idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
01/28/2016 13:11

Prof. Dr. Norbert W. Paul: ›Zwangssterilisation in der NS-Diktatur‹

Petra Plättner Öffentlichkeitsarbeit
Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz

    Am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau,  findet der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Die Veranstaltungen, die es rund um dieses Datum in Rheinland-Pfalz geben wird, erinnern in diesem Jahr im Besonderen an die Krankmorde in der NS-Zeit. Aus diesem Anlass spricht Prof. Dr. Norbert W. Paul in der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz über die nationalsozialistische Praxis der Zwangssterilisation.

    Nach langen Jahren des Schweigens über die Medizin­verbrechen in der Zeit des Nationalsozialismus ­begann ab den 1980er Jahren die Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der deutschen Geschichte. Es galt und gilt dabei zu erfassen, wie aus der Medizin mehr als nur eine Erfüllungsgehilfin des diktatorischen Gewaltregimes wurde, sondern wie sie sich vielmehr mit Überzeugung in den Dienst einer brutalen, bis dahin­ undenkbaren Politik der ›Reinigung des Volkskörpers‹ stellte.

    Der Vortrag widmet sich der nationalsozialistischen Praxis der Zwangssterilisierung. Das am 14. Juli 1933 ­erlassene ›Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses‹ bildete die Grundlage für eine straff organi­sierte, zwangsweise Sterilisierung von über 360 000 Menschen. Wie aber sah der Zwang zur Sterilisierung in der Lebens­wirklichkeit der Opfer aus? Auf welchen Kriterien basierte die ärztliche Entscheidung zum Vollzug der Zwangsmaßnahme? Mit welchen Argumenten wurde der offensichtliche Verstoß gegen die Prinzipien ärztlicher Fürsorge gerechtfertigt? Wie gestalteten sich der Eingriff und die anschließende medizinische Versorgung?

    Anhand der aus dieser Zeit erhaltenen Krankenakten­ aus Mainz werden die Mechanismen der Rechtfertigung untersucht und vor dem Hintergrund der ­Ideologie der NS-Gesetzgebung kritisch analysiert. Die in den Akten gefundenen Zusatzdokumente wie Patienten­briefe, Tagebucheinträge und Beschwerden erlauben neben der Beleuchtung der Täterperspek­tive auch eine detaillierte Sicht auf die Opfer.

    Prof. Dr. Norbert W. Paul ist Leiter des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der Universitäts­medizin der Johannes ­Gutenberg-Universität Mainz sowie ­Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur.

    Der Vortrag findet in Kooperation mit der Universitätsmedizin Mainz im Rahmen der Veranstaltungen zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus statt. Über einen Terminhinweis und Berichterstattung würden wir uns freuen. Der Eintritt ist frei.

    Dienstag, 2. Februar 2016, 19 Uhr
    Plenarsaal der Akademie, Geschwister-Scholl-Str. 2, 55131 Mainz


    More information:

    http://www.adwmainz.de/fileadmin/adwmainz/veran16/Einladungsflyer_Paul.pdf


    Images

    Attachment
    attachment icon Pressemitteilung

    Criteria of this press release:
    all interested persons
    interdisciplinary
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Press events
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).