idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
12/03/2015 13:42

Bronzezeitliche Handelsrouten in Mesopotamien rekonstruiert

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Tübinger und iranische Forscher entdecken Siedlungen und Rohstoffvorkommen im Iran, die die Verbindungen zwischen alten Hochkulturen erklären könnten

    Die imposanten Statuen akkadischer und sumerischer Herrscher aus dem dritten Jahrtausend vor Christus kennen viele Menschen aus dem Louvre und anderen Museen. Sie sind eindrucksvolle Zeugen der mesopotamischen Stadtstaaten und Reiche der Bronzezeit. Doch die Herkunft des schwarze Diorit- und Gabbrogesteins, aus dem die Statuen gemeißelt wurden, gibt Rätsel auf. In Mesopotamien, das zum größten Teil dem Gebiet des heutigen Irak und dem Nordosten Syriens entspricht, und der näheren Umgebung gab es keinerlei passende Steinvorkommen. Folglich musste das Material über entfernte Handelspartner in die bronzezeitlichen Staaten Mesopotamiens gelangt sein. Aber mit welcher Region wurde dieser Handel getrieben? Und wie wurden die riesigen Steinblöcke nach Mesopotamien gebracht?

    Ein Team von Archäologen des Sonderforschungsbereichs 1070 RessourcenKulturen der Universität Tübingen geht im Rahmen des Projekts „South-of-Jiroft Archaeological Survey“ in Kooperation mit dem Iranian Center of Archaeological Research (ICAR) diesen Fragen auf den Grund. Im Südteil der iranischen Provinz Kerman – nicht weit vom Persi-schen Golf entfernt – hat das Team unter der gemeinsamen Leitung von Professor Peter Pfälzner und Nader Soleimani Diorit- und Gabbrovorkommen entdeckt, die dem Stein der berühmten mesopotamischen Königsstatuen entsprechen könnten. Auch mehrere Lagerstätten von Chlorit, welches zur Herstellung von Steingefäßen nach Mesopotamien und sogar bis nach Syrien importiert wurde, konnten die Forscher in der Region lokalisieren. In deren Nähe fanden sie zudem Felsritzungen und Siedlungen der Frühen Bronzezeit, die darauf hinweisen, dass diese Gesteinsvorkommen tatsächlich während der südostiranischen Jiroft-Kultur (ca. 3000 – 2000 v. Chr.) abgebaut und von dort in die Handelssysteme Vorderasiens eingespeist wurden. Eine der neu entdeckten Siedlungen könnte ein Abbau- und Verteilungszentrum für die wertvollen Gesteine gewesen sein. „Auf diese Weise standen die mesopotamischen und südostiranischen Hochkulturen der Frühen Bronzezeit in direktem Kontakt miteinander. Der Persische Golf dürfte als Handelsroute gedient haben“, sagt Professor Peter Pfälzner vom Institut für die Kulturen des Alten Orients der Universität Tübingen. Dies veranschauliche die herausragende Bedeutung des Binnenmeers bei der internationalen Vernetzung wichtiger Regionen, die bis in unsere heutige Zeit anhalte.

    Unter der gemeinsamen Leitung von Professor Peter Pfälzner und Nader Soleimani untersuchen die Archäologen seit 2015 ein 110 mal 120 Kilometer großes Gebiet in der iranischen Provinz Kerman – am Boden und per Drohne aus der Luft. Diese Regionen südlich der iranischen Stadt Jiroft wurden bislang archäologisch kaum erforscht. Anhand der Luftaufnahmen erstellt das Team 3D-Modelle von alten Siedlungshügeln aus der Zeit der Jiroft-Kultur und vieler anderer Perioden bis hin zur islamischen Zeit. Entlang potentieller Handelsrouten, die zwischen hohen Bergmassiven zur Küste des Persischen Golfes führen, sucht das Team nach Hinweisen auf die frühbronzezeitlichen Handelsaktivitäten und Wegestationen. Bisher konnten die deutschen und iranischen Wissenschaftler bereits 42 Siedlungen kartieren und untersuchen.

    Nach den Ergebnissen der ersten Geländeuntersuchung sollen die Forschungen im Iran im Februar 2016 fortgesetzt werden. Die Wissenschaftler wollen noch mehr darüber erfahren, wo die Handelswege zwischen der iranischen Jiroft-Kultur der Frühen Bronzezeit und Mesopotamien verliefen und wie sich dieser frühe Fernhandel auf die iranischen Hochkulturen des dritten Jahrtausends v. Chr. auswirkte.

    Kontakt:

    Alexandra Niskios, M.A.
    Universität Tübingen
    SFB 1070 RessourcenKulturen
    Abteilung für Presse-und Öffentlichkeitsarbeit
    alexandra.niskios[at]uni-tuebingen.de
    Telefon +49 7071 29-73586


    Images

    Abb.1: Die Ebene von Jiroft – fruchtbare Oase einer frühen Hochkultur im Iran.
    Abb.1: Die Ebene von Jiroft – fruchtbare Oase einer frühen Hochkultur im Iran.
    Foto: Prof. Dr. Peter Pfälzner
    None

    Abb.2: Keramikscherben auf einer neu entdeckten Siedlung in der Ebene von Jiroft.
    Abb.2: Keramikscherben auf einer neu entdeckten Siedlung in der Ebene von Jiroft.
    Foto: Prof. Dr. Peter Pfälzner
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Construction / architecture, Geosciences, History / archaeology, Social studies
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

    Abb.1: Die Ebene von Jiroft – fruchtbare Oase einer frühen Hochkultur im Iran.


    For download

    x

    Abb.2: Keramikscherben auf einer neu entdeckten Siedlung in der Ebene von Jiroft.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).