München – In Deutschland werden jährlich etwa 4 000 Kinder mit weniger als 1 500 Gramm Geburtsgewicht geboren, noch vor der 32. Schwangerschaftswoche. Je früher sie zur Welt kommen, umso größer ist ihr Risiko, eine schwere Augenerkrankung zu entwickeln. Die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) rät deshalb zu regelmäßigen augenärztlichen Kontrollen bei „Frühchen“, um Sehschäden oder Erblindung zu verhindern. In ländlichen Regionen ohne spezialisierte Behandlungszentren können dabei telemedizinische Projekte helfen.
Die Fortschritte in der Neugeborenen-Intensivmedizin haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten das Überleben immer kleinerer und unreiferer „Frühchen“ ermöglicht. Damit gehen jedoch oft Entwicklungsstörungen an verschiedenen Organen einher, insbesondere an den Augen. „Die Frühgeborenen-Netzhauterkrankung Retinopathia praematurorum zählt hierzulande zu den häufigsten Ursachen einer schweren Sehbehinderung im Kindesalter“, betont Professor Dr. med. Horst Helbig, Direktor der Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Regensburg. Dabei wuchern feine Blutgefäße aus dem Augenhintergrund in die unreife Netzhaut ein. Das feine Netzhautgewebe löst sich ab und vernarbt. Je jünger das Frühgeborene bei der Geburt und je niedriger sein Geburtsgewicht, desto höher das Risiko, dass das Kind eine Frühgeborenen-Retinopathie entwickeln wird.
„Im Frühgeborenenalter ist es daher äußerst wichtig, dass rechtzeitig ein Augenarzt hinzugezogen wird, um durch Früherkennung und sofortige Therapie das Fortschreiten der Netzhauterkrankung zu verhindern“, so Helbig, der erster Vizepräsident der DOG ist. Mit einer Laserbehandlung oder einer operativen Medikamenteneingabe in die Augen lässt sich in den meisten Fällen die Sehkraft erhalten. Die operative Medikamenteneingabe ist dabei eine recht neue Methode, die derzeit in der CARE-ROP Studie in Freiburg, Regensburg und anderen deutschen Zentren untersucht wird. Um festzustellen zu können, welche Kinder behandelt werden müssen, ist jedoch zunächst eine Screening-Untersuchung der Augen notwendig. „Diese muss durch Augenärzte mit viel Erfahrung mit dieser Krankheit erfolgen“. Die Behandlung sollte deshalb an spezialisierten Zentren stattfinden.
Der Transport von der Neugeborenenstation zum Zentrum ist für das Kind jedoch belastend und riskant. Telemedizin ermöglicht es den Ärzten, die Diagnose auch aus der Ferne zu stellen: Dafür macht die Frühgeborenenstation des örtlichen Krankenhauses Fotos vom Augenhintergrund des Kindes und übermittelt diese digital an ein spezialisiertes Zentrum. Dort beurteilen Experten rasch und kompetent, ob eine Therapie erforderlich ist. Nur wenn eine Behandlung nötig ist, müssen die Eltern mit dem Kind das Zentrum aufsuchen. Die bayerische Staatsregierung, die Sparkassenstiftung und die Stiftung KUNO (Kinder-Universitätsklinik Ostbayern) haben ein solches Telemedizin-Projekt in Ostbayern mit Zuschüssen unterstützt. „Solche und ähnliche Projekte verbessern die Chance der ganz kleinen Frühgeborenen auf ein normales, glückliches Leben“, sagt Helbig.
DOG: Forschung – Lehre – Krankenversorgung
Die DOG ist die medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft für Augenheilkunde in Deutschland. Sie vereint unter ihrem Dach mehr als 6500 Ärzte und Wissenschaftler, die augenheilkundlich forschen, lehren und behandeln. Wesentliches Anliegen der DOG ist es, die Forschung in der Augenheilkunde zu fördern: Sie unterstützt wissenschaftliche Projekte und Studien, veranstaltet Kongresse und gibt wissenschaftliche Fachzeitschriften heraus. Darüber hinaus setzt sich die DOG für den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Augenheilkunde ein, indem sie zum Beispiel Stipendien vor allem für junge Forscher vergibt. Gegründet im Jahr 1857 in Heidelberg ist die DOG die älteste medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft der Welt.
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