Die Sanierungsarbeiten in der AULA der Universität sind mehr als reine Modernisierungsmaßnahmen. Sie geben Aufschluss über die bewegte Geschichte eines einzigartigen Bamberger Kulturdenkmals – und dank des Fundes jüdischer Grabsteine auch über ein Stück Stadtgeschichte. Bei einem Pressegespräch wurden die Fundstücke erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Eingebettet zwischen dem ehemaligen Dominikanerkloster, in dem heute das Staatliche Bauamt beheimatet ist, und dem Klostergarten, der heute ein Biergarten ist, liegt die ehemalige Dominikanerkirche. Die auf das Jahr 1401 zurückgehende älteste Hallenkirche Bayerns war der Universität Bamberg im Jahr 1999 in stark sanierungsbedürftigem Zustand als AULA übertragen worden. Derzeit wird sie umfassend renoviert, „die Gesamtkosten belaufen sich dabei auf ca. 8 Millionen Euro“, erklärt die Kanzlerin der Universität Dr. Dagmar Steuer-Flieser. Nach Abschluss der Baumaßnahmen soll die AULA der Universität Bamberg vor allem als Festhalle für Feierlichkeiten wie dem alljährlichen Dies academicus oder den Absolventenfeiern dienen.
Parallel zur Modernisierung schreitet die Untersuchung der bewegten Geschichte des einstigen Gotteshauses voran. Sogenannte „Rettungsgrabungen“ zur Dokumentation der Bodendenkmalsubstanz in den Seitenschiffen und dem Chor, die unter anderem notwendig waren, bevor die neue Heizungsanlage installiert werden konnte, brachten zahlreiche archäologische Befunde wie Auffüll- und Planierschichten, Fußbodenreste und Gräber ans Tageslicht.
Eine besondere Überraschung lieferte die Bausubstanz zweier Grüfte, die am Eingang des Chores liegen. Aus dem westlichen Grab konnten zwei Fragmente jüdischer Grabsteine geborgen werden. Im südöstlich gelegenen zweiten Grab fand sich ein Grabstein mit hebräischen Schriftzeichen aus dem Jahr 1400. „Der 70 x 55 cm große Stein war mit der Inschrift nach außen in die Seitenwand des Grabes eingebaut worden“, sagt Grabungsleitern Johanna Aas von der Firma „ReVe Büro für Archäologie“. „Die jüdischen Grabsteine wurden offensichtlich als Baumaterial für die erst später entstandenen Gräber der Gruft verwendet.“
Eine Besonderheit ist der Fund, weil der Grabstein nahezu als Ganzes verbaut und mit einer fast vollständig lesbaren Grabinschrift verziert ist. Diese verrät, wem zu Ehren er einstmals errichtet worden war: der schönen Rekhle, Tochter des geehrten Barukh, die am 11. August 1400 in Bamberg bestattet worden war. „Rekhle ist die fränkische Form des Namens Rachel“, erläutert Susanne Talabardon. Die Inschrift zitiere außerdem den biblischen Nakhum-Vers. „Das zeigt möglicherweise einen gelehrten Anspruch der Familie der Toten.“
Auch stadtgeschichtlich sind die Grabsteinfunde aufschlussreich. Die früheste Erwähnung eines jüdischen Friedhofs in Bamberg, der am Nordende des Sandgebiets außerhalb der Stadtmauer liegt, datiert auf das Jahr 1407. „Der Fund des Grabsteins und weiterer Fragmente legt jetzt nahe, dass dieser jüdische Friedhof bereits vor seiner Ersterwähnung genutzt wurde“, erläutert Stadtarchäologe Stefan Pfaffenberger. „Zusammen mit den Ergebnissen früherer Grabungen können wir außerdem davon ausgehen, dass zwischen Fluss und Domberg eine der wichtigsten Keimzellen der Stadt Bamberg liegt.“
Unter folgendem Link finden Sie die vollständige News der Universität Bamberg zu diesem Thema. Der Text steht Journalistinnen und Journalisten zur freien Verfügung.
https://www.uni-bamberg.de/kommunikation/news/artikel/juedische_grabsteine/
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