Man könnte ja denken, daß Übergewichtige ein besonders feines Geschmacks- und Geruchsempfinden besitzen, sozusagen echte Feinschmecker sind. Das könnte doch mit ein Grund dafür sein, daß sie mehr Kalorien aufnehmen, als ihr Körper verbraucht. Aber die Vermutung ist - jedenfalls so allgemein gesprochen - falsch, das haben Untersuchungen am Deutschen Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke ergeben. Vielmehr besitzen Übergewichtige eher ein geringeres Leistungsvermögen auf diesem Gebiet als Normalgewichtige.
Die Wissenschaftler der Abteilung "Interventionsstudien" des DIfE wollten u.a. in Erfahrung bringen, ob Über- und Normalgewichtige gegenüber den Geschmacksempfindungen süß, sauer, salzig und bitter unterschiedlich empfindlich sind; ob diese beiden Gruppen in der Wiedererkennung von Geruchsstoffen Unterschiedliches leisten; und schließlich ob solche Unterschiede, sollten sie festgestellt werden, zur Bevorzugung bestimmter Speisezubereitungen führen.
Insgesamt nahmen 120 Personen an diesem Forschungsprojekt teil, etwa gleichmäßig gruppiert in normalgewichtige, leicht übergewichtige und stark übergewichtige Männer und Frauen.
Die Untersuchungen ergaben z.B., daß übergewichtige Männer bei der Unterscheidung der Grundgeschmacksarten - also süß, sauer, salzig und bitter - durchschnittlich mehr Fehler machen als normalgewichtige. Viele Übergewichtige bemerken den Bittergeschmack auch erst bei höherer Konzentration als Normalgewichtige. Die Differenz zwischen verschieden konzentrierten Zuckerlösungen zu erkennen, ist für sie ebenfalls schwieriger.
Weniger eindeutig sind Unterschiede im Geruchsvermögen. Nur soviel kann man sagen: Wenn leichte Unterschiede dieser Art zu erkennen sind, handelt es sich immer um eine geringere Fähigkeit der Übergewichtigen.
Bevorzugen Übergewichtige nun eigentlich bestimmte Geschmacksrichtungen? Im DIfE prüfte man diese Frage mit Quarkzubereitungen verschiedenen Fett- und Zuckergehalts. Natürlich ist die Vorliebe der Übergewichtigen für fett- und besonders für zuckerhaltige Produkte ausgeprägt. Normalgewichtige stehen ihnen darin aber keineswegs nach.
In keinem Fall, so urteilen die Wissenschaftler, erweisen sich Übergewichtige in ihrem Vermögen, Geruch und Geschmack von Speisen und Getränken zu unterscheiden, den Normalgewichtigen als überlegen. Die Behauptung, sie seien bessere Kenner einer guten Küche als dünnere Zeitgenossen, gilt also künftig nicht mehr.
Abdruck gestattet / Beleg erbeten
Weitere Informationen: Prof. Dr. Hans-Joachim F. Zunft (-215)
Criteria of this press release:
Biology, Chemistry, Medicine, Nutrition / healthcare / nursing
transregional, national
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German
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