idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/28/2016 13:10

Riechrezeptoren im Blut: Duftstoff Sandalore hemmt Wachstum von Leukämiezellen

Dr. Julia Weiler Dezernat Hochschulkommunikation
Ruhr-Universität Bochum

    Menschliche Blutzellen besitzen Riechrezeptoren, die auf Sandalore ansprechen. Dies könnte ein Ansatzpunkt für neue Leukämie-Therapien sein, berichten Bochumer Forscher in einer aktuellen Studie.

    Riechrezeptoren gibt es nicht nur in der Nase, sondern in vielen Teilen des Körpers, zum Beispiel in der Leber, der Prostata oder im Darm. Forscher um Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt von der Ruhr-Universität Bochum wiesen sie nun auch in menschlichen weißen Blutzellen nach.

    Gemeinsam mit Kollegen des Uniklinikums in Essen identifizierte die Bochumer Gruppe den Rezeptor OR2AT4 in einer kultivierten Zelllinie, die von Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie stammt. Den gleichen Rezeptor fanden sie auch in weißen Blutzellen aus frisch gewonnenem Blut von Patienten mit akuter myeloischer Leukämie. Er wird durch Sandalore aktiviert, ein synthetischer Duft mit einer Sandelholznote.

    Bei einer Leukämie bilden sich im Knochenmark zu viele, unreife Blutzellen. Bei myeloischen Leukämien geht die unkontrollierte Vermehrung von einer bestimmten Art von Blutvorläuferzellen, den Myoblasten, aus.

    Die Forscher untersuchten den Rezeptor OR2AT4 genauer, sowohl in den kultivierten Zellen als auch in Zellen, die sie aus dem Blut der Patienten mit akuter myeloischer Leukämie isolierten. Aktivierten sie den Rezeptor mit dem Duftstoff Sandalore, ging das Wachstum der Leukämiezellen zurück und sie starben vermehrt ab. Die Forscher beobachteten außerdem, dass sich mehr rote Blutzellen bildeten.

    Potenzieller Ansatz für neue Therapien

    „Das könnte ein neuer Ansatzpunkt für die Therapie von Leukämien sein“, sagt Prof. Hanns Hatt. „Vor allem für die akute myeloische Leukämie gibt es bislang keine spezifischen Medikamente.“ Mit seinen Kollegen beschreibt er die Ergebnisse in der Zeitschrift „Cell Death Discovery“.

    2014 fand das Team von Hanns Hatt bereits heraus, dass der Rezeptor OR2AT4 in Hautzellen vorkommt und dass seine Aktivierung mit Sandelholzduft die Wundheilung verbessern kann.

    Mit einer Reihe von Tests identifizierte Hatts Team die Signalwege, die den beobachteten Effekten zugrunde liegen. Aktiviert Sandalore den Rezeptor OR2AT4, setzen in Blutzellen ähnliche Prozesse ein wie in den Riechzellen der Nase. Dadurch steigt die Konzentration von Calcium-Ionen in den Zellen. Das wiederum aktiviert Signalwege, in denen Phosphatgruppen auf bestimmte Enzyme, die MAP-Kinasen, übertragen werden. Eine solche Phosphorylierung ist in der Natur ein häufiges Mittel, um die Aktivität von Enzymen zu regulieren.
    Insgesamt wiesen die Forscher sieben verschiedene Riechrezeptoren in den Blutzellen nach. An einem weiteren Rezeptor, aktiviert durch den schwachgrünen Duftstoff Isononylakohol, arbeiten sie zurzeit intensiv.

    Förderung

    Die Deutsche Forschungsgemeinschaft förderte die Studie im Rahmen des SFB 642.

    Originalveröffentlichung

    S. Manteniotis, S. Wojeck, P. Brauhoff, M. Möllmann, L. Petersen, J. Göthert, W. Schmiegel, U. Dührsen, G. Gisselmann, H. Hatt (2016): Functional characterization of the ectopically expressed olfactory receptor 2AT4 in human myelogenous leukemia, Cell Death Discovery, DOI: 10.1038/cddiscovery.2015.70

    Weitere Informationen

    Prof. Dr. Dr. Dr. Hanns Hatt, Lehrstuhl für Zellphysiologie, Fakultät für Biologie und Biotechnologie der Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-24586, E-Mail: Hanns.Hatt@rub.de

    Angeklickt

    Presseinformation zur Entdeckung von Sandalore-Rezeptoren in der Haut (2014)
    http://aktuell.ruhr-uni-bochum.de/pm2014/pm00107.html.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Biology, Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).