idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
03/24/2016 00:30

Bluttest für Tuberkulose

Dr Harald Rösch Wissenschafts- und Unternehmenskommunikation
Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.

    Biomarker sollen in Zukunft das Ausbruchsrisiko einer Tuberkulose voraussagen können

    Sie ist zusammen mit Aids eine der Infektionskrankheiten mit der weltweit höchsten Sterberate. Die Rede ist von Tuberkulose, an der jedes Jahr zwischen 1,5 und zwei Millionen Menschen sterben. Doch nicht jeder, der mit dem Bakterium infiziert ist, entwickelt auch eine Tuberkulose: Bei weniger als zehn Prozent der Infizierten bricht die Krankheit tatsächlich aus. Ein internationales Wissenschaftlerteam, an dem auch Forscher des Max-Planck Instituts für Infektionsbiologie in Berlin beteiligt waren, hat nun einen Tuberkulosetest entwickelt, der einen Ausbruch der Krankheit bei Infizierten zuverlässig voraussagen kann. Durch diesen Test können zukünftig Ärzte den Verlauf der Krankheit abschätzen und frühzeitig mit einer medizinischen Versorgung beginnen.

    Weltweit sterben täglich etwa 4000 Menschen an Tuberkulose: Eine Krankheit, die durch das Bakterium Mycobacterium tuberculosis verursacht wird und mir dem insgesamt etwa ein Drittel der Erdbevölkerung infiziert ist. Etwa 90 Prozent der Infizierten bleiben jedoch ihr Leben lang symptomfrei. Bei einer solchen latenten Tuberkulose schlummern die Bakterien im Körper, ohne dass die Krankheit aktiv ist. Menschen mit schwächerem oder geschwächtem Immunsystem, zu denen sehr junge, sehr alte Menschen und Personen mit weiteren Erkrankungen, wie HIV oder Diabetes mellitus gehören, erkranken häufiger an einer aktiven Tuberkulose. Ebenso tragen mangelnde Ernährung und schlechte soziale Bedingungen zu einem erhöhten Risiko bei.

    Das Blutbild von Menschen mit latenter oder aktiver Tuberkulose unterscheidet sich voneinander. Trotzdem war es bis heute unmöglich vorherzusagen, ob eine mit Mycobacterium tuberculosis infizierte Person eine aktive Tuberkulose entwickeln wird.

    In einer nun veröffentlichten Studie haben Wissenschaftler einen auf Biomarkern basierenden Bluttest entwickelt, mit dem sie eine entstehende aktive Tuberkulose mit etwa 75 prozentiger Wahrscheinlichkeit voraussagen können. Ein Biomarker kann eine Zelle, Gene oder Moleküle wie etwa Enzyme oder Hormone sein, mit dem Mediziner Veränderungen im Körper nachweisen können. Um die Unterschiede zwischen latenter und aktiver Tuberkulose festzustellen, haben Wissenschaftler der South African Tuberculosis Vaccine Initiative (SATVI) und des Center for Infectoius Disease Research (CIDR) die Genaktivität in Blutproben von mehr als 10000 Menschen aus Südafrika und Gambia ausgewertet und diese anschließend zwei Jahre lang beobachtet.

    Mit Genmustern eine Tuberkulose voraussagen

    Die Ergebnisse zeigen, dass im Blut der Personen, die später eine aktive Tuberkulose entwickeln ganz bestimmte Gene in Immunzellen aktiv sind. Ein Bluttest für die Genaktivität soll künftig das typische Aktivitätsmuster potenzieller Tuberkulosepatienten entdecken. „Ein solcher Test könnte das Auftreten der Krankheit schon mehr als ein Jahr im Voraus vorhersagen, bevor die Krankheit ausbricht“, sagt der Leiter der Studie Willem Hanekom von der Universität Kapstadt. „Dieser lange Vorlauf gibt Medizinern genug Zeit, mit einer Behandlung anzufangen.“ Der Bluttest soll nun in klinischen Studien getestet werden, um herauszufinden, ob man mit einer gezielten Therapie den Verlauf der vorhergesehenen Krankheit stoppen kann.

    Stefan H.E. Kaufmann vom Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, der auch an der Studie beteiligt war, leitet selbst eine ähnliche Untersuchung. Diese umfasst Gruppen von Versuchsteilnehmern aus verschiedenen Teilen Afrikas, zu denen Südafrika, Malawi, Uganda, Äthiopien und Gambia gehören. Ziel dieser Studie ist ein panafrikanischer Biomarker-Test für Tuberkulose, der zusätzlich Unterschiede zwischen Patientenpopulationen und Erregertypen einbezieht. Die Ergebnisse der parallel laufenden Studie deuten auf dasselbe Genprofil für ein erhöhtes Tuberkuloserisiko hin. Sie sollen Ende des Jahres veröffentlicht werden. „Wenn wir frühzeitig voraussagen können, dass ein Mensch eine aktive Tuberkulose entwickeln wird, wird dies entscheidend zur Eindämmung dieser Krankheit beitragen. Außerdem können wir nun gezielt Menschen mit hohem Tuberkulose-Risiko in die klinische Überprüfung neuer Medikamente und Impfstoffe mit einbeziehen und dadurch die Anzahl der Studienteilnehmer und die Studiendauer verringern. Das reduziert auch deutlich die Studienkosten“, erklärt Kaufmann.

    Originalpublikation:
    Daniel E. Zak, Adam Penn-Nicholson, Thomas J. Scriba et al.
    A prospective blood RNA signature for tuberculosis disease risk
    The Lancet, 23. März 2016

    Ansprechpartner:
    Prof. Dr. Dr. h. c. Stefan H.E. Kaufmann
    Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, Berlin
    Telefon:+49 30 28460-500Fax:+49 30 28460-501
    E-Mail: kaufmann@mpiib-berlin.mpg.de


    Images

    Moleküle im Blut sollen Ärzten künftig verraten, ob ein Mensch an Tuberkulose erkranken wird.
    Moleküle im Blut sollen Ärzten künftig verraten, ob ein Mensch an Tuberkulose erkranken wird.
    Source: MPG/ J. Steengard


    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students, all interested persons
    Biology, Medicine
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Moleküle im Blut sollen Ärzten künftig verraten, ob ein Mensch an Tuberkulose erkranken wird.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).