Experten-Interview der Herzstiftung mit wichtigen Hinweisen für Betroffene und Ärzte zur viel diskutierten Blutdrucktherapie-Studie
In Deutschland leben nach Schätzungen ca. 20 Millionen Erwachsene mit einem zu hohen Blutdruck. Ein nicht oder nicht ausreichend behandelter Bluthochdruck erhöht das Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen und Herzschwäche deutlich. „Dennoch wissen etwa 20 Prozent der Betroffenen nichts von ihrem Bluthochdruck und riskieren damit eine schleichende Schädigung ihrer Gefäße und Organe wie Herz und Gehirn sowie eine Verkürzung ihrer Lebenszeit. Weniger als die Hälfte aller Bluthochdruckpatienten erreicht heute den angestrebten Blutdruck von unter 140/90 mmHg, der zur Senkung dieses Herz-Kreislauf-Risikos notwendig ist“, warnt Herzspezialist Prof. Dr. med. Heribert Schunkert vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung und Ärztlicher Direktor des Deutschen Herzzentrums München im Rahmen eines umfangreichen Interviews in der Zeitschrift HERZ HEUTE zur viel beachteten Blutdrucktherapie-Studie SPRINT*. Das Interview kann in voller Länge auf der Seite www.herzstiftung.de/sprint-studie mit vielen weiteren Tipps für Betroffene zum richtigen Umgang mit Bluthochdruck und zur Therapie heruntergeladen oder telefonisch unter 069 955128-400 bei der Herzstiftung angefordert werden.
Trotz SPRINT-Ergebnissen: Für die meisten bleibt es beim Zielwert unter 140/90 mmHg
Die SPRINT-Studie hat gezeigt, dass viele Patienten mit mäßigem Herz-Kreislauf-Risiko von Blutdruckwerten unter 130 mmHg systolisch deutlich profitieren. Den Blutdruck von Patienten, der schon bei 140 mmHg liegt, auf 120 mmHg weiter zu senken, wie es die SPRINT-Studie nahelegt, bringt nach den Ergebnissen der Studie bei geeigneten Patienten beeindruckende Erfolge. „Allerdings muss eine solche Blutdrucksenkung immer von der individuellen Situation des Patienten abhängig gemacht werden“, fordert Prof. Schunkert. Der Herzspezialist sieht es als die „große Aufgabe, die vor uns liegt“, zunächst das Gros der Patienten auf den heute geltenden Zielwert von unter 140 mmHg des oberen (systolischen) und unter 90 mmHg des unteren (diastolischen) Blutdruckwerts zu bringen (bei Patienten über 80 Jahren toleriert man auch Blutdruckwerte bis zu 150 mmHg). Risikofaktoren für Bluthochdruck sind neben einer erblichen Vorbelastung insbesondere Übergewicht, Bewegungsmangel, Rauchen, Alter (Männer ab 55 Jahren, Frauen ab 65 Jahren), zu viel Alkohol und hormonelle Störungen. Entscheidend ist: Wie der einzelne Patient behandelt werden sollte, hängt von seinem Gesamtrisiko, d. h. der Anzahl der Risikofaktoren und seinen Begleiterkrankungen (z. B. Nierenerkrankung, koronare Herzkrankheit (KHK), Diabetes) ab: „Je höher das Gesamtrisiko, umso dringlicher die Notwendigkeit einer Behandlung“, betont Prof. Schunkert. „Wichtig bei jeder Behandlung des Bluthochdrucks ist, darauf zu achten, dass die Therapie auf Dauer von den Patienten gut vertragen wird.“
Besondere Vorsicht bei Bluthochdruckpatienten mit KHK
Die in Fachkreisen im Zuge der SPRINT-Studie viel diskutierte Senkung des Blutdruckwertes auf 120 mmHg ist besonders bei Hochdruckpatienten mit Begleiterkrankungen mit gewisser Vorsicht anzustreben: „Besonders mit Hochdruckpatienten, die zugleich an koronarer Herzkrankheit leiden, sollte man vorsichtig umgehen, besonders wenn sie älter sind“, warnt Prof. Schunkert. Nach Einschätzung des Herzstiftungs-Experten sollte für Patienten mit Bluthochdruck und KHK der alte systolische Zielwert gelten: unter 140 mmHg. „Eine zu drastische Senkung mit diastolischen Werten unter 60 mmHg kann für Patienten mit KHK problematisch werden, weil die Durchblutung der Herzkranzgefäße, besonders wenn noch Engstellen vorliegen, gefährdet werden kann.“
Intensive Senkung: Für wen kommt sie in Frage?
Wie Prof. Schunkert erläutert, kommt nach den Ergebnissen der SPRINT-Studie eine intensive Senkung auf 120 mmHg für bestimmte Patienten über 50 Jahre, wie sie an der Studie teilnahmen, in Frage, deren Herz-Kreislauf-Risiko von ärztlicher Seite als nicht zu hoch eingestuft wird. „Allerdings darf dies nicht unkritisch erfolgen, enge Kontrollen sind hier wegen möglicher Nebenwirkungen angebracht“, unterstreicht der Herzspezialist. „Je jünger und gesünder ein Hochdruckpatient ist, desto näher sollte er an 120 mmHg herangeführt werden: Kommt eine junge Frau oder ein junger Mann mit einem Blutdruck von 140 mmHg zu mir, sage ich: ,Da ist mehr drin‘.“ Der Kardiologe begründet dies damit, dass sich bei jungen Menschen im Lauf der Jahre der Schaden, den der Bluthochdruck in den Organen anrichtet, akkumuliert – „das lässt sich durch eine intensivierte Blutdrucktherapie vermeiden“. Wichtig dafür ist eine Veränderung des Lebensstils durch gesunde Ernährung, körperliche Aktivität, wenig Salz, wenig Alkohol. Dadurch kann der Blutdruck um 10 mmHg gesenkt werden.
*Randomized Trial of Intensive versus Standard Blood-Pressure Control, NEJM, Nov. 2015
Das umfangreiche Interview „SPRINT: Wie tief soll der Blutdruck gesenkt werden?“ (6. S.) mit Prof. Dr. Heribert Schunkert aus der aktuellen Ausgabe der Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ HEUTE kann in voller Länge kostenfrei auf der Seite www.herzstiftung.de/sprint-studie mit vielen weiteren Tipps für Betroffene zum richtigen Umgang mit Bluthochdruck und zur Therapie heruntergeladen oder telefonisch unter 069 955128-400 angefordert werden.
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13/2016
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Prof. Dr. Heribert Schunkert, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung, Ä ...
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Das kostenfreie Interview der Herzstiftung zur SPRINT-Studie.
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Criteria of this press release:
Journalists
Biology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
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Miscellaneous scientific news/publications, Research results
German
Prof. Dr. Heribert Schunkert, Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Herzstiftung, Ä ...
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