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04/30/2003 12:46

Keramik zwischen Kunst und Handwerk - Das Künstlerehepaar Marie Margarete und Friedrich Hudler

Dr. Gerhard Trott Medien und News
Universität Bielefeld

    Eine umfangreiche Ausstellung zur Geschichte der Kunstkeramik in Deutschland ist bis zum 28. Mai auf der Ausstellungsebene C 1 der Bielefelder Universitätsbibliothek zu sehen. Zum ersten Mal wird das Produktionsspektrum der renommierten und bis heute existierenden Werkstatt Hudler in Diessen am Ammersee in Kontinuität und Wandel gezeigt. Gegründet wurde die Töpferei 1921 von dem Bildhauer und Graphiker Friedrich Hudler (1889-1982) und seiner Frau Marie Margarethe Hudler geb. Wilke (1893-1961), die nach ihrem Studium an verschiedenen Kunstgewerbeschulen die Keramische Fachschule in Landshut besucht und ihre Meisterprüfung gemacht hatte. Die Keramische Werkstatt Friedrich Hudler zeichnete ihre Produkte mit F.H. aus.

    Die Ausstellung umfaßt über 400 keramische Exponate, die ergänzt werden durch gut 60 farbige Entwürfe und zahlreiche Fotodokumente. Schwerpunktmäßig werden damit die Anfangszeit, mehrere Etappen der Werkstatterweiterung von 1926 bis in die NS-Zeit und die von neuen Impulsen geprägten Fifties anschaulich.

    Die Produktpalette der Werkstatt Hudler spiegelt die bürgerliche Rezeption der kunsthandwerklichen Gebrauchs- und Zierkeramik besonders im Zusammenhang mit Reformvorstellungen der Wohn- und Alltagskultur der 20er Jahre. Das Künstlerehepaar Hudler konnte bei der Werkstattgründung anknüpfen an das große Interesse, das der neuen Sparte Kunstkeramik als Reaktion auf den Niedergang des Handwerks einerseits und der industriellen Massenherstellung andererseits in der Kaiserzeit zunehmend entgegengebracht wurde. Zu nennen sind hier beispielsweise die Gründung der Herzoglichen Majolika-Manufaktur in Karlsruhe und die Kunstabteilung, die der Wächtersbacher Steingutfabrik angegliedert wurde. Kunstkeramiken von Max Laeuger genossen enormes Ansehen. Werkstattgründungen vor dem ersten Weltkrieg wie die von Paul Dresler und Auguste Papendieck - beide hatten Malerei studiert und begegneten traditioneller Töpferei in Diessen - wurden prägend für die folgende Entwicklung der Kunstkeramik in Deutschland: Überregional vermittelt wurden seit Beginn der 20er Jahre die kunsthandwerklichen Innovationen bei den so genannten Grassimessen, auf denen während der Leipziger Frühjahrs- und Herbstmessen die führenden Kunsthandwerker vertreten waren. Seit 1925 nahm die Werkstatt Hudler an den jurierten Grassimessen teil. Nach dem 2. Weltkrieg trafen sich viele Aussteller der Grassimesse - die so genannte Grassifamilie - auf der Frankfurter Messe im Haus des Handwerks wieder und markierten einen Neubeginn zwischen Tradition und Fortschritt, an dem die Werkstatt Hudler lebhaften Anteil nahm.

    In einer herkömmlichen Töpferwerkstatt war die Mitarbeit von Ehefrau und Töchtern durchaus üblich, allerdings war sie auf das Dekorieren oder den Verkauf der Waren beschränkt. Die kunstkeramische Werkstatt Friedrich Hudler basiert auf diesem patriarchalischen Modell, wie es von Anfang an in der Bezeichnung der Töpferei und in dem Markenzeichen F.H. dokumentiert ist. Im Gegensatz zu den Ausbildungsmöglichkeiten im traditionellen Töpferhandwerk, die junge Mädchen und Frauen ausschlossen, hat Marie Margarethe Hudler an den Kunstgewerbeschulen und an der Keramischen Fachschule künstlerische und spezifisch keramische Professionalität erworben. Die kunstkeramische Ausrichtung der Werkstatt beruht also auf einem modernen Modell kollegialer Zusammenarbeit

    Die Exponate stammen überwiegend aus Privatbesitz in Diessen und München. Die Ausstellung wurde konzipiert von Dr. Walter Kambartel, Kunsthistoriker an der Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie der Universität Bielefeld. Sie steht im Zusammenhang mit Lehrveranstaltungen und Forschungsprojekten und ist Teil einer Ausstellungsreihe zur Geschichte der angewandten Künste im 19. Und 20. Jahrhundert. Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei der Professionalisierung von Frauen in Berufsfeldern der bildenden Künste.

    Die Ausstellung ist noch bis zum 28. Mai 2003 zu sehen. Führungen werden am Dienstag und Donnerstag jeweils um 16 Uhr und nach Vereinbarung angeboten (Telefon 0521/10 07 52 und 0521/106 3217, Fax 0521/106 2966). Ort: Hauptgebäude der Universität Bielefeld, Gebäudeteil C 1, Ausstellungsebene in der Universitätsbibliothek. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 8 - 22 Uhr, Samstag und Sonntag 9 - 19 Uhr.

    Die Bilder sind abrufbar unter: www.uni-bielefeld.de | Aktuelles | Aktuelle Pressemitteilungen | Pressemitteilung Nr. 58/2003.

    Pressemitteilung Nr. 58/2003
    Universität Bielefeld
    Informations- und Pressestelle
    Dr. Gerhard Trott
    Telefon: 0521/106-4145/4146
    Fax: 0521/106-2964
    E-Mail: gerhard.trott@uni-bielefeld.de
    Internet: www.uni-bielefeld.de


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    Criteria of this press release:
    Art / design, Music / theatre
    regional
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     


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