Glaubte der oberste amerikanische Gesundheitswächter, Surgeon General William H. Stewart, 1962 noch, der Kampf gegen Infektionskrankheiten sei gewonnen, müsste er sich heute eines Besseren belehren lassen. Heute stehen die Infektionskrankheiten weltweit mit 17 Millionen Todesfällen pro Jahr an erster Stelle der Todesursachen, gefolgt von 15 Millionen Herz-Kreislauf-Toten und sieben Millionen Krebstoten. Darauf hat Prof. Rudi Balling, Genomforscher und Wissenschaftlicher Geschäftsführer der GBF-Gesellschaft für Biotechnologische Forschung mbH (Braunschweig) auf dem Berlin-Buch Congress on Biotechnology 2003 im Max Delbrück Communications Center hingewiesen. Die größten Killer unter den Infektionskrankheiten sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Genf AIDS, Tuberkulose und Malaria. Für diese Erkrankungen gibt es noch keine wirksamen Impfstoffe. Andererseits entstehen auch immer wieder neue Krankheitserreger. Das bekannteste Beispiel ist AIDS, das jüngste die schwere Lungenkrankheit SARS (schweres akutes respiratorisches Syndrom). Auslöser von SARS ist ein bisher für den Menschen ungefährliches Coronavirus.
Weshalb aber erkrankt ein Mensch, ein anderer nicht? "Abgesehen vom allgemeinen Gesundheits- und Ernährungszustand eines Einzelnen und seines Immunsystems, spielen dabei sicher auch genetische Faktoren eine Rolle", sagte Prof. Balling. So schaltet sich bei der Taufliege Drosophila melanogaster, wenn sie sich infiziert, ein Gen an, das die Produktion eines Proteins auslöst, das wie ein Antibiotikum wirkt. "Ein ähnliches Gen gibt es auch bei der Maus und beim Menschen", sagte Prof. Balling.
"Sauberes Trinkwasser und Impfstoffe bester Schutz für Menschen"
Die GBF fokussiert sich seit etwa zweieinhalb Jahren auf Infektionskrankheiten. Dabei wird auch den Fragen nach solchen genetischen Schutzmechanismen nachgegangen. Langfristig wollen die Forscher die Erkenntnisse daraus nutzen, um die Diagnose zu verbessern und die Grundlagen für die Entwicklung neuer Arzneimittel (Antibiotika) sowie neuer Impfstoffe und Impfstrategien zur Vorbeugung zu legen.
Allerdings nutzt die beste Genomforschung nichts, wenn die hygienischen Bedingungen schlecht sind und Gesundheitssysteme nicht funktionieren. "Sauberes Trinkwasser und Impfungen sind die kosteneffektivsten Maßnahmen, Menschen vor Infektionen wirksam zu schützen", betonte Prof. Balling.
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Samstag, 14. Juni 2003, 9.30 Uhr
Criteria of this press release:
Biology, Information technology, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications, Scientific conferences
German
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