Die Gesellschaft für Deutsche Sprache lädt am Donnerstag, dem 15. Mai 2003, 19.00 Uhr, zum Vortrag ein. Prof. Dr. Dieter Cherubim, Universität Göttingen, spricht zum Thema "Hol's der Geier!" oder: Wie kommt ein Ding zu seinem Namen?
Die Veranstaltung findet im Gebäude 40/Raum 427 der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Zschokkestr. 32, statt. Der Eintritt ist frei, die interessierte Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.
Warum soll das Ding ausgerechnet der Geier holen? Zur Beantwortung dieser Frage wird der Göttinger Sprachwissenschaftler in seinem Vortrag auch einige "Bilder" bzw. Konzepte des Geiers herausarbeiten, die zur Benennung des ungeliebten Vogels geführt haben. Ziel des Vortrages ist also, ein Stück Sprachkulturarbeit exemplarisch zu verdeutlichen.
Wir Sprecher einer Sprache benennen Dinge und machen unsere Wirklichkeit erst dadurch erfahrbar. Oftmals suchen wir sogar für innovative Gedanken eine sprachliche Hülle. Solche lexikalischen "Neuerungen" entstehen meistens durch das Zusammenwirken von sprachlichen Konzepten. Dabei erweitern wir vorhandene Bedeutungen, wir differenzieren und kombinieren diese. All das führt zu einer unbegrenzten Produktion immer neuer Sprachzeichen. Über Jahrhunderte hinweg ist unsere Muttersprache äußert flexibel und passt sich unseren veränderten kommunikativen Bedürfnissen an. Deshalb können vor allem historische Sprachen auch als Protokolle einer fortwährenden Restrukturierung und kulturellen Verarbeitung von Wirklichkeit gelesen werden. In der Menschheitsgeschichte sind es nicht selten Tiere, die wir uns als Fabelwesen vorstellen. Sie sind schon sehr lange Gegenstände kognitiver, emotionaler und handlungspraktischer Aneignung gewesen. Das zeigt sich nicht nur in uralten Bildern und Mythen, sondern auch in ihrer sprachkulturellen Verarbeitung, die wir wenigstens ansatzweise mit den Mitteln sprachhistorischer Analyse rekonstruieren können. Was uns jeweils an ihnen besonders auffällt, wird in sprachlichen Konzepten eingefangen: Die Gier des Geiers charakterisiert diesen Raubvogel. Unter den Vögeln sind die Geier im allgemeinen eher exotische und negativ bewertete Erscheinungen, zumal die meisten von uns keinerlei direkte Erfahrungen mit ihnen verbinden. Wir kennen den Geier durch naturwissenschaftliche Darstellungen, literarische Erzählungen oder Karikaturen.
Prof. Dr. Dieter Cherubim ist Sprachwissenschaftler am Seminar für Deutsche Philologie der Universität Göttingen.
Weitere Informationen: Dr. Kornelia Pape, Vorsitzende der Gesellschaft für Deutsche Sprache, Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Institut für Germanistik, Tel.: 0391 67-16640/67-16616; Fax: 0391 67-16559; E-Mail: kornelia.pape@gse-w.uni-magdeburg.de
Criteria of this press release:
Language / literature, Social studies
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research results
German
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