idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/10/2015 14:50

Weder Mädchen noch Junge: RUB-Forscherinnen untersuchen Versorgungssituation intersexueller Kinder

Meike Drießen Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Was in Kliniken passiert, wenn Babys mit „uneindeutigem“ Geschlecht geboren werden

    Was passiert, wenn ein Kind geboren wird, was nicht eindeutig ein Mädchen oder Junge ist? Wie werden die Eltern beraten? Wie geht es weiter? Das untersuchen erstmals RUB-Forscherinnen um Prof. Dr. Katja Sabisch (Gender Studies) anhand von Interviews mit betroffenen Eltern, Ärztinnen und Ärzten. Ihre Studie „Intersexualität in NRW. Eine qualitative Untersuchung der Gesundheitsversorgung von zwischengeschlechtlichen Kindern in Nordrhein-Westfalen“ wird unterstützt vom Landeszentrum Gesundheit NRW.

    Ziel ist es, Stärken und Schwächen der real praktizierten Medizin im Fall von intersexuell geborenen Kindern identifizieren.

    Betroffene erfahren oft großes Leid

    Schätzungsweise eines von 4.500 Kindern wird mit äußerlichen Geschlechtsmerkmalen geboren, die nicht eindeutig sind. Für die Eltern ist die Geburt eines betroffenen Kindes mit großen Unsicherheiten verbunden. Für die Kinder ist es ein Schicksal, das häufig mit großem Leid einhergeht, nicht zuletzt verursacht durch geschlechtszuweisende Operationen im frühen Kindesalter, die seit den 1970er Jahren vorgenommen werden und auch heute noch gang und gäbe sind. Eine Hamburger Studie hat 2007 gezeigt, dass viele Intersexuelle mit ihrer Situation und der Behandlung in Kliniken äußerst unzufrieden sind.

    Interviews mit Eltern von intersexuellen Kindern, die seit 2010 in NRW geboren wurden

    Bislang wurde aber nicht untersucht, welche Erfahrungen die Eltern von intersexuellen Kindern in den Kliniken machen, wie sie beraten und unterstützt werden oder ob sie mit der Behandlung ihrer Kinder zufrieden sind. Die RUB-Forscherinnen wollen die Versorgungsrealität nun erstmals untersuchen. Dazu führen sie Interviews mit Eltern intersexuell geborener Kinder durch, die seit 2010 in Nordrhein-Westfalen zur Welt gekommen sind. Außerdem befragen sie Ärztinnen und Ärzte, welche Maßnahmen sie bei Geburt eines betroffenen Kindes ergreifen.

    Hintergrund: die politische Entdeckung des Themas

    2012 stellte der Deutsche Ethikrat fest, dass irreversible medizinische Maßnahmen zur Geschlechtszuordnung einen Eingriff in das Recht auf körperliche Unversehrtheit darstellen. Kurz darauf sprach sich die Gesundheitsministerkonferenz der Länder auf Initiative der nordrhein-westfälischen Landesregierung dafür aus, die Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zur Intersexualität aufzugreifen und geeignete Maßnahmen zu entwickeln, um die Diskriminierung und das damit verbundene schwere Leid der Betroffenen zu beenden. In diesem Zusammenhang damit steht auch die seit dem 1. November 2013 gültige neue Vorschrift im Personenstandsgesetz: Erstmals kann der Geschlechtseintrag im Geburtsregister bei Neugeborenen mit „uneindeutigem“ Geschlecht offen bleiben.

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Katja Sabisch, Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB, Tel. 0234/32-22988, E-Mail: katja.sabisch@rub.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Social studies
    transregional, national
    Research projects
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).