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05/26/2003 11:31

Das Elbehochwasser 2002 - ein Rückblick

Dr. Renate Hoer Abteilung Öffentlichkeitsarbeit
Gesellschaft Deutscher Chemiker e.V.

    Die ermittelten gütemäßigen Belastungsdaten beim Elbehochwasser 2002 sind im Vergleich zu einem normalen Frühjahrshochwasser nicht als ungewöhnlich hoch einzustufen. Auf keinen Fall wurde das Belastungsniveau der 1970er und 1980er Jahre in der Wasserphase erreicht. Das wurde auf der Jahrestagung der Wasserchemischen Gesellschaft, einer Fachgruppe in der Gesellschaft Deutscher Chemiker, vom 26. bis 28. Mai 2003 berichtet.

    Die extremen Niederschlagsereignisse in Mitteleuropa zwischen dem 1. und 13. August 2002 haben insbesondere im Einzugsgebiet der Moldau und im Erzgebirge zu Niederschlagsmengen geführt, die stellenweise das vierfache der durchschnittlich fallenden Mengen erreichten. Durch diese extremen Niederschläge kam es zu einem verheerenden Hochwasser in den Einzugsgebieten der Moldau/Elbe, der Erzgebirgsnebenflüsse und der Mulde. In Kenntnis der drohenden Hochwasserkatastrophe erfolgte neben zahlreichen Sonderuntersuchungsprogrammen der Elbeanliegerländer und anderer Institutionen am 16. August eine Hubschrauberlängsprofilbefliegung mit schwerpunktmäßiger Probenahme im tschechischen Bereich und im Mündungsbereich der Mulde, die gemeinsam von der GKSS und der Wassergütestelle Elbe durchgeführt wurde und deren Vorbereitung am 14. August begann. Eine weitere Hubschrauberbefliegung fand am 21. August mit Probenahme von der Muldemündung bis zum Hamburger Stromspaltungsgebiet unterhalb des Wehres Geesthacht statt. Im Rahmen des routinemäßigen ARGE-ELBE-Messprogramms folgte dann
    eine dritte Hubschrauberbefliegung im Tidebereich der Elbe am 26. August 2002.

    Messungen bei Magdeburg und Wittenberg/Lutherstadt haben gezeigt, dass die Konzentrationen an chlorierten Kohlenwasserstoffen wie Hexachlorbenzol, Trichlorbenzole, Hexachlorcyclohexane und weiteren Lösungsmitteln in der Regel unter der Bestimmungsgrenze lagen. Bei Magdeburg gab es erhöhte Arsen-, Trichlorethylen-, Perchlorethylen-, a- sowie g-HCH-Werte. Die Mulde konnte aufgrund der Befunde dagegen als erhebliche Eintragsquelle für PCDD/F und dioxinähnliche PCB's identifiziert werden.

    Durch den Ausfall einer großen Anzahl kommunaler Kläranlagen in den direkt an der Elbe liegenden Gemeinden in der Tschechischen Republik und im Freistaat Sachsen ist es zu höheren bakteriellen und organischen Belastungen gekommen. Insgesamt wurde für die Schadstoffe ein abnehmender Gradient in Richtung Wehr Geesthacht festgestellt, wobei der größte Teil der Schwebstoffe in den Überflutungsräumen sedimentierte. Durch die hohen Zehrungsprozesse in den überströmten Vordeichländereien und Auen oberhalb des Wehres Geesthacht ist es, insbesondere in den gefluteten Havelpoldern, zu massiven Fischsterben gekommen, so dass sich die ursprünglich vorhandene Fischpopulation voraussichtlich erst in zwei bis drei Jahren wieder stabilisieren wird.

    Da die Transportzeiten in der Tideelbe außerordentlich kurz waren, haben sich im Hamburger Stromspaltungsgebiet und in den Hafenbecken nur relativ geringe Mengen an Schwebstoff abgelagert. Auch im Bereich der unteren Tideelbe dürfte sich die zusätzliche Sedimentation aufgrund der hohen Strömungsgeschwindigkeiten in Grenzen gehalten haben. Die Hochwasserwelle hat ebenfalls die im Brackwasserbereich vorhandene Trübungszone mit einem Schwebstoffinventar von rd. 300.000 t in den Ästuarbereich ausgespült.

    Mit der Hochwasserwelle sind überwiegend gelöste Stoffe in der Größenordnung von rund 20 bis 30 % (Ausnahme Arsen 70 %) einer normalen Jahresfracht als zusätzliche Belastung in die Nordsee eingeleitet worden.

    Prof. Dr. Heinrich Reincke, Wassergütestelle Elbe, Hamburg


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    Criteria of this press release:
    Biology, Chemistry, Environment / ecology, Oceanology / climate
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results, Scientific conferences
    German


     

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