idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
06/21/2016 10:31

Oxytocin: Männer mögen’s negativer als Frauen

Johannes Seiler Dezernat 8 - Hochschulkommunikation
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

    Das „Kuschelhormon“ Oxytocin kann sehr unterschiedlich auf Männer und Frauen wirken. Das hat ein Forscherteam aus Chengdu (China) unter Beteiligung von Wissenschaftlern des Universitätsklinikums Bonn herausgefunden. Während Frauen durch den Einfluss des Hormons stärker auf positive Botschaften reagieren, schließen sich Männer eher kritischen Aussagen mit negativen Inhalten an. Die Ergebnisse sind nun im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences” (PNAS) veröffentlicht.

    Dem Hormon Oxytocin werden viele Wirkungen zugeschrieben: Es stärkt die Bindung von stillenden Müttern an ihre Säuglinge, hilft Ängste zu bewältigen und stärkt die Paarbeziehung. „Oxytocin erhöht allgemein die Sensitivität für soziale Reize“, sagt Prof. Dr. René Hurlemann von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Universitätsklinikums Bonn. Der Botenstoff spiele insbesondere auch für den ersten Eindruck, den neue Bekanntschaften hinterlassen, eine große Rolle. Lernt man zum Beispiel bei einer Party neue Leute kennen, kann auch das Oxytocin mit darüber entscheiden, ob aus den zuvor Unbekannten neue Geschäfts- oder sogar Ehepartner werden.

    Doch wirkt das Hormon bei Frauen und Männern auf gleiche Weise? Dieser Frage gingen Wissenschaftler um Prof. Dr. Keith M. Kendrick von der University of Electronic Science und Technology of China in Chengdu zusammen mit Prof. Hurlemann nach. Die Forscher zeigten Frauen und Männern Fotos von verschiedenen Personen und Objekten. Zu den Bildern wurden Aussagen eingeblendet, die entweder einen sehr positiven, lobenden Charakter oder einen sehr kritisierenden, negativen Inhalt hatten. Die 80 Studienteilnehmer sollten Auskunft darüber geben, ob ihnen die jeweilige Meinungsäußerung der auf den Fotos gezeigten Personen sympathisch oder unsympathisch war.

    Aktivität der Amygdala im Gehirn war unter Oxytocineinfluss erhöht

    Die Probanden erhielten entweder Oxytocin über ein Nasenspray verabreicht oder ein Placebo. Im Magnetresonanztomographen beobachteten die Forscher außerdem die Gehirnaktivität, besonders des Mandelkerns (Amygdala). Diese Struktur in den Schläfenlappen übernimmt die emotionale Bewertung von Informationen, die auch im menschlichen Miteinander eine Rolle spielen. Unter Oxytocineinfluss war bei allen Teilnehmern die Aktivität der Amygdala erhöht. „Jedoch hatte Oxytocin auf die beiden Geschlechter sehr unterschiedliche Effekte hinsichtlich der Präferenz“, sagt Prof. Hurlemann.

    Das Hormon verstärkte bei Frauen deutlich die Sympathie für Personen, die mit lobenden Aussagen verbunden waren. Bei den Männern steigerte Oxytocin hingegen die Zustimmung zu Fotos, die mit sehr kritischen Meinungsäußerungen in Zusammenhang gebracht wurden. „Das ist ein überraschender Befund, den Oxytocin wirkt ansonsten bei Frauen und Männern in vielen Situationen sehr ähnlich“, berichtet Prof. Hurlemann.

    Nach den Vermutungen der Forscher kommen bei diesen Ergebnissen zwei unterschiedliche, geschlechtsspezifische Modelle zum Tragen, die in der Wissenschaft schon seit Längerem diskutiert werden. In sozialen Gruppen fühlen sich Frauen eher wohl und betonen stärker die positiven Aspekte. Männer hingegen fürchten viel mehr die Konkurrenz durch ihre Artgenossen und scheinen deshalb emotional negativer getönt. „Diese Tendenz scheint das Oxytocin zu verstärken“, fasst Prof. Hurlemann zusammen. „Frauen fühlen sich unter dem Einfluss des Hormons nicht so schnell bedroht wie Männer.“

    Publikation: Oxytocin, the peptide that bonds the sexes also divides them, Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS)

    Kontakt für die Medien:

    Prof. Dr. Dr. med. René Hurlemann.
    Stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie
    Direktor der Abteilung für Medizinische Psychologie
    Universitätsklinikum Bonn
    Tel. 0228/28719123
    E-Mail: r.hurlemann@gmail.com


    More information:

    http://www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1602620113 Publikation im Internet


    Images

    Prof. Dr. Dr. med. René Hurlemann, Stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn.
    Prof. Dr. Dr. med. René Hurlemann, Stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiat ...
    (c) Foto: Katharina Wislsperger/UKB
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists, all interested persons
    Medicine, Psychology
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Prof. Dr. Dr. med. René Hurlemann, Stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum Bonn.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).