Eine Metastudie zeigt, das die Erosionsraten der jüngeren Vergangenheit im Vergleich zu weiter zurückliegenden Perioden systematisch überschätzt werden. Außerdem gibt es einen deutlichen Unterschied der Erosionsraten zwischen Landschaften, die von Gletschern geprägt wurden, und solchen, die von Flüssen geprägt wurden. Die Studie erscheint am 5. Oktober in Science Advances.
Wer Informationen über die Erdgeschichte gewinnen will, ist auf geologische „Zeugen“ angewiesen: Baumringe, Eisbohrkerne oder Sedimentschichten in Seen und Ozeanen. Wie viel Sediment nun im Verlauf von Jahrhunderten, Jahrtausenden oder gar Jahrmillionen abgelagert wird, hängt davon ab, wie hoch die Erosionsraten in den Liefergebieten sind. Die möglichst präzise Einschätzung dieser Abtragungsraten ist daher ein Schlüssel für das Verständnis der Erdgeschichte. Ein internationales Team von Wissenschaftlern, an dem auch Dirk Scherler aus der GFZ-Sektion Geochemie der Erdoberfläche beteiligt war, hat in Science Advances (5. Oktober) eine Analyse vieler Studien publiziert, die Probleme bei der Abschätzung erdgeschichtlicher Erosionsraten darlegt.
Zwei Fehlerquellen stachen bei der Metastudie ins Auge: Zum einen werden die Erosionsraten der jüngeren Vergangenheit im Vergleich zu weiter zurückliegenden Perioden systematisch überschätzt, zum anderen gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Landschaften, die von Gletschern geprägt wurden (glazial), und Landschaften, die von Flüssen (fluvial) geprägt wurden.
Die Überschätzung jüngerer Abtragungsraten liegt der Studie zufolge daran, dass Erosion nicht gleichmäßig stattfindet, sondern in „Pulsen“ und mit Pausen. Über sehr viele Jahrtausende hinweg ergeben Pulse – verursacht etwa durch Klimaschwankungen, Erdbeben oder Vereisungen – und Pausen eine gute Annäherung an einen Mittelwert, aber auf kurze Frist dominiert der Eindruck der Erosionspulse. Insbesondere glaziale Landschaften weisen eine hohe Erosionsrate auf. Und da die letzte Eiszeit vor „nur“ 20.000 Jahren, also vor geologisch kurzer Zeit, ihren Höhepunkt hatte, werden die Erosionsraten in den ehedem vergletscherten Gebieten im Vergleich zum langfristigen Mittel vermutlich systematisch zu hoch angesetzt.
Titel der Originalstudie:
"Time scale bias in erosion rates of glaciated landscapes" (V. Ganti, Ch. v. Hagke et al. in Science Advances, 5. Oktober 2016).
Gletscher prägen die Hochgebirgslandschaften und verursachen hohe Erosionsraten.
Foto: Scherler/GFZ
None
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars, Students
Geosciences, Oceanology / climate
transregional, national
Research results
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).