idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/25/2015 01:01

Schwefel nährt „lebende Fossilien“ in der Tiefsee

Romas Bielke Öffentlichkeitsarbeit
Georg-August-Universität Göttingen

    Die meisten Lebewesen auf der Erde ernähren sich von Landpflanzen oder Algen im Meer, die durch Photosynthese erzeugt werden. An heißen Schwefel- oder Methanquellen in der Tiefsee dagegen leben Tiere in Symbiose mit Schwefel-oxidierenden Bakterien. Der Paläontologe Dr. Steffen Kiel von der Universität Göttingen hat die Fossilgeschichte dieser Ökosysteme der vergangenen 150 Millionen Jahre analysiert. Er zeigt auf, dass die Evolution dieser Tiere von der im Ozean gelösten Menge Schwefel angetrieben wird – unabhängig von Ereignissen an der Erdoberfläche, die die photosynthetische Nahrungsproduktion beeinflussen.

    Pressemitteilung Nr. 45/2015

    Sperrfrist: Mittwoch, 25. Februar 2015, 1.01 Uhr MEZ (0.01 Uhr GMT)

    Schwefel nährt „lebende Fossilien“ in der Tiefsee
    Göttinger Paläontologe analysiert Ursprung und Evolution von Tieren an heißen Quellen

    (pug) Die meisten Lebewesen auf der Erde ernähren sich von Landpflanzen oder Algen im Meer, die mithilfe des Sonnenlichts durch Photosynthese erzeugt werden. An heißen Schwefel- oder Methanquellen in der Tiefsee dagegen leben Tiere in Symbiose mit Schwefel-oxidierenden Bakterien. Sie bekommen also ihre Nahrung von Bakterien, die Schwefel als Energiequelle nutzen, um Biomasse zu produzieren. Der Paläontologe Dr. Steffen Kiel von der Universität Göttingen hat die Fossilgeschichte dieser Ökosysteme der vergangenen 150 Millionen Jahre analysiert. Er zeigt auf, dass die Evolution dieser Tiere von der im Ozean gelösten Menge Schwefel angetrieben wird – unabhängig von Ereignissen an der Erdoberfläche, die die photosynthetische Nahrungsproduktion beeinflussen. Seine Ergebnisse stützen die These, dass es sich bei diesen ungewöhnlichen Lebewesen um „lebende Fossilien“ handelt. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Proceedings of the Royal Society B veröffentlicht.

    Für seine Studie hat Dr. Kiel tausende von Fossilien dieser Faunen analysiert. Der Paläontologe kommt zu dem Schluss, dass die wichtigsten Veränderungen in ihrer Evolutionsgeschichte mit starken Änderungen im Schwefel-Gehalt der Ozeane einhergehen. Zudem waren während weiter Teile der Kreidezeit, als der Schwefel-Gehalt der Ozeane besonders niedrig war, die Muscheln und Schnecken an den Methanquellen deutlich kleiner als zu anderen Zeiten. „Diese Tiere sind vollständig von ihren Schwefel-oxidierenden Symbionten abhängig”, erklärt Dr. Kiel. „Wenn die Bakterien mit nur wenig Schwefel im Wasser gefüttert werden, dann können auch die Tiere nicht sehr groß werden“.

    Der Schwefel-Gehalt der Ozeane hängt in erster Linie vom Wechselspiel zwischen Bildung und Erosion von Kalzium-Sulfat ab – besser bekannt als Gips. Es bildet sich bei der Verdunstung von Meerwasser und wird bei der Auffaltung und Erosion großer Gebirge ins Meer zurückgespült. „Photosynthese spielt hierbei keine Rolle“ sagt Dr. Kiel. „Während Dinosaurier und Ammoniten den Mangel an Nahrung durch eine Unterbrechung der photosynthetischen Nahrungsproduktion, zum Beispiel nach einem Meteoriteneinschlag, nicht überlebten, konnten sich die Tiere an ihren stinkigen Quellen in der Tiefsee munter weiterentwickeln.“

    Originalveröffentlichung:
    Kiel, Steffen (2015). Did shifting seawater sulfate concentrations drive the evolution of deep-sea methane-seep ecosystems?. Proceedings of the Royal Society B 20142908. http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2014.2908

    Kontaktadresse:
    PD Dr. Steffen Kiel
    Georg-August-Universität Göttingen
    Geowissenschaftliches Zentrum Göttingen
    Abteilung Geobiologie
    Goldschmidtstraße 3-5, 37077 Göttingen
    Telefon (0551) 39-10954
    E-Mail: skiel@uni-goettingen.de
    Internet: http://www.geobiologie.uni-goettingen.de


    More information:

    http://dx.doi.org/10.1098/rspb.2014.2908
    http://www.uni-goettingen.de/de/3240.html?cid=5071
    http://www.geobiologie.uni-goettingen.de


    Images

    Muscheln einer fossilen Methanquelle
    Muscheln einer fossilen Methanquelle
    Universität Göttingen
    None

    Dr. Steffen Kiel
    Dr. Steffen Kiel
    Universität Göttingen
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Geosciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Muscheln einer fossilen Methanquelle


    For download

    x

    Dr. Steffen Kiel


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).