Neben den oft recht komplexen Gesängen geben Singvögel auch eine Vielzahl einfacherer Rufe von sich. Ihre Funktion ist bislang jedoch kaum bekannt. Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen haben nun das gesamte individuelle Rufrepertoire in Gruppen gehaltener Zebrafinken aufgenommen. Dabei haben sie entdeckt, dass die Vögel im Laufe des Brutzyklus ihr Rufrepertoire und ihr Rufverhalten in der Gruppe verändern. Mittels spezieller Miniatur-Mikrofonsender haben die Forscher zudem innerhalb der Pärchen exakt aufeinander abgestimmte Rufmuster identifiziert, die mit erfolgreicher Eiablage zusammenhängen.
Vogelgesang fasziniert nicht nur Vogelliebhaber, sondern auch Wissenschaftler. Denn durch seine Auffälligkeit und Vielfalt kann man Gesänge gut messen, Veränderungen feststellen und mit verschiedenen biologischen Vorgängen in Beziehung setzen. Dies hat zur Folge, dass die weniger auffälligen und oft einfacher strukturierten Rufe der Singvögel in der Forschung bislang eher vernachlässigt wurden, obwohl sie zum Teil von Vögeln häufiger zur direkten Verständigung eingesetzt werden als Gesänge.
So auch beim Zebrafinken, ein ursprünglich aus Australien stammender Singvogel, der in Gruppen lebt und am Tag mehrere tausend Rufe von sich gibt. Deren Funktion bei der Partnerwahl und Paarbindung innerhalb der Gruppe konnte bislang nicht erforscht werden, da die Rufe einzelner Individuen nicht aufgenommen und zugeordnet werden konnten. Dies ist nun Wissenschaftlern der Abteilung Verhaltensneurobiologie am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen mittels modernster Aufnahmemethoden gelungen. Anhand eines Miniatur-Mikrofonsenders, der in einem kleinen Rucksacksystem auf den Tieren angebracht wurde, konnten sie das gesamte Rufrepertoire jedes Individuums innerhalb der Gruppe erfassen.
Die Forscher statteten 32 Zebrafinken mit „Mikrofonrucksäcken“ aus und hielten Männchen und Weibchen zur Gewöhnung an die High-Tech-Ausrüstung zunächst getrennt voneinander in Volieren. Zu Beginn der Studie wurden dann je vier Männchen und Weibchen zusammen in eine große Voliere gesetzt. Kurz darauf bildeten sich innerhalb der Gruppe einzelne Paare. Sobald dann Nistmaterial hinzugegeben wurde, begannen diese Paare sofort mit dem Nestbau, nur einige davon legten jedoch Eier.
Die Wissenschaftler fanden, dass während der verschiedenen Brutphasen, besonders ab dem Nestbau, die Tiere ihr Rufverhalten veränderten. Sie benutzten häufiger bestimmte Rufarten, wie beispielsweise die sogenannten “cackle“-Rufe, eine Art Gegacker. Die verschiedenen Rufe wurden abwechselnd und mit der Zeit in immer exakterer Abfolge ausgetauscht und zwar mehr und mehr mit dem eigenen Partner als mit den anderen Gruppenmitgliedern.
Die Paare, die auch zusammen Eier hatten, hatten ihre Rufe besonders gut aufeinander abgestimmt. “Die Art der Rufe und ihre zeitliche Koordination sind also wichtig für eine erfolgreiche Brut“, sagt Lisa Gill, Erstautorin der Studie. Die sich lebenslang verpaarenden Tiere sind in zuweilen sehr trockenen Gebieten Australiens beheimatet. Sie können das ganze Jahr über mit der Brut beginnen, sobald plötzliche Regenfälle dies zulassen. Paare müssen also sehr schnell auf Veränderungen reagieren können, um erfolgreich zu brüten. „Ein flexibles Rufrepertoire könnte als Reaktion auf sich ändernde Umweltbedingungen für die biologische Fitness der Tiere wichtig sein“, so Gill. (SL)
Originalveröffentlichung:
Patterns of call communication between group-housed zebra finches change during the breeding cycle
Lisa F. Gill, Wolfgang Goymann, Andries Ter Maat, Manfred Gahr
Publiziert auf elife (Open Access) am 6. Oktober 2015: http://elifesciences.org/content/4/e07770
Kontakt:
Lisa Gill
Abteilung Verhaltensneurobiologie
Max-Planck-Institut für Ornithologie
82319 Seewiesen
Email: lgill@orn.mpg.de
Tel.: 08157 932 388
Gegenseitiges Putzen und sehr viel Nähe: u.a. daran erkennt man Zebrafinkenpärchen. Foto: Lisa Gill
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Criteria of this press release:
Journalists
Biology
transregional, national
Research results
German
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