Alternative Behandlung bei Schlafapnoe erfolgreich eingesetzt
Erstmals in Thüringen haben Mediziner der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Jena (UKJ) einen Zungenschrittmacher erfolgreich implantiert. „Dieser Schrittmacher ist eine neue Methode, um Patienten mit Atemaussetzern im Schlaf, auch Schlafapnoesyndrom genannt, zu behandeln, wenn die Standardtherapie mit einer Atemmaske nicht möglich ist“, sagt Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde am UKJ. Das Gerät in der Größe einer Streichholzschachtel hält die Atemwege nachts mithilfe kleiner Stromimpulse offen, um Atemaussetzer zu verhindern. Der Patient hat die etwa zweistündige Operation gut überstanden.
Bei Patienten mit dem sogenannten obstruktiven Schlafapnoesyndrom verengen sich die Atemwege, da die Spannkraft der Zungen- und Rachenmuskulatur im Schlaf nachlässt. Deshalb kommt es zu Atemaussetzern. „Die Betroffenen erreichen nicht die wichtigen Tiefschlaf- und Traumphasen. Sie sind tagsüber müde und unkonzentriert“, so Prof. Guntinas-Lichius. „Die Erkrankung belastet den Kreislauf nachts sehr stark. Nicht erkannt oder nicht ausreichend behandelt erhöht es deshalb das Risiko eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls.“
Bei manchen Patienten führt die Standard-Überdruckbehandlung mit einer Atemmaske zu Druckstellen im Gesicht, Augenentzündungen oder Erstickungsangst. „Mit dem Zungenschrittmacher haben wir nun die Möglichkeit, auch diesen Patienten zufriedenstellend weiterzuhelfen. Die Methode kann eingesetzt werden, wenn der Hauptort der Muskelerschlaffung im Bereich des Zungengrunds liegt und kein ausgeprägtes Übergewicht beim Patienten besteht“, erklärt Dr. Gerlind Schneider, Oberärztin an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde und Leiterin des Schlaflabors. Sie hat die Implantation des Zungenschrittmachers durchgeführt.
Der Schrittmacher wird ähnlich wie ein Herzschrittmacher rechts unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt. Ein Drucksensor zwischen der Rippenmuskulatur am Brustkorb versorgt ihn mit Informationen über die Atmung. Eine zweite Elektrode wird unter die Haut bis zum Unterzungennerv gelegt und mit ihm verbunden. Diese Elektrode gibt bei jedem Einatmen einen kleinen Stromimpuls ab, der die Zungenmuskulatur nach vorn aus dem Rachenraum heraus bewegt. „Insgesamt sind nur drei kleinen Hautschnitte bei diesem Eingriff nötigt, der unter Vollnarkose vorgenommen wird“, so Dr. Schneider. In vier Wochen wird das Gerät aktiviert. Der Patient kann es dann vor dem Schlafengehen mit einer Fernbedienung ein- und morgens wieder ausschalten. Nach weiteren vier Wochen der Eingewöhnung wird der Schrittmacher im klinikeigenen Schlaflabor kontrolliert. Die Batterie des geplanten Stimulators muss erst nach etwa zehn Jahren ausgetauscht werden.
Kontakt
OÄ Dr. Gerlind Schneider
Schlaflabor der Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde am Universitätsklinikums Jena
Tel.: 03641/935108
E-Mail: gerlind.schneider@med.uni-jena.de
http://www.uniklinikum-jena.de
Prof. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der HNO-Klinik (links) und OÄ Dr. Gerlind Schneider implant ...
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