Nicht das Quecksilber im Körper, sondern die Psyche bestimmt, ob ein Mensch durch Amalgam-Füllungen in den Zähnen Beschwerden spürt, oder nicht. Psychologen und Mediziner der Universität Heidelberg haben in einer gemeinsamen Studie herausgefunden: Patienten, die bei Amalgam über Nebenwirkung klagen, fallen durch sogenannte depressive und somatoforme Symptome auf. Das heißt, sie haben körperliche Beschwerden, die nicht auf körperliche Ursachen zurückzuführen sind.
Zum 41. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie vom 27. September bis 1. Oktober in Dresden werden Diplom-Psychologe Anton Rudolf und Dr. Josef Bailer erklären, warum gerade diese Menschen Amalgam für ihre Beschwerden verantwortlich machen. Die Psychologen haben für einen ersten Überblick 1000 Menschen aus dem Raum Mannheim in einem sogenannten Umweltfragebogen ihre Einstellungen und Ängste schildern lassen. Das Ergebnis: 23 Prozent meinten, Amalgam schädige ihre Gesundheit stark, 38 Prozent gaben an, die Zahnfüllung bedrohe ihre Gesundheit überhaupt nicht.
Aufbauend auf diese Ergebnisse starteten die Forscher gemeinsam mit Zahnärzten und Umweltmedizinern eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Studie. Sie untersuchten 40 sogenannte Amalgam-Patienten einer Zahnklinik und 40 Nicht-Patienten und fanden heraus: weder die Konzentration von Quecksilber im Speichel, im Blut oder im Urin, noch die Zahl der Amalgam-Füllungen kann die körperlichen Beschwerden der Amalgam-Patienten erklären. Die Forscher identifizierten aber eine Patientengruppe, die über Nebenwirkungen klagt und sich gleichzeitig dadurch auszeichnet, daß sie besonders ängstlich ist. Diese Patienten sind emotional labil, zeigen depressive Symptome und haben eine gestörte bis destruktive Einstellung zu ihrem Körper und ihrer Gesundheit.
Sie spüren durch ihre veränderte Wahrnehmung köperliche Beschwerden und glauben mit dem Amalgam in ihren Zähnen den Sündenbock gefunden zu haben. Anton Rudolf: "Wenn sie nicht in den Medien gehört hätten, daß Amalgam schädlich sei, hätten sie sich einen anderen Grund für ihre Beschwerden gesucht."
Aufgrund dieser Ergebnisse müßte nach Meinung des Psychologen auch eine Therapie auf psychischer Ebene beginnen. In der Regel erklärt ein Therapeut diesen Patienten mit somatoformen Störungen zunächst ganz vorsichtig, daß nicht körperliche sondern seelische Gründe ihre Symptome hervorrufen. Anton Rudolf: "Das ist jedoch ein hartes Stück Arbeit und nur selten erfolgreich. Diesen Patienten können wir langfristig nur durch optimale Zusammenarbeit von Ärzten und verhaltensmedizinisch ausgebildeten Psychologen helfen."
Jana Miesen
41. Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Psychologie
vom 27.9. - 1.10.1998 in Dresden
Telefon (03 51) 4 63-59 62 oder 32 59
Telefax (03 51) 4 63-72 95
e-mail: dgps98@rcs.urz.tu-dresden.de,
http://physik.phy.tu-dresden.de/psycho/kongress/dgps98.html
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Criteria of this press release:
Biology, Environment / ecology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Oceanology / climate, Psychology
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Research projects, Scientific conferences
German
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