Rheumatologen fordern: Bessere Begleitung in die Erwachsenenmedizin
Für rheumakranke Jugendliche endet mit dem 18. Geburtstag die mit dem Kinder- und Jugendarzt eingespielte, jahrelange Therapie ihrer chronischen Erkrankung. Vielen gelingt der selbstständige Übergang von der Jugend- in die Erwachsenenmedizin nicht und sie erhalten – manchmal über Jahre – keine Behandlung. Davor warnen Rheumatologen im Vorfeld des 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh). Bei der Vorab-Pressekonferenz am 24. August 2016 in Berlin diskutieren die Experten, welche Modelle die Transition für Jugendliche erleichtern.
Mit dem Erreichen der Volljährigkeit endet eine oft schon über viele Jahre bestehende Arzt-Patient-Beziehung – und das in einer Lebensphase, die ohnehin durch Unsicherheit und Umbrüche gekennzeichnet ist. "Häufig erleben wir einen verzweifelten Rücklauf von Patienten nach einem versuchten Übergang in die Erwachsenenmedizin", sagt Dr. med. Christoph Rietschel, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendrheumatologie am Clementine Kinderhospital in Frankfurt am Main. Allein in der Rheumatologie müssen jedes Jahr mehrere hundert junge Patienten den Übergang zum internistischen Rheumatologen bewältigen – oft gelingt das nicht ohne eine zeitweilige therapeutische Unterversorgung.
Dass der Schritt vom engmaschig betreuten Jugendlichen zum selbstständigen, erwachsenen Patienten kritisch ist, wissen Mediziner seit Langem. Immer wieder bleiben Rheuma-Patienten dadurch Monate oder gar Jahre ohne Behandlung und kommen erst mit massiven Beschwerden und Komplikationen, beispielsweise fortgeschrittenen Gelenkschäden, erneut zum Arzt. Rietschel, DGRh-Kongresspräsident von Seiten der Kinder- und Jugendrheumatologie (GKJR), sagt: „Wir können die Jugendlichen nicht dazu verpflichten, die medizinische Behandlung fortzusetzen, wir können aber mehr dafür tun, dass ein reibungsloser Übergang gelingt.“ Er verweist auf mehrere Initiativen, deren Ziel es ist, die Transition zu erleichtern. Die Deutsche Rheuma-Liga etwa bietet Transitions-Camps an und informiert in Seminaren und Flyern zum Thema. Knapp die Hälfte der 66 Rheuma-Zentren in Deutschland bietet zudem eine gemeinsame Übergangssprechstunde von Kinder- und Jugendrheumatologen sowie internistischen Rheumatologen an. "Das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung", sagt Rietschel. Das Erlernen von Selbstständigkeit sei jedoch ein langer und mühsamer Prozess. Ein einziger Übergabetermin von der Jugend- in die Erwachsenenmedizin sei daher oft nicht ausreichend.
Eine Lösung sieht Rietschel in einem strukturierten Übergabekonzept wie dem „Berliner Transitionsprogramm“, das seit 2014 zur Anwendung kommt. Es sieht eine Übergabe vom Kinder- und Jugendarzt zum Erwachsenenmediziner im Rahmen von drei Terminen vor, darunter eine gemeinsame Visite mit beiden Ärzten. Das Besondere am Berliner Programm ist die Betreuung durch einen Fallmanager, der die Terminvereinbarung koordiniert und organisiert. "Er hält gewissermaßen den heißen Draht zum Patienten aufrecht", erläutert Rietschel. Das aktuell noch auf Norddeutschland beschränkte Programm sei unbedingt flächendeckend einzuführen und bundesweit einheitlich zu gestalten. Außerdem müsse die Finanzierung durch die gesetzlichen Krankenkassen sichergestellt und so die bislang bestehenden Abrechnungsprobleme überwunden werden. Über die Versorgungslücke, in die noch immer viele junge Erwachsene während der Transition fallen, und Lösungsvorschläge informieren Experten auf der Vorab-Pressekonferenz zum Rheumatologen-Kongress am 24. August 2016 in Berlin.
Terminhinweise:
Vorab-Pressekonferenz
Termin: Mittwoch, 24. August 2016, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 4
Anschrift: Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardstraße 55, 10117 Berlin
Kongresseröffnung
Termin: 31. August 2016, 18 Uhr
Ort: Congress Center Messe Frankfurt, Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt/M.
Mit einem Festvortrag von Professor Axel Karenberg "Götterwelten in der Heilkunde" und einem Überraschungsgast
Kongresspressekonferenz
Termin: Donnerstag, 1. September 2016, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Congress Center Messe Frankfurt, Raum Salon Hamburg
Adresse: Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main
Patiententag „Zukunft gestalten“
Termin: 3. September 2016, ab 10.30 Uhr
Ort: Hotel DOLCE (ehemaliges Kurhaus), Theatersaal, Elvis-Presley-Platz 1, 61231 Bad Nauheim
- Bei Abdruck Beleg erbeten. –
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Programm zur Vorab-Pressekonferenz
Termin: Mittwoch, 24. August 2016, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Tagungszentrum im Haus der Bundespressekonferenz, Raum 4
Anschrift: Schiffbauerdamm 40/Ecke Reinhardstraße 55, 10117 Berlin
Themen und Referenten:
Neue Medikamente gegen Rheuma: Welche neuen Wirkstoffe gibt es und warum ist jede neue Therapieoption entscheidend?
Professor Dr. med. Ulf Müller-Ladner, Tagungspräsident DGRh, Ärztlicher Direktor der Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie der Kerckhoff-Klinik, Bad Nauheim
Wenn Kinder mit Rheuma erwachsen werden: Wie gelingt der kritische Schritt vom engmaschig betreuten Jugendlichen zum selbstständigen Patienten?
Dr. med. Christoph G. Rietschel, Tagungspräsident GKJR, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendrheumatologie, Clementine Kinderhospital, Frankfurt am Main
„Biosimilars“: Halten die neuen „Kopien“ der Biologika, was sie medizinisch versprechen, und entlasten sie unser Gesundheitssystem auch finanziell?
Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, 1. Vizepräsident der DGRh, Oberarzt und Leiter der Sektion Rheumatologie am Universitätsklinikum Heidelberg, Medizinisch-wissenschaftlicher Leiter des Acura-Rheumazentrums in Baden-Baden
Rauchstopp oder Ernährungsumstellung: Was Rheumapatienten wirklich Linderung verschafft
Professor Dr. med. Erika Gromnica-Ihle, Präsidentin der Deutschen Rheuma-Liga Bundesverband e.V., Berlin
Schmerzhaftes Schicksal? Die Volkskrankheit Fingerarthrose ist mehr als eine „unbehandelbare Alterserscheinung“ – Was hilft?
Professor Dr. med. Wolfgang Rüther, Direktor der Orthopädischen Universitätsklinik am Klinikum Bad Bramstedt und der Klinik und Poliklinik für Orthopädie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
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Programm zur Kongresspressekonferenz
Termin: Donnerstag, 1. September 2016, 12.00 bis 13.00 Uhr
Ort: Congress Center Messe Frankfurt, Raum Salon Hamburg
Adresse: Ludwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main
Themen und Referenten:
Das schwer zerstörte Gelenk: Was geht noch, wenn scheinbar nichts mehr geht?
Professor Dr. med. Stefan Rehart, Tagungspräsident DGORh, Agaplesion Markus Krankenhaus am Akademischen Lehrkrankenhaus der Goethe-Universität in Frankfurt am Main
Rheuma und Familienplanung: So sind Krankheit und Kinderwunsch zu meistern!
Privatdozentin Dr. med. Rebecca Fischer-Betz, Sprecherin des Arbeitskreises „Schwangerschaft und rheumatische Erkrankungen“ der DGRh, Stellvertretende Leiterin der Poliklinik für Rheumatologie & Hiller Forschungszentrum, Universitätsklinikum Düsseldorf
Zugelassene Medikamente für Kinder mit Rheuma sind die Ausnahme: Wenn Off-Label-Use Standard ist
Professor Dr. med. Gerd Horneff, Direktor der Abteilung für Allgemeine Kinder und Jugendmedizin an der Asklepios Kinderklinik Sankt Augustin
Harte Arbeit statt Wellness: Wie physikalische Therapie Rheumapatienten hilft, die aktiv mitmachen
Professor Dr. med. Uwe Lange, Leiter der Abteilung Osteologie, Physikalische Medizin und stellv. Direktor der Abteilung Rheumatologie und Klinische Immunologie an der Kerckhoff-Klinik in Bad Nauheim
Alle reden von Spitzenforschung in Deutschland, die Rheumatologie leistet sie – wo sind wir wirklich exzellent?
Professor Dr. med. Thomas Pap, Direktor des Instituts für Experimentelle Muskuloskelettale Medizin (IEMM), Universitätsklinikum Münster
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Kontakt für Rückfragen:
Janina Wetzstein und Sabrina Hartmann
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
Pressestelle
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-457, Fax: 0711 8931-167
wetzstein@medizinkommunikation.org
www.dgrh-kongress.de
Criteria of this press release:
Journalists
Medicine
transregional, national
Scientific conferences, Transfer of Science or Research
German
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