Nach 18 Jahren Forschung an Primaten und Ratten hat sich Nikos Logothetis aus persönlichen Gründen entschlossen, seine Forschung am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik lediglich an Ratten weiterzuführen. Dies bedeutet jedoch
keinesfalls, dass Experimente an Ratten die Primatenforschung ersetzen können. Während Primaten für die Kognitionsforschung unerlässlich sind, können die Weiterentwicklung von Messmethoden und die Erforschung der Selbstorganisation neuronaler Netzwerke jedoch auch an Ratten erfolgen.
Neurowissenschaftliche Grundlagenforschung an Primaten, wie sie bisher am Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik durchgeführt wird, ist nach wie vor für den medizinischen Fortschritt unverzichtbar. „Ich bin der festen Überzeugung, dass die menschliche Kognition und damit auch das Wissen über neurologische und psychiatrische Krankheiten nur an Primaten erforscht werden kann“, sagt Nikos Logothetis. „Denn nur Primaten haben vergleichbare Verknüpfungen der Hirnareale und dieselbe Organisation der Hirnrinde wie der Mensch. Ratten sind als Modellorganismus für höhere kognitive Prozesse vollkommen ungeeignet, da bei ihnen bestimmte Hirnstrukturen überhaupt nicht vorhanden sind.“
Die Entscheidung des renommierten Neurowissenschaftlers, die Forschung an Primaten auslaufen zu lassen, fiel aufgrund unaufhörlicher Diffamierungen von Seiten der radikalen Tierversuchsgegner. Logothetis bedauert darüber hinaus, dass den fortwährend falschen Behauptungen und teils illegalen Aktivitäten der Tierrechtler von wissenschaftlichen Organisationen öffentlich nicht energisch genug entgegengetreten wird.
Für die Max-Planck-Gesellschaft ist die Primatenforschung zur Klärung drängender Fragen, die für das Verständnis von Krankheiten Voraussetzung ist, unentbehrlich. Dazu gehören Fragen, wie spezialisierte Hirnareale miteinander arbeiten, wie Gedächtnisinhalte gespeichert und wiedergefunden werden oder welche Hirnzustände die Grundlage für Entscheidungen sind. Um diesen Fragen nachzugehen, werden gleichzeitig durchgeführte Untersuchungen der Aktivität von kleinen Gruppen von Nervenzellen und ausgedehnten neuronalen Netzwerken benötigt. Die dazu notwendigen Methoden wurden in den vergangenen 18 Jahren hier am Institut entwickelt und sind weltweit einzigartig. Dies gelang nur durch die Forschungsphilosophie der Max-Planck-Gesellschaft, die auch für die finanzielle Sicherheit sorgt.
Neurowissenschaftliche Tierversuche im Allgemeinen und Primatenversuche im Speziellen sind existenziell für den medizinischen Fortschritt. Ob Tierversuche Bestandteil von Forschung sein sollen, ist deshalb eine wichtige gesellschaftliche Entscheidung.
Kontakt:
Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik
-Presse- und Öffentlichkeitsarbeit-
Christina Bornschein
Telefon: +49(0)7071601-777
E-Mail: presse-kyb@tuebingen.mpg.de
http://www.kyb.tuebingen.mpg.de
http://hirnforschung.kyb.mpg.de
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