Historiker der Universität Jena veröffentlichen Quellenedition zu den Reformen im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach zwischen 1806 und 1813
Die Niederlage Preußens 1806 bei Jena und Auerstedt und der damit eingeläutete Untergang des Alten Reiches zwangen die besiegten Länder zu umfassenden Reformen. Dabei schlugen die Staaten des Rheinbundes einen Sonderweg ein. Wie dieser Sonderweg bei den thüringischen Staaten im Rheinbund verlief, haben Historiker der Friedrich-Schiller-Universität Jena erforscht. Die Ergebnisse sind jetzt in der Reihe „Quellen zu den Reformen in den Rheinbundstaaten“ veröffentlicht worden.
„Die Reformen im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach wurden nicht von oben diktiert, sondern in Kooperation mit den beteiligten Ständen vorangetrieben“, sagt Dr. Gerhard Müller von der Universität Jena. Gemeinsam mit Prof. Dr. Hans-Werner Hahn hat Müller insbesondere die Reformen im Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach untersucht. Gefördert wurde die Arbeit durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) und besonders befördert durch den DFG-Sonderforschungsbereich „Ereignis Weimar-Jena: Kultur um 1800“ an der Universität Jena.
Erstmals rückte mit Sachsen-Weimar-Eisenach ein Staat ins Blickfeld, der erst 1806 dem Rheinbund beigetreten war. Im Rahmen dieses Bündnisses unter der Oberhoheit Napoleons wurde heftig über Reformen diskutiert und erste Reformen wurden in die Wege geleitet. Mit einer Fülle von Dokumenten belegen die Historiker der Universität Jena, wie um die Erneuerungen gerungen wurde. „Eine vollständige Umsetzung der Reformideen gab es jedoch erst nach dem Wiener Kongress“, sagt Gerhard Müller. Ideen zur Modernisierung des Staatswesens gab es in Hülle und Fülle und so erstreckten sich die Reformen auf zahlreiche Felder. Neu geordnet wurden das Finanz- und Steuerrecht, das Wahlrecht wurde modernisiert, das Kirchenwesen erneuert. Im Zuge des Bündnisses mit Napoleon wurde natürlich auch das Militär modernisiert.
Wie modern die Neuerungen im nunmehrigen Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach waren, erläutert Gerhard Müller am Beispiel des einstigen Hofgerichts: „Aus dem Hofgericht ging das Oberappellationsgericht hervor, das als Oberlandesgericht de facto bis heute besteht.“
Modern war auch das Grundgesetz von 1816, durch das etwa 40 Prozent der Bevölkerung das Wahlrecht erhielten. Damit trat im Großherzogtum eine landesständische Verfassung in Kraft, Sachsen-Weimar-Eisenach wurde zum Vorreiter in deutschen Landen. „Diese moderne Verfassung wurde später noch oft kopiert“, sagt Dr. Müller. So habe beispielsweise Preußen seine Provinzialverfassungen am Weimarer Vorbild ausgerichtet.
Der Weg der Reformen im größten Staat Thüringens wird nachgezeichnet in Band 9 der „Quellen zu den Reformen in den Rheinbundstaaten“, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Der Band trägt den Titel „Thüringische Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach, 1806-1813“.
Bibliographische Angaben:
Hans-Werner Hahn (Hg.): „Thüringische Staaten Sachsen-Weimar-Eisenach. 1806-1813“, Verlag De Gruyter, Oldenbourg 2015, 719 Seiten, Preis: 199,95 Euro, ISBN: 978-3-486-71293-3
Kontakt:
Dr. Gerhard Müller
Institut für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaft und Technik „Ernst-Haeckel-Haus“ der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Berggasse 7, 07745 Jena
Tel.: 03641 / 949500
E-Mail: x7muge[at]gmx.de
Cover der neuen Publikation.
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Der Herausgeber Prof. Dr. Hans-Werner Hahn von der Universität Jena.
Foto: Anne Günther/FSU
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Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
History / archaeology
transregional, national
Research results, Scientific Publications
German
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