Ein Forschungsprojekt zur besseren Diagnose, Behandlung und Nachsorge von Hirntumoren bei Kindern erhält den ersten „Hermann-Seippel-Preis – Deutscher Forschungspreis für Kinderheilkunde“ der Stiftung Universitätsmedizin Essen. Das Projekt, das Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sowie der Universität Duisburg-Essen umsetzen, wird mit 200.000 Euro gefördert. Verliehen wurde der Preis anlässlich der Jubiläumsfeier zum zehnten Geburtstag der Stiftung Universitätsmedizin Essen. Schirmherr ist der Arzt, Komiker und Gründer der Stiftung „HUMOR HILFT HEILEN“ Dr. Eckart von Hirschhausen.
Hirntumore sind mit rund 500 Neuerkrankungen im Jahr in Deutschland die zweit-häufigste Krebserkrankung im Kindesalter. Ihre Diagnose, die Therapie-Kontrolle und die Nachsorge sind bisher nur über bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanz-Tomografie (MRT) möglich. Diese bringen in diesem Zusammenhang nicht immer eindeutige Ergebnisse, sind aber bislang ohne Alternative. Denn für die meisten soliden Tumore bei Kindern und insbesondere den kindlichen Hirntumoren gibt es keine Marker, die eindeutig aufzeigen, ob eine Therapie wirkt und der Tumor am Ende völlig verschwunden ist. Liegt eine unerkannte Minimal-Resterkrankung vor (MRD-Diagnostik), erhöht dies die Gefahr eines Rezidivs.
Einen solchen Marker zu finden, haben sich Dr. Basant Kumar Thakur und Dr. Ste-phan Tippelt von der Kinderhämatologie und -onkologie der Kinderklinik III Essen am Universitätsklinikum Essen und Dr. Kornelius Kerl vom Universitätsklinikum Münster vorgenommen und erhalten für dieses wichtige Vorhaben den „Hermann Seippel Preis – Deutscher Forschungspreis für Kinderheilkunde“ der Stiftung Uni-versitätsmedizin Essen. Die Wissenschaftler konzentrieren sich dabei auf Exosome, die von den jeweiligen Tumorzellen abstammen und in denen sich erkrankungsspe-zifische Eiweiße, Fette und genomische Signaturen der jeweiligen Ursprungszelle nachweisen lassen. So fand Dr. Basant Kumar Thakur heraus, dass Krebsexosomen - kleine Bläschen, die von einer Zelle abgegeben werden - doppelsträngige DNA enthalten, welche die gesamte genomische DNA wiederspiegeln. Dass auch krebs-spezifische Mutationen in Exosomen festgestellt werden können, hebt die klinische Implikation von Krebsexosomen zur früheren Erkennung von Krebs in Form der „liquid biopsy“ hervor.
„Wir untersuchen, ob während einer Erkrankung Exosome mit der DNA der jeweiligen Tumorzellen im Blut der kleinen Patientinnen und Patienten nachweisbar sind“, erläutert Dr. Basant Kumar Thakur. Im Fokus steht dabei die Gruppe der kindlichen rhabdoiden Tumore, die genetisch bereits gut definiert ist. Ist der Nachweis dieser Exosome im Blut gelungen, kann man diese zur Überprüfung des Krankheitsverlaufes nutzen. Verschwinden sie, bedeutet dies, dass auch der Tumor verschwunden ist. „Zunächst werden wir dies im Laborversuch untersuchen und anschließend im Rahmen einer klinischen Studie überprüfen“, erklärt Dr. Kornelius Kerl. Ein Ansatz mit großem Potenzial, denn lässt sich diese Methode bei hochmalignen kindlichen Tumoren etablieren, können die gewonnenen Erkenntnisse unter Umständen auch auf andere solide Tumore des Kindes- und Erwachsenenalters übertragen werden.
„Ziel des deutschlandweit ausgeschriebenen ‚Hermann-Seippel-Preis – Deutscher Forschungspreis für Kinderheilkunde‘ ist es, Krankheiten von Kindern und Jugendlichen nachhaltig zu bekämpfen, die Lebensbedingungen der kleinen Patienten zu verbessern und, wo möglich, Leben zu retten, indem noch bessere Forschungsbedingungen in der Kinderheilkunde geschaffen werden“, so Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel, Vorsitzender der Stiftung Universitätsmedizin Essen.
Der Preis richtet sich an Forscherinnen und Forscher Medizinischer Fakultäten und soll die Forschungsvernetzung stärken. Ausgewählt wurden die Preisträger in einem zweistufigen Verfahren anhand klarer Kriterien von einem Expertengremium und einer Jury. Bewertet wurden unter anderem Relevanz und Aktualität der Fragestellung, Klarheit des Bezugs zur Verbesserung von Diagnostik, Therapie oder Prävention, wissenschaftliche Qualität des Projektes, Methodik, wissenschaftliche Innovation, Qualifikation sowie Vorarbeiten der Antragsteller.
Die nächste Ausschreibung des „Hermann-Seippel-Preis – Deutscher Forschungspreis für Kinderheilkunde“ erfolgt 2018, bis 2026 insgesamt eine Millionen Euro ausgeschüttet worden ist.
Schirmherr ist der prominente Mediziner, Autor und Kabarettist Dr. Eckart von Hirschhausen, der eine besondere Verbindung zu diesem Themenfeld hat. „Ich habe selber als Arzt in der Kinderneurologie und Kinderpsychiatrie gearbeitet und weiß: je früher man die körperliche und seelische Gesundheit von Kindern fördert, desto höher sind die Chancen auf ein glückliches Leben. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, sondern haben medizinisch und psychologisch ganz spezielle Bedürfnisse, über die wir noch lange nicht alles wissen – und viel schlimmer: Noch lange nicht alles, was wir wissen, setzen wir in der Praxis ein. Daher bin ich gerne Schirmherr für den Hermann-Seippel-Preis, den Deutschen Forschungspreis für Kinderheilkunde“, so seine Worte.
Hintergrund zu Hermann Seippel und der gleichnamigen Hermann Seippel Unterstützungseinrichtung GmbH
Hermann Seippel, geboren am 23. Februar 1884 in Barmen, gestorben am 19. April 1937 in Essen, war von 1927 an Vorstandsmitglied der Ruhrgas AG sowie von 1928 bis 1933 Vorsitzender des Folkwang-Museumsvereins in Essen. Zu seinem Gedenken wurde die „Hermann-Seippel-Unterstützungseinrichtung GmbH“ eingerichtet, die ein Tochterunternehmen der Ruhrgas AG bzw. ihres Rechtsnachfolgers war und nun liquidiert wurde. Satzungsgemäß kommt der Liquidationserlös gemeinnützigen Zwecken zugute. Die Stiftung Universitätsmedizin Essen erhielt über 1,6 Mio. Euro. Das Geld wird zu einem Teil für eine besondere Inneneinrichtung der neuen Essener Kinderklinik verwendet. Mit dem anderen Teil wird der mit 1 Mio. Euro dotierte Forschungspreis für Kinderheilkunde ausgeschrieben.
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http://www.forschungspreis-kinderheilkunde.de
(vl) Dr. Basant Kumar Thakur, Prof. Dr. Karl-Heinz Jöckel, Dr. Kornelius Kerl, Dr. Stephan Tippelt
UK Essen O. Kirch
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German
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