idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
07/08/2016 09:14

Neuentdeckte europäische Schlange steht vor dem Aussterben

Reto Caluori Kommunikation & Marketing
Universität Basel

    Wissenschaftler haben in den westlichen italienischen Alpen eine bisher unbekannte Vipern-Art entdeckt. Die Schlange, an deren Entdeckung Biologen der Universität Basel beteiligt waren, ist jedoch vom Aussterben bedroht. Die Zeitschrift «Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research» hat die Studie veröffentlicht.

    Die Spezies mit dem Namen Vipera walser lebt in einem Gebiet von weniger als 500 Quadratkilometern und kommt nur an zwei verschiedenen Gebieten in den Hochtälern nördlich des Ortes Biella im Piemont vor. Das Verbreitungsgebiet der Schlange ist sehr klein, und die Anforderungen an ihren Lebensraum sind sehr spezifisch. Die Art bewohnt bevorzugt offene, von Felsen durchzogene Flächen und scheint Waldgebiete zu meiden. Deshalb profitierte die Vipera walser wohl von der Ausdehnung von Weiden und Heidelandschaften, wie sie in den Alpen bis ins 19. Jahrhundert stattgefunden hat.

    Der Rückgang der Viehhaltung auf Naturweiden in den letzten hundert Jahren und die damit verbundene Zunahme von Waldflächen im Alpenraum gefährdet heute jedoch den Lebensraum der Viper. Diese Entwicklung bedeute für die neuentdeckte Art eine unmittelbare Bedrohung, so die Forscher, wobei auch Trophäenjäger und Sammler ein Problem darstellten. Die Wissenschaftler empfehlen deshalb, die Vipera walser als gefährdete Art einzustufen.
    Geografisch isolierte Population

    Dass die neue Art in der piemontesischen Bergregion entdeckt wurde, ist kein Zufall. Zum einen leben dort Kreuzottern (Vipera berus), die geografisch von den Populationen im übrigen Europa isoliert sind. Zum anderen hatten Forscher vor rund zehn Jahren beobachtet, dass in den Westalpen der Lebensraum der Schlangen mit dem einer eierlegenden Eidechseart (Zootoca carniolica) übereinstimmt, und nicht mit dem der lebendgebärenden Waldeidechse (Zootoca vivipara), welche in weiten Teilen Europas die wichtigsten Beutetiere darstellen. Das liess die Forscher vermuten, dass in den westlichen Alpen kleine und räumlich isolierte Kreuzotter-Gemeinschaften vorkommen könnten, die sich von anderen Populationen unterscheiden.

    Aufgrund morphologischer und genetischer Untersuchungen konnten die Forscher feststellen, dass es sich bei der Vipera walser um eine Art handelt, die sich sowohl von der Kreuzotter als auch von anderen Vipern in Westeuropa genetisch deutlich unterscheidet. Im Aussehen ist sie der Kreuzotter jedoch sehr ähnlich, lässt sich aber in vielen Fällen anhand der Anzahl Schuppen am Kopfschild und um die Augen erkennen.

    Detaillierte Untersuchungen zu den genauen Anforderungen an den Lebensraum sollen nun zeigen, wie historische und gegenwärtige Veränderungen der Landnutzung die Art tangieren haben, und wie diese so gestaltet werden könnte, dass die neuentdeckte Spezies geschützt werden kann.

    An der Studie waren Wissenschaftler des Museo delle Scienze MUSE (Trento, Italien), des Museo di Scienze Naturali del Collegio Mellerio Rosmini (Domodossola, Italien), der Manchester Metropolitan University (Manchester, UK) und der Universität Basel beteiligt.

    Originalbeitrag:

    Samuele Ghielmi, Michele Menegon, Stuart J. Marsden, Lorenzo Laddaga and Sylvain Ursenbacher
    A new vertebrate for Europe: the discovery of a range-restricted relict viper in the western Italian Alps
    Journal of Zoological Systematics and Evolutionary Research (2016), doi: 10.1111/jzs.12138

    Weitere Auskünfte:

    Dr. Sylvain Ursenbacher, Universität Basel, Departement Umweltwissenschaften, Tel. +41 61 267 08 58, mobil: +41 79 386 99 29, E-Mail: s.ursenbacher@unibas.ch


    Images

    Gefährdete Art: Vipera walser
    Gefährdete Art: Vipera walser
    Bild: Sylvain Ursenbacher, Universität Basel
    None


    Criteria of this press release:
    Journalists
    Environment / ecology, Zoology / agricultural and forest sciences
    transregional, national
    Research results, Scientific Publications
    German


     

    Gefährdete Art: Vipera walser


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).