Nach einer Brustkrebsbehandlung sollten sich Frauen möglichst keiner Hormonersatztherapie (HRT) unterziehen. Dazu rät die Deutsche Gesellschaft für Senologie (DGS) in ihren Konsensusempfehlungen zur Hormonsubstitution. Ärzte sollten eine HRT nur dann erwägen, wenn die Lebensqualität der Patientin durch klimakterische Beschwerden extrem eingeschränkt ist. "Das potenzielle Brustkrebsrisiko unter Hormonsubstitution ist umstritten", sagt Professor Dr. med. Diethelm Wallwiener, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Senologie. Bei Mammakarzinom-Patientinnen sei die HRT so gering wie möglich zu dosieren. In jedem Fall müsse der Arzt die Patientin über bestehende Risiken aufklären.
Bei vielen Frauen mit Brustkrebs bleibt nach einer Chemotherapie die Regel aus. Sie sind dadurch langfristig einem Hormonmangel ausgesetzt. Der niedrige Östrogenspiegel begünstigt unter anderem Knochenschwund und typische Symptome der Wechseljahre: Hitzewallungen, Lustlosigkeit und eine trockene Scheide. Es liegt nahe, Hormone zuzuführen, um diese Leiden zu lindern. Experten der Deutschen Gesellschaft für Senologie geben jedoch zu bedenken, dass nicht klar ist, ob die HRT das Überleben der Frau verkürzt. Belegt sei wiederum, dass Östrogene Brustkrebs begünstigen.
Die DGS begründet die Empfehlungen unter anderem mit dem möglichen Risiko für die Frau, einen Rückfall zu erleiden. Zum einen scheint es möglich, dass gesunde Frauen durch eine Hormonbehandlung eher an Brustkrebs erkranken. Das könnten bedeuten, dass sie auch Rückfälle begünstigt. "Eine ähnlich erhöhte Wahrscheinlichkeit eines Rückfalls bei Mammakarzinom-Patientinnen wäre fatal", so die DGS. Zum anderen sei das Risiko, an einem solchen Rückfall zu sterben viel höher, als das für andere Todesursachen. Außerdem verschlechtert sich die Qualität der Nachsorge. Denn die Östrogene verändern das Gewebe der Brust. Dies kann die bildgebenden Diagnoseverfahren, vor allem die Mammographie, aber auch die Magnetresonanztomographie (MRT) in ihrer Treffsicherheit beeinträchtigen.
Inzwischen verfügt die Medizin über Alternativen zur Hormonersatztherapie. Die Patientin kann sich vor Osteoporose schützen, indem sie Sport macht, bestimmte Diäten einhält und ausreichend Kalzium und Vitamin-D einnimmt. Ist sie bereits daran erkrankt, helfen ihr erwiesenermaßen Bisphosphonate den Knochenschwund einzudämmen. Die HRT galt bislang als vorbeugend gegen Herz-Kreislauferkrankungen. Dies scheint heute nicht mehr so eindeutig. Stattdessen spielen hierbei Ernährung und Lebensstil der Frauen eine große Rolle. Herz-Kreislauferkrankungen sind zudem medikamentös behandelbar. Gegen Schlafstörungen und Hitzewallungen kann der Arzt wirksam mit Antidepressiva vorgehen.
Viele dieser Frauen haben eine trockene Scheide. Die DGS rät in diesem Fall dazu, Gleitmittel zu benutzen. Der Östrogenmangel kann außerdem dazu führen, dass sich das Gewebe der Harn- und Geschlechtsorgane zurückbildet. Eine örtliche Behandlung mit Östrogenen kann dagegen helfen.
Die Deutsche Gesellschaft für Senologie räumt ein, dass die genannten Therapieformen für die Therapie klimakterischer Beschwerden nach Mammakrzinom in Deutschland nicht zugelassen sind. Führt ein Arzt eine Hormonersatztherapie durch, sollte er in bestimmten Intervallen versuchen, diese auszusetzen.
Die Konsensusempfehlungen sind auf der Homepage der Deutschen Gesellschaft für Senologie (www.senologie.org) einzusehen und in der Fachzeitschrift "Geburtshilfe und Frauenheilkunde", 62. Jg., Heft Nr. 11/2002, 1113-1115, veröffentlicht.
Terminhinweis: 23. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie (DGS) vom 19. bis 21. Juni 2003 in München im M, O, C, Lilienthalallee 40; D-80939 München
_Ich werde die 23. Jahrestagung der DGS in München besuchen.
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Anna Voormann
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Criteria of this press release:
Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Scientific Publications
German
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