Historiker der Universität Jena geben Buch über die Dynastie der Ernestiner mit heraus
Der sächsische Kurfürst Johann Friedrich verlor in der Schlacht bei Mühlberg seine Freiheit, die Kurwürde und beinahe das Leben. Doch die Niederlage im Krieg gegen Kaiser Karl V. im April 1547 führte keineswegs dazu, die Ambitionen des Fürsten nach Macht und Ansehen zu verringern. Aber der einstige Kurfürst suchte sich neue Betätigungsfelder.
Über Jahrhunderte machten sich die Ernestiner in Weimar als Förderer von Wissenschaft und Kunst einen Namen. Ihr besonderes Verdienst ist es jedoch, der Reformation zum Durchbruch verholfen zu haben. „Ohne die Ernestiner hätte sich die Reformation wohl niemals durchgesetzt“, sagt der Historiker Prof. Dr. Georg Schmidt von der Universität Jena. Trotz der Niederlage gegen den Kaiser und die katholischen Fürsten stellten sich die Ernestiner unbeirrt vor Luther und die Reformation. Schmidt konstatiert, es sei den Fürsten wohl ein Herzensbedürfnis gewesen und tatsächlich feste Glaubensüberzeugung, den Protestantismus gegen alle Widerstände zu verteidigen.
Prof. Dr. Siegrid Westphal (Osnabrück) sowie Prof. Dr. Hans-Werner Hahn und Prof. Schmidt (Universität Jena) haben gemeinsam das Buch „Die Welt der Ernestiner“ herausgegeben. Der Sammelband trägt den Untertitel „Ein Lesebuch“ und ein solches ist er im besten Sinne geworden.
Insgesamt 40 Autorinnen und Autoren entwerfen ein facettenreiches Bild des ernestinischen Fürstenhauses. So verstanden sich die Ernestiner über Jahrhunderte hinweg quasi als Kurfürsten im Wartestand. Von ihrer Bedeutung überzeugt, brachten sie sich immer wieder ins Gespräch. Nicht zuletzt mit ihrer teils spektakulären Heiratspolitik: Die Ernestiner sind die Ahnherren von Juan Carlos I. von Spanien, der englischen Queen und von Königin Beatrix der Niederlande. Besonderes Aufsehen erregte 1804 in St. Petersburg die Vermählung des ernestinischen Erbprinzen Carl Friedrich mit der Zarentochter Maria Pawlowna. „Der russische Zar hat seine Töchter nicht an jedermann verheiratet“, so Georg Schmidt.
Gegliedert ist das Buch in drei große Bereiche: Das dynastische Selbstverständnis der Ernestiner, Politik und politisches Handeln sowie Monarchie und Gesellschaft im 19. Jahrhundert. In kurzen, prägnanten Aufsätzen werden u. a. die Finanzpolitik der Ernestiner, das Verhältnis der Fürsten zu Musik- und Kunstschaffenden sowie das Ringen um den „rechten Glauben“ beleuchtet. Darüber hinaus bietet das Lesebuch eine Fülle von lesenswerten Beiträgen über das ernestinische Fürstenhaus und dessen vielfältige Aktivitäten. Dabei geht es etwa um die Leidenschaft der Fürsten für Globen, ihren Einsatz für den Naturschutz und um das ernestinische Militär.
Wer sich für Glanz und Elend eines „mindermächtigen“ Fürstenhauses interessiert, findet in „Die Welt der Ernestiner“ eine anregende Lektüre.
Das Buch dient zugleich als Begleitband zur Thüringer Landesausstellung, die unter dem Titel „Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa“ noch bis zum 28. August in Gotha und Weimar gezeigt wird.
Bibliographische Angaben:
Siegrid Westphal, Hans-Werner Hahn, Georg Schmidt (Hg.): „Die Welt der Ernestiner. Ein Lesebuch“, Böhlau Verlag, Köln Weimar Wien 2016, 389 Seiten, 19,99 Euro, ISBN: 978-3-412-50522-6
Veranstaltungshinweis:
Prof. Dr. Georg Schmidt hält am 14. Juli ab 18 Uhr im Stadtschloss Weimar einen Vortrag zum Thema „Die Ernestiner und ihre Bedeutung für die nationalkulturelle Entwicklung“. Eintritt drei Euro, ermäßigt ein Euro.
Kontakt:
Prof. Dr. Georg Schmidt
Historisches Institut der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Fürstengraben 13, 07743 Jena
Tel.: 03641 / 944430
E-Mail: georg.schmidt[at]uni-jena.de
Das Cover der neuen Publikation.
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History / archaeology, Religion
transregional, national
Scientific Publications
German
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