idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
05/27/2015 14:30

Unstatistik des Monats: Ungleichheit – Schiefer OECD-Vergleich

Katharina Brach Kommunikation
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.

    Die Unstatistik des Monats Mai ist ein Produkt der OECD: Laut einer am 21. Mai publizierten Studie verdienen die obersten 10 Prozent der deutschen Erwerbstätigen 6,6-mal so viel wie die untersten 10 Prozent. Die Einkommensunterschiede in Deutschland seien größer als in vielen anderen Industrienationen. Es folgten die üblichen Klagen der Gewerkschaften und von Teilen der Presse über eine vergleichsweise große Ungerechtigkeit am deutschen Arbeitsmarkt. So titelte zum Beispiel die Frankfurter Rundschau am 21. Mai „So ungleich ist Deutschland“.

    Das Problem: Der oben genannte Faktor 6,6 bezieht sich nur auf Menschen, die tatsächlich Arbeit haben. Verliert ein teilzeitbeschäftigter Arbeitnehmer mit geringem Verdienst seinen Arbeitsplatz, so geht die Ungleichheit zurück! Denn Einkommen von null fallen aus der Betrachtung völlig heraus. In dem Umfang aber, wie Teilzeitarbeitsverhältnisse selbst gewählt sind, liefert die Analyse der OECD einen schiefen Vergleich der Ungleichheit. Zudem ist die Teilzeitarbeit in Deutschland populärer als in Ländern, die bezüglich der Lohnungleichheit besser abschneiden.

    Auch die auf der OECD-Studie basierenden und in vielen Medien kolportierten internationalen Vergleiche der Ungleichheit der Vermögen führen in die Irre. Demnach verfügen die reichsten 10 Prozent der Deutschen über beinahe 60 Prozent des gesamten Nettohaushaltsvermögens. Das ist mehr als der OECD-Durchschnitt von 50 Prozent. Allerdings fallen in Deutschland alle Anwartschaften aus der gesetzlichen Rentenversicherung aus dem von der OECD gemessenen Vermögen heraus. Für viele Haushalte ist das der größte Teil des Vermögens überhaupt. Würde der dem Vermögen hinzugerechnet, wie in Ländern mit vorwiegend privater oder kapitalgedeckter Altersvorsorge, wäre die Ungleichheit der Vermögen in Deutschland wahrscheinlich beträchtlich kleiner.

    Natürlich ist das hohe Ausmaß der Einkommens- und Vermögensungleichheit ein großes soziales und ökonomisches Problem. Aber dessen Bewältigung wird nicht dadurch leichter, dass man verschiedene Zustände auf falsche Art und Weise vergleicht.

    ----------

    Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Walter Krämer, Tel.: (0231) 75 53 12 5

    Mit der „Unstatistik des Monats“ hinterfragen der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Dortmunder Statistiker Walter Krämer und RWI-Vizepräsident Thomas Bauer jeden Monat sowohl jüngst publizierte Zahlen als auch deren Interpretationen. Alle „Unstatistiken“ finden Sie im Internet unter www.unstatistik.de.


    More information:

    http://www.unstatistik.de - Weitere Informationen, Kontakte & Archiv
    http://www.oecd.org/social/in-it-together-why-less-inequality-benefits-all-97892... - OECD-Studie: "In It Together: Why Less Inequality Benefits All"


    Images

    Attachment
    attachment icon Pressemitteilung im PDF-Format

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars, Students, Teachers and pupils, all interested persons
    Economics / business administration, Social studies
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).