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04/30/2015 11:53

Flussriese Stör zurück in der Havel

Karl-Heinz Karisch Pressestelle des Forschungsverbundes Berlin e.V.
Forschungsverbund Berlin e.V.

    Am 4. Mai 2015 werden etwa 250 junge Störe in die Freiheit entlassen. Der Besatz ist Teil der Umsetzung des Nationalen Aktionsplans für den Europäischen Stör. Gemeinsam mit dem Brandenburgischen Umweltminister Jörg Vogelsänger, dem Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs sowie Behörden- und Verbandsvertretern werden Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) die etwa zehn Monate alten Fische im Potsdamer Stadtgebiet in die Havel setzen. – Ein wichtiger Schritt, diese in Deutschland als ausgestorben geltende Fischart wieder in ihrem ehemaligen Lebensraum anzusiedeln.

    Mit bis zu 5,4 Metern Körperlänge und einem Gewicht von bis zu 800 Kilogramm war der Europäische Stör einst der größte Fisch in unseren heimischen Gewässern. Havel und Spree zählten vor 150 Jahren noch zu seinem natürlichen Verbreitungsgebiet. Hier befanden sich Laich- und Aufwuchsgebiete und damit die „Kinderstube“ des Störs, bevor die Tiere in Richtung Nordsee abwanderten. Doch die sanften Riesen verschwanden mit der Zeit: Wasserverschmutzung, Gewässerausbau und Stauwehre versperrten ihnen den Weg zurück. So geschah es auch in allen anderen Gewässern seines Verbreitungsgebiets. Seit den 1970-er Jahren gilt der Europäische Stör in Deutschland deshalb als ausgestorben. Aber das soll nicht so bleiben!

    Ein langer und weiter Weg für den Stör

    Wissenschaftler am Leibniz-Institut für Binnenfischerei und Gewässerökologie (IGB) in Berlin haben in Kooperation mit dem französischen Institut für Umweltforschung (Irstea) ein Nachzuchtprogramm mit Elterntieren aus der letzten wildlebenden Population des Europäischen Störs in Frankreich aufgelegt. „Die Arbeiten in Deutschland sind Teil eines umfassenden Projektes der Gesellschaft zur Rettung des Störs e.V. und ihrer Partner, um den Stör wieder in seine angestammten Lebensräume zurück zu bringen,“ erklärt Dr. Jörn Geßner, der das Programm am IGB koordiniert. „Seit 2008 haben wir zu diesem Zweck rund 19.000 kleine Störe in der Havel und im Elbegebiet ausgewildert.“

    Strenge Umweltauflagen führten dort in den letzten 25 Jahren zu einer deutlichen Verbesserung der Wasserqualität. Am Elbe-Wehr in Geesthacht ermöglicht seit 2010 eine der größten Fischtreppen Europas auch den ausgewachsenen Stören den Aufstieg. Aber schon im Mündungsbereich der Havel ist Schluss: „Die Schleusen bei Gnevsdorf bzw. Quitzöbel wären gegenwärtig noch die Endstation für mögliche Heimkehrer“, mahnt Jörn Geßner. Er hofft, dass die Tiere in zwölf bis 20 Jahren – dann erst werden sie geschlechtsreif– wieder ungehindert in die Flüsse hinaufziehen können. Noch reihen sich jedoch in der Unterhavel insgesamt zehn für Störe unüberwindbare Bauwerke auf und verhindern so die Rückkehr der Elterntiere.

    Wissenschaftler fordern Durchwanderbarkeit der Havel und Spree

    Zur Wiederherstellung der Durchwanderbarkeit von Havel und Spree gemäß der EU-Wasserrahmen-Richtlinie sind also erhebliche Anstrengungen nötig. In einem gemeinsamen Positionspapier haben sich Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt gegenüber dem Bund zu ihrer Verantwortung für den Europäischen Stör als Havelbewohner bekannt. „Dies ist ein wichtiger Schritt, um auch die Wasserstraßenverwaltung mit ins Boot zu holen“, sagt Dr. Jörn Geßner. Am Ende würden davon neben dem Stör auch andere typische Fluss- und Wanderfischarten wie der Atlantische Lachs, das Flussneunauge oder der Nordseeschnäpel, die einst in der Havel heimisch waren, profitieren und zu einer typischen und vielfältigen Fischartengemeinschaft beitragen.

    Presseeinladung:

    Termin: Montag 4. Mai 2015
    Zeit:11:00-12:30 Uhr
    Ort: Uferpromenade Schiffbauergasse (gegenüber VW-Design-Center), 14467 Potsdam

    Medienvertreter sind herzlich zur dieser Veranstaltung eingeladen. Beim Termin bestehen Foto-/Filmmöglichkeiten für Außenaufnahmen an der Havel (Gewässer, junge Störe – Entladung und Besatz in die Elbe) und Möglichkeiten für Interviews mit dem Minister sowie mit Wissenschaftlern des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei sowie ggf. mit Lokalpolitikern. Es werden darüber hinaus Stör-Patenschaften an die Teilnehmer verliehen. Bitte denken Sie an wetterfeste Kleidung und festes Schuhwerk. Der Termin findet bei jedem Wetter draußen statt.

    Wir bitten dafür um vorherige Anmeldung bei:
    Angelina Tittmann
    Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin
    Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
    Tel. 030 64181631
    Mobil: 0170 4549034
    E-Mail: tittmann@igb-berlin.de

    Ansprechpartner:
    Dr. Jörn Geßner
    Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), Berlin
    Müggelseedamm 310
    12587 Berlin
    Tel. 030/64181626
    E-Mail: sturgeon@igb-berlin.de

    Weitere Informationen zum IGB:
    Die Arbeiten des IGB verbinden Grundlagen- mit Vorsorgeforschung als Basis für die nachhaltige Bewirtschaftung der Gewässer. Das IGB untersucht dabei die Struktur und Funktion von aquatischen Ökosystemen unter naturnahen Bedingungen und unter der Wirkung multipler Stressoren. Forschungsschwerpunkte sind unter anderem die Langzeitentwicklung von Seen, Flüssen und Feuchtgebieten bei sich rasch ändernden globalen, regionalen und lokalen Umweltbedingungen, die Entwicklung gekoppelter ökologischer und sozioökonomischer Modelle, die Renaturierung von Ökosystemen und die Biodiversität aquatischer Lebensräume. Die Arbeiten erfolgen in enger Kooperation mit den Universitäten und Forschungsinstitutionen der Region Berlin/Brandenburg und weltweit. Das IGB gehört zum Forschungsverbund Berlin e. V., einem Zusammenschluss von acht natur-, lebens- und umweltwissenschaftlichen Instituten in Berlin. Die vielfach ausgezeichneten Einrichtungen sind Mitglieder der Leibniz-Gemeinschaft.


    More information:

    http://www.igb-berlin.de


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    Etwa 19.000 kleine Störe wurden seit 2008 in Havel und Elbe entlassen. Die Besatzaktionen – wie hier im Herbst 2014 in Rathenow – finden zahlreiche kleine und große Unterstützer.
    Etwa 19.000 kleine Störe wurden seit 2008 in Havel und Elbe entlassen. Die Besatzaktionen – wie hier ...
    Foto: Philipp Freudenberg
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    250 kleine Störe werden am 4. Mai 2015 auf die Reise ihres Lebens geschickt. Von der Havel aus machen sie sich auf den Weg über die Elbe in die Nordsee.
    250 kleine Störe werden am 4. Mai 2015 auf die Reise ihres Lebens geschickt. Von der Havel aus mache ...
    Foto: IGB
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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Environment / ecology, Oceanology / climate, Zoology / agricultural and forest sciences
    regional
    Press events, Research projects
    German


     

    Etwa 19.000 kleine Störe wurden seit 2008 in Havel und Elbe entlassen. Die Besatzaktionen – wie hier im Herbst 2014 in Rathenow – finden zahlreiche kleine und große Unterstützer.


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    250 kleine Störe werden am 4. Mai 2015 auf die Reise ihres Lebens geschickt. Von der Havel aus machen sie sich auf den Weg über die Elbe in die Nordsee.


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