idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
04/17/2015 14:29

Nach Reanimation zurück im Leben

Stefan Zorn Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Medizinische Hochschule Hannover

    MHH bietet bei kardiogenem Schock moderne Behandlungsmethoden / Patient berichtet

    Fast 300.000 Menschen erleiden allein in Deutschland jedes Jahr einen Herzinfarkt. Trotz immer besser werdender Versorgung überleben 60.000 der Betroffenen ihren Infarkt nicht. Viele von ihnen erleiden einen sogenannten kardiogenen Schock: Das Herz ist so geschwächt, dass es nicht mehr eine ausreichende Menge Blut in den Körper pumpen kann. Ein kardiogener Schock tritt oft ohne Vorzeichen innerhalb der ersten 48 Stunden nach einem Herzinfarkt auf. Für die Betroffenen ist es überlebenswichtig, dass sie in einer Klinik mit einem spezialisierten Reanimationszentrum behandelt oder schnellstmöglich dorthin verlegt werden.

    Zwischen Leben und Tod
    Uwe Bentlage war einer von ihnen. Im September 2012 war der Journalist in einer Klinik. Dort brach er auf dem Klinikflur bewusstlos zusammen. Die Ärzte diagnostizierten einen schweren Herzinfarkt. Uwe Bentlage schwebte zwischen Leben und Tod, musste 45 Minuten lang reanimiert werden. Mit einem kardiogenen Schock wurde der immer noch bewusstlose Patient in die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) verlegt. „Bei uns können derartige Herzerkrankungen – dank der engen Kooperation der kardiologischen, herzchirurgischen und anästhesiologischen Kliniken – exzellent behandelt werden“, erklärt Professor Dr. Johann Bauersachs, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie.

    Therapie mit Minipumpe, ECMO und Hypothermie Die MHH-Kardiologen mussten bei dem Journalisten nach einem ST-Hebungsinfarkt mit Kammerflimmern mit Hilfe einer Koronarangiographie den Verschluss der rechten Herzkranzarterie wieder eröffnen und setzten einen Stent ein. Doch das allein reichte nicht: Beide Herzkammern waren so extrem in ihrer Pumpleistung eingeschränkt, dass die Ärzte auf der Intensivstation zu einer Dreifachtherapie greifen mussten: Hypothermie, Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO) und Miniaturpumpe zur Unterstützung der linken Herzkammer.

    Bei reanimierten Patienten wird an der MHH als Standardtherapie eine Hypothermie eingeleitet. Dabei wird die Körpertemperatur gezielt auf 32 bis 34 Grad Celsius abgesenkt. Klinische Studien haben gezeigt, dass die Hypothermie die Überlebenschancen nach Reanimationen steigert. „Vor allem wird die durch Sauerstoffmangel während des Herzstillstands bedingte Hirnschädigung deutlich vermindert“, sagt Professor Dr. Andreas Schäfer, stellvertretender Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie und Leiter der kardiologischen Intensivstation.

    Zudem setzen die Ärzte dem Patienten ein Herzunterstützungssystem ein. „Mit unseren minimal-invasiven Methoden haben wir über die Leistenarterie eine Impella-Mikroaxialpumpe in die linke Herzkammer implantiert“, erläutert Professor Bauersachs. Sie übernimmt die Pumpfunktion des Herzmuskels und befördert das Blut in den Körper. Außerdem haben die Ärzte der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie den Patienten mit einer sogenannten ECMO versorgt, einer extrakorporalen Membranoxygenierung. Dem Patienten wird dabei aus einer großen Vene das sauerstoffarme Blut entnommen. Im ECMO-Gerät findet – ähnlich wie sonst in der Lunge – der Gasaustausch statt. Das sauerstoffreiche Blut wird dem Patienten in eine Arterie zurückgeführt. Die MHH ist bundesweit bekannt für die hohe Expertise, die sie beim Einsatz dieser Methode hat.

    Das Herz erholte sich nach einer Woche
    „Alle diese Maßnahmen haben das geschädigte Herz entlastet“, sagt Professor Bauersachs. „Nach einer Woche hatte sich der Herzmuskel so weit erholt, dass wir die Unterstützungssysteme schrittweise entfernen konnten.“ Der große Vorteil des Reanimationszentrums der MHH, die auch über eine „Acute and Advanced Heart Failure Unit“ verfügt, ist, dass für extreme Notfälle auch die Kompetenz der herzchirurgischen Klinik von Professor Dr. Axel Haverich jederzeit verfügbar ist. „Ob komplexe Bypass- oder Herzklappenoperationen oder das Einsetzen sogenannter Kunstherzen bis hin zur Herztransplantation stehen wir im Zusammenspiel mit den Kardiologen für unsere Patienten bereit“, sagt Professor Haverich, Direktor der Klinik für Herz-, Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie.

    Etwas vom Glück zurückgeben
    Uwe Bentlage hat von diesen zweieinhalb Wochen nichts mitbekommen. „Ich war die gesamte Zeit bewusstlos und bin erst in der anderen Klinik wieder aufgewacht“, wohin er nach seiner intensivmedizinischen Behandlung in der MHH wieder zurückverlegt worden war. In einer mehrmonatigen Rehabilitation fand der heute 54-Jährige wieder zurück ins Leben. „Ich musste sogar das Gehen wieder neu lernen.“ Vor seinem Infarkt hatte Bentlage das Regionalstudio eines Rundfunksenders in Hannover geleitet, nahm als Hobby an Schwimmwettkämpfen teil. Mittlerweile ist er berentet, arbeitet aber immer noch als freier Journalist. Beim jüngsten Belastungs-EKG bescheinigte ihm sein Kardiologe Top-Werte, Wettkampfschwimmen will er aber lieber nicht mehr. Mittlerweile unterstützt Uwe Bentlage das THW Wunstorf als aktiver Helfer. „Ich möchte gern etwas zurückgeben von dem Glück, das ich hatte.“ Sagt er und erinnert daran, dass man ihm eine Überlebenschance von 15 Prozent gegeben hatte. „Den 20. September feiere ich als meinen zweiten Geburtstag.“

    Hannover Herz Messe informiert Experten

    Der kardiogene Schock wird auch ein Thema bei der 3. Hannover Herz Messe sein, einer Fortbildungsveranstaltung für Ärzte am 8. und 9. Mai 2015 im Hannover Congress Centrum. Die Messe wird gemeinsam organisiert von den MHH-Kliniken der Professoren Bauersachs und Haverich und dem Bundesverband der Niedergelassenen Kardiologen, Landesverband Niedersachsen. Ein spezieller Fokus wird in diesem Jahr auf die Komorbidität von Lungenerkrankungen bei Herzpatienten gelegt. Zudem finden Patientenseminare zur Fallot’schen Tetralogie und zur peripartalen Kardiomyopathie statt. Das aktuelle Programm und das Anmeldeformular finden Sie unter www.hannover-herz-messe.de.

    Weitere Informationen erhalten Sie bei Professor Dr. Johann Bauersachs, bauersachs.johann@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-3841, und bei Professor Dr. Axel Haverich, haverich.axel@mh-hannover.de, Telefon (0511) 532-6580.


    Images

    Professor Dr. Axel Haverich, Uwe Bentlage und Professor Dr. Johann Bauersachs (von links)
    Professor Dr. Axel Haverich, Uwe Bentlage und Professor Dr. Johann Bauersachs (von links)
    „Foto: MHH/Tom Figiel“
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

    Professor Dr. Axel Haverich, Uwe Bentlage und Professor Dr. Johann Bauersachs (von links)


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).