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09/08/2016 10:20

Leben gewissenhafte Schüler länger?

Antje Karbe Hochschulkommunikation
Eberhard Karls Universität Tübingen

    Bildungsforscher der Universität Tübingen werten Schüler-Befragung von 1968 aus und stellen Zusammenhang zwischen Verhalten in der Schule und Lebenserwartung her

    Kinder, die in der Schule fleißig, gewissenhaft und leistungsorientiert sind, leben wahrscheinlich länger als ihre widerspenstigen und ungeduldigen Mitschülerinnen und Mitschüler. Diese Schlussfolgerung ziehen Wissenschaftler der Universität Luxemburg und vom Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung an der Universität Tübingen aus einer Studie. Sie haben das Verhalten und die Charaktereigenschaften von Schülerinnen und Schülern anhand von Daten einer Studie aus dem Jahr 1968 analysiert und untersucht, ob diese Eigenschaften im Zusammenhang mit der Lebenserwartung stehen könnten.

    Für die Studie, die den Wissenschaftlern als Grundlage diente, wurde im Jahr 1968 etwa die Hälfte eines Jahrgangs in Luxemburg nach ihren Gedanken, Gefühlen, Schul- und Lebensgewohnheiten befragt. Insgesamt rund 2.500 damalige Sechstklässler, die im Durchschnitt knapp 12 Jahre alt waren, nahmen daran teil. Sie mussten ihre Schulleistung und ihr Verhalten selbst beurteilen, außerdem unterzogen sie sich einem Intelligenztest, und der Beruf sowie das Einkommen der Eltern wurden berücksichtigt. Aus früheren Studien weiß man, dass ein hoher Intelligenzquotient und der Status der Eltern die Lebenserwartung positiv beeinflussen, somit konnten diese Daten zur Kontrolle des Ergebnisses herangezogen werden. Die Forscher untersuchten nun die Eigenschaften derer, die älter als 52 Jahre alt wurden. 166 Personen waren vorher gestorben.

    Die Kinder mussten Aussagen zu ihrem Verhalten als richtig oder falsch bewerten, zum Beispiel „Ich gebe mir große Mühe, meine Hausaufgaben richtig und sorgfältig zu machen“, „manchmal passe ich in der Schule nicht auf“ oder „ich habe meiner Mutter freche Antworten gegeben“. Außerdem wurden auch die Lehrerinnen und Lehrer gefragt, wie fleißig die einzelnen Schülerinnen und Schüler im Unterricht waren.

    Während solche Faktoren wie Nachlässigkeit oder Respektlosigkeit gegenüber den Eltern in keinem nennenswerten Zusammenhang mit der Lebensdauer zu stehen scheinen, fanden die Forscher in ihren Analysen einen Zusammenhang zwischen dem „Fleiß“ der Schülerinnen und Schüler und der Lebenserwartung, den sie als bedeutsam einstufen. Nach ihren Berechnungen hatten die von Lehrern als „fleißig“ bezeichneten Schülerinnen und Schüler eine statistisch höhere Chance, nach einer Zeitspanne von 40 Jahren noch am Leben zu sein. Damit fiel dem Faktor Fleiß eine noch höhere Bedeutung zu als der Intelligenz oder dem familiären Hintergrund.

    „Das hat vielleicht damit zu tun, dass die fleißigen Schüler auch einen verantwortungsbewussteren Lebensstil pflegen“, erklärt Marion Spengler, Erstautorin der Studie. „Man könnte vermuten, dass sie sich gesünder ernähren und regelmäßiger zum Arzt gehen. Die genauen Gründe für den Zusammenhang kennen wir allerdings noch nicht.“ Die anderen Studienteilnehmer dagegen seien eventuell tendenziell risikobereiter, hätten dadurch mehr Unfälle oder probierten vielleicht risikoreichere Sexualpraktiken oder Drogen aus. Frauen waren übrigens mit einer viel höheren Wahrscheinlichkeit noch am Leben als Männer.

    Warum der Zusammenhang zwischen Fleiß und Lebenserwartung derart markant scheint, muss laut Spengler in weiteren Studien untersucht werden. „Sollte gesundheitsbewusstes Verhalten tatsächlich eine Rolle für den Zusammenhang von Fleiß und Lebenserwartung spielen, dann ist das ein spannender Ausgangspunkt für weitere Forschung. Sollte es sich beispielsweise herausstellen, dass gesundes Verhalten durch Bildung vermittelt werden kann, könnten entsprechende Lerninhalte in den Bildungsplan übernommen werden“, so Marion Spengler.

    Originalpublikation:
    Spengler, M., Roberts, B. W., Lüdtke, O., Martin, R., & Brunner, M. (2016). The Kind of Student You Were in Elementary School Predicts Mortality, Journal of Personality 84(4), 547-553. doi: 10.1111/jopy.12180

    Kontakt:
    Dr. Marion Spengler
    Universität Tübingen
    Hector-Institut für Empirische Bildungsforschung
    Telefon +49 7071 29-74948
    marion.spengler@uni-tuebingen.de
    www.hib.uni-tuebingen.de


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    Criteria of this press release:
    Journalists
    Teaching / education
    transregional, national
    Research results
    German


     

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