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03/18/2015 10:28

199 Menschen leben in NRW in selbstorganisierten „Beatmungs-WGs“

Kay Gropp Pressestelle
Universität Witten/Herdecke

    Pilotstudie der Uni Witten/Herdecke erfasst erstmals die Lebenssituation von Patienten, die außerhalb von Krankenhäusern Intensivpflege erhalten

    In NRW leben 199 Menschen in 73 selbstorganisierten Wohngemeinschaften für technologie-abhängige Menschen – und damit sind keinesfalls Handy- oder Internetsüchtige gemeint, sondern Menschen, die im Wachkoma liegen, schwere Lungenkrankheiten haben oder eine Querschnittslähmung ab den oberen Wirbeln. Diese Zahlen sind das Ergebnis einer Pilotstudie von Pflegewissenschaftlern der Universität Witten/Herdecke im Auftrag des NRW-Gesundheitsministeriums. Die von Barbara Steffens geleitete Behörde ist auch dafür zuständig, Mindeststandards von Wohn- und Betreuungsangeboten für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung festzulegen. 2012 war es in Köln zu einem Todesfall in einer Einrichtung gekommen, in der ein Pflegedienst mehrere Menschen versorgte, die beatmet werden mussten. „Neben diesen Einrichtungen von Anbietern gibt es aber auch selbstorganisierte Wohngemeinschaften, in denen Menschen gepflegt werden, die sonst auf einer Intensivstation liegen würden. Aber niemand kannte die Zahl und die Lebenssituation dieser Menschen“, erklärt Prof. Christel Bienstein den Anlass der Studie.

    Von den 199 Patienten (Stand Ende 2013) leiden 58 an einer schweren Lungenkrankheit, 57 an Erkrankungen des Nervensystems. 44 liegen im Wachkoma, zehn haben sich eine „hohe“ Querschnittslähmung zugezogen, sind also ab den Schultern bewegungsunfähig. Die verbleibenden 30 verteilen sich auf sehr unterschiedliche Krankheitsbilder. 91 von ihnen sind über 60 Jahre alt, 70 Patienten sind zwischen 26 und 60, es gibt aber auch Kleinkinder, Kinder und Jugendliche, die versorgt werden müssen. Viele dieser Patienten werden über 24 Stunden beatmet.

    Mit 21 dieser Patienten, Pflegenden und Angehörigen haben die Wittener Pflegewissenschaftler Interviews geführt: Sie loben die intensivere und raschere Versorgung durch das höhere Verhältnis von Pflegenden in den „Beatmungs-WGs“, einige berichten sogar, dass sich durch die umfassende Unterstützung ihr Gesundheitszustand deutlich verbessert habe und erleben die Möglichkeit, das eigene Zimmer bzw. die Wohnung persönlich zu gestalten sehr positiv im Gegensatz zu ihren Aufenthalten in Krankenhäusern. Die Forschergruppe konnte erste Empfehlungen für die Versorgung von Menschen in Beatmungs-Wohngemeinschaften aussprechen:
    Sie befürworten die im neuen Gesetz vorgesehene Förderung von Wohngemeinschaften für technologie-abhängige Menschen, speziell die Förderung von „selbstverantworteten“ Wohngemeinschaften, bei weiterhin transparenten und veröffentlichen Förderkriterien. Die vorhandenen Leitlinien, Empfehlungen, Konventionen sollten zu einer Richtlinie zusammengefasst werden. Expertenrunden mit allen Beteiligten, insbesondere die Vertreter/innen der Menschen und ihrer Angehörigen, die in selbstverantworteten Wohngemeinschaften leben, sollten regelmäßig einberufen werden. Sozialdienste in Kliniken und Rehabilitationseinrichtungen, Verbraucherzentralen und Pflegestützpunkte sollten die Voraussetzungen kennen und Interessent/innen gezielt beraten können.

    Den Abschlussbericht finden Sie unter: http://www.uni-wh.de/gesundheit/pflegewissenschaft/department-pflegewissenschaft...

    Weitere Informationen bei Prof. Christel Bienstein: bienstein@uni-wh.de oder unter 02302/926-301

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    More information:

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    Prof. Christel Bienstein
    Prof. Christel Bienstein

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    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Prof. Christel Bienstein


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