idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/16/2015 14:04

Aal: Besatzaktionen nicht immer hilfreich für den Populationsaufbau

Dr. Michael Welling Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Johann Heinrich von Thünen-Institut, Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei

    Thünen-Fischereiexperte sieht massenhaftes Einsetzen von Jungaalen in die Flüsse kritisch

    Dem Europäischen Aal geht es nach wie vor schlecht: Der Bestand dieser Wanderfisch-Art ist, gemessen an der Jungfisch-Rekrutierung, seit den 1970er-Jahren um rund 90 % zurückgegangen. Auch wenn in den vergangenen beiden Jahren eine leichte Erholung bei der Ankunft von Jungaalen an den Europäischen Küsten festgestellt wurde, bleibt die Art dennoch außerhalb sicherer biologischer Grenzen und wird nach dem Washingtoner Artenschutz-übereinkommen als bedrohte Art gelistet. Regelmäßig führen deshalb interessierte Verbände Besatzaktionen durch, bei denen junge Aale (Glasaale oder vorgestreckte Farmaale) in großen Mengen in die Flüsse und Seen ausgebracht werden. Erst jüngst wurden rund 300.000 Glasaale in die Elbe und ihre Nebengewässer besetzt. Doch diese gut gemeinten Aktionen treffen in der Fachwelt nicht nur auf Gegenliebe.

    Dr. Reinhold Hanel, Leiter des Thünen-Instituts für Fischereiökologie und Mitglied der Aal-Arbeitsgruppe des Internationalen Rates für Meeresforschung (ICES), gibt zu bedenken: „Bis heute lässt sich der Aal nicht künstlich fortpflanzen. Alle Jungaale, die in die Flüsse besetzt werden, entstammen Wildfängen aus den Mündungsgebieten westeuropäischer Flüsse.“ Eine der wenigen wissenschaftlichen Untersuchungen zur Glasaalfischerei, durchgeführt im Vilaine-Ästuar, einem bedeutenden Fanggebiet an der französischen Atlantikküste, kommt dabei zu dem Ergebnis, dass beim Fang und dem anschließenden Transport über 40 % der Aale sterben. Hanel: „Auch wenn in anderen Fanggebieten die Sterblichkeiten durch schonendere Fangmethoden etwas geringer ausfallen, heißt das, dass wesentlich mehr junge Aale gefangen werden müssen, als bei den Besatzaktionen überhaupt ausgesetzt werden.“

    Reinhold Hanel, der derzeit Untersuchungen in der Sargassosee, der „Kinderstube“ der Aale im Westatlantik durchführt, weiß sich in seiner kritischen Einschätzung zu den Besatzaktionen einig mit dem Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES). „Ein Aalbesatz ist zumindest in der gegenwärtigen Bestandssituation nur dann sinnvoll, wenn er der Stützung des Gesamtbestandes dient, nicht zur Aufrechterhaltung der Fischerei. Es muss ein positiver Nettoeffekt für diese gefährdete Art erzielt werden. Das heißt, abzüglich der Fang- und Transportsterblichkeit muss die Überlebenswahrscheinlichkeit der Jungaale in den besetzten Flüssen und Seen höher sein als in den Ursprungsgewässern“, so der Forscher.

    Um den Besatzerfolg nachweisen zu können, sind einige Länder wie Schweden dazu übergegangen, Besatzaale zu markieren. Die von der Wissenschaft seit Jahren erhobene Forderung, dies auch in Deutschland landesweit verpflichtend festzuschreiben, wurde bisher nicht umgesetzt.


    Images

    Junger Aal
    Junger Aal
    (Foto: Thünen-Institut/Jan-Dag Pohlmann)
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Biology, Environment / ecology, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Transfer of Science or Research
    German


     

    Junger Aal


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).