idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/01/2015 11:48

„Frauen ticken anders – Männer erst recht!“

Dr. Annette Tuffs Unternehmenskommunikation
Paracelsus Medizinische Privatuniversität, Standort Nürnberg

    Frauen sterben im Durchschnitt sechs Jahre später als Männer – mit 84 Jahren. Was bedeutet dieser Unterschied für die moderne Medizin? Brauchen wir eine eigene „Gendermedizin“ oder geht sie in der sogenannten personalisierten Medizin auf, die das Ansprechen des einzelnen Patienten auf die Therapie im Blick hat? Eine Veranstaltung der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Nürnberg und des Klinikums Nürnberg und am 28.11.2015 versuchte eine Standortbestimmung.

    Ein Fazit der Veranstaltung: Für häufige Erkrankungen wie die Koronare Herzkrankheit und Tumorerkrankungen gibt es Unterschiede bei der Erkrankungshäufigkeit und dem Erfolg von Diagnostik und Therapien bei Männern und Frauen. Eine geschlechtsspezifische Behandlung ist deshalb notwendig. Männer und Frauen unterscheiden sich nicht nur in der unterschiedlichen körperlichen und genetischen Konstitution, sondern auch in ihrem Lebensstil und dem Umgang mit ihrer Erkrankung.

    Frauen wollen reden, Männer wollen handeln

    Krebserkrankungen werden oft unterschiedlich bewältigt: Während Frauen häufiger (rund 30 Prozent) mit schweren Ängsten, Depression und chronischer Müdigkeit reagieren, steht für Männer der Wunsch nach Autonomie und Kontrolle im Vordergrund. Es gilt das Muster: Frauen wollen reden, Männer wollen handeln.

    „Die Unterschiede bei dem Umgang mit Krebserkrankungen sind eindeutig. Männer wollen weniger sprechen und sind vor allem um ihre Autonomie und Erwerbsfähigkeit besorgt, während Frauen ein großes Bedürfnis haben, einen Gesprächspartner für ihre Ängste und Nöte zu haben“, erklärte Professor Dr. Wolfgang Söllner, Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Nürnberg. „Diese Bedürfnisse werden in dem medizinischen Behandlungsangebot, etwa bei der Aufklärung über belastende Behandlungen, und bei der psychoonkologischen Beratung berücksichtigt.“

    Männer leben ungesünder und haben häufiger Herzinfarkte

    Bekannt ist auch der Geschlechterunterschied beim Herzinfarkt: Während in Europa jedes Jahr rund 250.000 Männer daran sterben, sind es nur 77.000 Frauen vor dem 65. Lebensjahr. Wie ist der große Unterschied zu erklären? „Frauen sind vor den Wechseljahren durch Hormone geschützt. Die koronare Herzerkrankung nimmt bei ihnen erst etwa ab dem 55. Lebensjahr zu“, erklärt Professor Dr. Roland Veelken, Leitender Oberarzt der Klinik für Innere Medizin 4, Klinikum Nürnberg. Wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass es zudem die Unterschiede bei den Risikofaktoren in jüngeren Jahren sind, die die Erkrankungshäufigkeit beeinflussen. „Jüngere Männer haben häufiger einen hohen Blutdruck und schlechtere Blutfettwerte als Frauen“, sagt Professor Veelken. Der Grundstein für die längere Lebenserwartung von Frauen wird also bereits in jungen Jahren gelegt. „Nur bei einem weiteren wichtigen Risikofaktor, dem Rauchen, sind junge Frauen heute aktiver als junge Männer.“

    Frauen greifen häufiger zu Schlafmitteln und Stimmungsaufhellern

    Ein wichtiger Faktor ist auch die Therapietreue von Patienten. Werden Medikamente nicht genommen und Untersuchungen versäumt, so kann dies schwere Folgen haben. „Es gibt Unterschiede im Einnahmeverhalten von Medikamenten zwischen Männern und Frauen“, berichtet Dr. Annette Sattler, Leiterin der Apotheke am Klinikum Nürnberg. So wurde im Klinikum Nürnberg untersucht, welche Medikamente Patienten, die wegen eines Notfalls in die Klinik aufgenommen werden mussten, mitgebracht hatten. „Frauen nehmen prinzipiell mehr Medikamente ein, die sie sich selbst in der Apotheke besorgen“, so Dr. Sattler. „Und sie bekommen häufiger Antidepressiva verordnet (in der eigenen Erhebung: 20 Prozent, Männer rund 12 Prozent) und Schlafmitteln (10 Prozent, Männer rund 7 Prozent), die ein Abhängigkeitspotential bergen.“

    Zukunftsperspektive ist die „personalisierte“ individuelle Medizin

    Die Arzneimitteltherapie ist darüber hinaus ein Bereich, in dem die Gendermedizin längst Einzug gehalten. Der unterschiedlichen Aufnahme und den Verstoffwechslung von Arzneimitteln, den Interaktionen mit Hormonen bei Frauen und Männern muss Rechnung getragen werden. „Entscheidend ist aber nicht nur die Geschlechtszugehörigkeit, sondern die individuelle Betrachtung des Patienten und seiner jeweiligen körperlichen und genetischen Konstitution“, so Dr. Sattler. Insbesondere in der Krebsmedizin ist man bereits zum Teil mit Erfolg dazu übergegangen, das Ansprechen des einzelnen Patienten auf ein Arzneimittel zu testen („personalisierte Medizin“).

    Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Nürnberg wurde 2014 gegründet und ist zweiter Standort der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität in Salzburg. Sie arbeitet dabei mit dem Klinikum Nürnberg zusammen. In Nürnberg werden jährlich 50 Medizinstudierende ausgebildet. Das Curriculum orientiert sich eng an der Ausbildung der amerikanischen Mayo-Medical School. Die Paracelsus Medizinische Privatuniversität kooperiert zudem mit weiteren wissenschaftlichen Einrichtungen im In- und Ausland.

    Das Klinikum Nürnberg ist eines der größten kommunalen Krankenhäuser in Deutschland und bietet das gesamte Leistungsspektrum der Maximalversorgung an. Mit rund 2.370 Betten an zwei Standorten (Klinikum Nord und Klinikum Süd) und 6.200 Beschäftigten versorgt es 100.000 stationäre und knapp 100.000 ambulante Patienten im Jahr. Zum Klinikverbund gehören drei weitere Krankenhäuser des Landkreises Nürnberger Land.

    Literatur:
    Söllner W., Gender-Aspekte in der Onkologie: Wie erleben und bewältigen Männer eine Krebserkrankung? JATROS, Hämatologie & Onkologie 2 / 2011

    Fritz J. et al.: Mediation analysis of the relationship between sex, cardiovascular risk factors and mortality from coronary heart disease: Findings from the population-based VHM&PP cohort, Atherosclerosis 243 (2015) 86 – 92

    Ansprechpartner:

    Prof. Dr. Wolfgang Söllner, Chefarzt Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
    Tel: 0911-398-2839
    E-Mail: ingrid.boening@klinikum-nuernberg.de

    Prof. Dr. Roland Veelken, Leitender Oberarzt
    Medizinische Klinik 4, Klinikum Nürnberg, Schwerpunkt Hypertensiologie
    Tel: 0911-398-2702
    E-Mail: roland.veelken@klinikum-nuernberg.de

    Dr. Annette Sattler
    Leitende Apothekerin, Klinikum Nürnberg
    Tel: 0911-398-2550
    E-Mail: Annette.Sattler@klinikum-nuernberg.de


    More information:

    http://Veranstaltung: „Frauen ticken anders – Männer erst recht!“, 28.11.2015 http://www.klinikum-nuernberg.de/DE/aktuelles/veranstaltungen/fachveranstaltunge...


    Images

    Attachment
    attachment icon Gender-Aspekte in der Onkologie

    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific conferences
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).