

lic. phil. Nathalie Matter Corporate Communication
Universität Bern

    Die Duchenne Muskeldystrophie ist eine Erbkrankheit, die zum Muskelverlust und im Teenageralter zum Tod führt. Berner Forschende haben nun einen neuen Wirkstoff entwickelt und ihn zusammen mit einem internationalen Team erfolgreich getestet.

    Die Duchenne Muskeldystrophie (DMD) ist eine relativ seltene Erbkrankheit, die nur Knaben trifft und zum unumkehrbaren Muskelschwund führt. Betroffen ist zirka einer von 3500 neugeborenen Knaben. Im Alter von ca. 10 Jahren sind Duchenne-Patienten auf den Rollstuhl angewiesen und werden immer stärker pflegebedürftig. Sie sterben in der zweiten Lebensdekade, in der Regel an Herz- oder Lungenversagen. Bislang gibt es kein Heilmittel. Forschende aus Bern, Frankreich, England und Schweden haben nun aber nun einen erfolgversprechenden Wirkstoff getestet. Die entsprechende Studie wurde im Fachmagazin «Nature medicine» publiziert.

    Genetischer Defekt führt zu Muskelversagen

    Die genetische Ursache der Krankheit konnte in den letzten Jahren geklärt werden. Sie liegt in einem Defekt im Gen, welches für die Herstellung von Dystrophin verantwortlich ist. Dystrophin ist ein für die Muskelfunktion wichtiges Eiweiss. Fehlt es, so kann eine einzelne Muskelzelle nicht mehr richtig mit anderen Muskelzellen zusammenarbeiten; der gesamte Muskel versagt. Als Folge der genetischen Mutationen wird entweder kein Dystrophin produziert oder lediglich eine funktionsuntüchtige Variante.

    Ein seit kurzem praktizierter, erfolgversprechender Therapieansatz besteht nun darin, mit kurzen Stücken einer chemisch veränderten DNA, sogenannten Antisense Oligonukleotiden (AO), den Fehler bei der Herstellung von Dystrophin zu korrigieren. Mit den bisher getesteten Wirkstoffen ist es allerdings noch nicht gelungen, einen signifikanten Heilungseffekt bei den Patienten zu erzielen. Das liegt daran, dass die entsprechenden Wirkstoffe noch zu wenig aktiv sind und vitale Muskeln wie das Herz gar nicht erreichen.

    Erste Tests erfolgreich

    Ein am Departement für Chemie und Biochemie der Universität Bern – mit finanzieller Unterstützung durch den Schweizerischen Nationalfonds (SNF) und der Association Monégasque contre les Myopathies (AMM) – entwickeltes Oligonukleotid, die sogenannte Tricyclo-DNA, zeigt nun gegenüber bisher bekannten Wirkstoffen wesentliche Vorteile. Bei Experimenten an Mäusen sorgt dieser Stoff für eine verbesserte Dystrophin-Produktion in allen Muskeln inklusive Herz und Lunge – und verbessert somit Mobilität und Lebenserwartung bei den Mäusen.

    Überraschend konnte auch eine Korrektur der Dystrophin-Produktion im Hirn beobachtet werden. Damit wurde zum ersten Mal gezeigt, dass ein Oligonukleotid die sogenannte Blut-Hirnschranke überwinden und dort aktiv werden kann. Dies dürfte insbesondere für andere neuromuskuläre Krankheiten, wie etwa spinale Muskelatrophie oder Huntington’s Disease, von Bedeutung sein.

    Als nächstes sind nun klinische Tests mit Tricyclo-DNA am Menschen geplant. Die Federführung dazu liegt bei dem 2012 gegründeten Spin-off-Unternehmen der Universität Bern Synthena AG. Das Unternehmen stellt die Tricyclo-DNA her und treibt die Entwicklung eines Medikaments für Duchenne-Patienten voran. Im Aktionariat sind neben der Universität Bern und den Erfindern der Technologie auch zwei gemeinnützige Patientenorganisationen vertreten, nämlich das Duchenne Parents Project France (DPPF) und die AMM.


    More information:

    http://www.kommunikation.unibe.ch/content/medien/medienmitteilungen/news/2015/du...


    Images

    Attachment
    attachment icon English Version of the Release

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).