Akademischer Festakt der Universität Gießen mit Preisen und Auszeichnungen für exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs – Festvortrag von Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, Präsident des Bundesverfassungsgerichts
Mit einem Festvortrag von Prof. Dr. Andreas Voßkuhle, dem Präsidenten des Bundesverfassungsgerichts, hat die Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) am Freitag in der Aula ihren Akademischen Festakt gefeiert. Zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft waren der Einladung zum höchsten Feiertag der Universität gefolgt. Traditionell werden im Rahmen des Festakts zahlreiche Preise und Auszeichnungen für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verliehen – unter anderen der renommierte Röntgenpreis sowie der Preis der Justus-Liebig-Universität Gießen.
JLU-Präsident Prof. Dr. Joybrato Mukherjee erwähnte in seiner Eröffnungsrede die zahlreichen Erfolge der Universität Gießen im vergangenen Jahr sowie die zuletzt geschaffenen guten Voraussetzungen dafür, „auch in den kommenden Jahren erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben“. Gleichzeitig nahm er aber auch Bezug auf die so genannte „Third Mission“ der Universität neben den traditionellen Aufgaben Forschung und Lehre: Die JLU sei eine „societal university“ – „eine Universität für die Gesellschaft und in der Gesellschaft“, betonte Prof. Mukherjee und fügte hinzu: „Es kann uns daher nicht kalt lassen, es betrifft uns vielmehr unmittelbar in unserer Rolle und Aufgabe, was in unserer Gesellschaft, in Europa und weltweit geschieht.“
Unter Bezug auf AfD und Pegida, die Krise der EU und die Unberechenbarkeit der neuen US-Regierung sagte der Präsident: „In einer Zeit, in der manche – vermutlich nicht ganz zu Unrecht – von einem ‚postfaktischen‘ Zeitalter sprechen, in der nur noch Emotionen, Wut- und Ohnmachtsgefühle, Wunschdenken, nicht aber überprüfbare Fakten und sachliche Argumente meinungsbildend sind, in einer solchen Zeit sind wir Universitäten als Horte des rationalen, fairen und differenzierten Diskurses gefragter denn je.“
Prof. Dr. Andreas Voßkuhle sprach in seinem Festvortrag über die „Wissenschaftsfreiheit im Spiegel der Verfassung“: Bereits Humboldt habe die Freiheit als wesentliche Bedingung wissenschaftlicher Arbeit gesehen und ihr die Einsamkeit des Wissenschaftlers als „hilfreich“ hinzugefügt. „Eine romantische Idee vom Wissenschaftler im Elfenbeinturm? Nein. Humboldt machte damit deutlich, dass die Wissenschaft ihren Wert und ihren gesellschaftlichen Nutzen erst dann erlangt, wenn sie um ihrer selbst willen ausgeübt wird“, betonte Voßkuhle.
Der Festakt wurde von Mitgliedern des Universitätsorchesters Gießen musikalisch umrahmt.
Im Mittelpunkt stand die Verleihung von Preisen und Auszeichnungen für exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchs:
- Der Röntgenpreis der Justus-Liebig-Universität Gießen ging in diesem Jahr an Dr. Markus Schöffler, Goethe-Universität Frankfurt am Main. Der Physiker erhielt den mit 15.000 Euro dotierten Preis in Anerkennung seiner bahnbrechenden Koinzidenzexperimente zur Wechselwirkung von Strahlung mit Atomen und Molekülen. Gestiftet wird der Preis hälftig von Pfeiffer Vacuum und der Dr. Erich Pfeiffer Stiftung sowie von der Ludwig-Schunk-Stiftung.
- Dr. Roland Marschall (Physikalisch-Chemisches Institut) wurde für seine herausragende Forschungsarbeit auf dem Gebiet „Semiconductor composites: Strategies for enhancing charge carrier separation to improve photocatalytic activity“ mit dem mit 5.000 Euro dotierten Preis der Justus-Liebig-Universität Gießen ausgezeichnet.
- Der von der Dr.-Herbert-Stolzenberg-Stiftung ausgelobte Dr.-Herbert-Stolzenberg-Preis ist mit 3.000 Euro dotiert. In der Sektion Rechtswissenschaft erhielt Dr. Udo Wolfgang Becker den Preis für sein herausragendes Forschungsprojekt zum Thema "Insolvenzverwalterhaftung bei Unternehmensfortführung" sowie seines sonstigen wissenschaftlichen Œuvres. In der Sektion Medizin wurde Dr. Rajkumar Savai (Max-Planck-Institut für Herz- und Lungenforschung Bad Nauheim) ausgezeichnet in Anerkennung seines herausragenden Forschungsprojekts zum Thema "Macrophage and cancer cell cross-talk via CCR2 and CX3CR1 is a fundamental mechanism driving lung cancer" sowie seines sonstigen wissenschaftlichen Œuvres. Den mit 2.000 Euro dotierten Dr. Herbert-Stolzenberg-Lehrpreis erhielt Jan Frank Hellwig in Anerkennung seines Engagements in der Ausbildung des Studiengangs Rechtswissenschaft und dabei besonders in der Veranstaltung "Klausurenwerkstatt im Zivilrecht mit Individual Coaching" sowie seines sonstigen wissenschaftlichen Œuvres.
Dank der finanziellen Unterstützung der Gießener Hochschulgesellschaft war es auch in diesem Jahr wieder möglich, acht hervorragende Dissertationen, die an der JLU eingereicht wurden, mit einem Preis in Höhe von jeweils 500 Euro auszuzeichnen.
- Die Dissertationsauszeichnung in der Sektion Rechts- und Wirtschaftswissenschaften ging an Dr. Dominik Wolff (Betreuer: Prof. Dr. Wolfgang Bessler) für seine Dissertation "Empirical Studies on Asset Management: Multi-Asset Portfolio Optimization, Return Prediction Models, and Fixed Income Hedging-Strategies".
- In der Sektion Sozial- und Sportwissenschaften sowie Psychologie wurde Dr. Claudia Kubicek (Betreuerin: Prof. Dr. Gudrun Schwarzer) für ihre Dissertation "Audio-visual speech perception in infancy: Developmental processes and underlying mechanisms“ ausgezeichnet.
- In der Sektion Sprach-, Literatur-, Kultur- und Geschichtswissenschaften sowie Philosophie ging die Auszeichnung an Dr. Kolja Lichy (Betreuer: Prof. Dr. Hans-Jürgen Bömelburg) für seine Dissertation "Stand und Aufstand. Adel und polnisch-litauisches Gemeinwesen im Rokosz von 1606 – 1609".
- In der Sektion Naturwissenschaften erhielt Dr. Stefan Diehl (Betreuer: Prof. Dr. Kai-Thomas Brinkmann) für seine Dissertation "Optimization of the Influence of Longitudinal and Lateral Non-Uniformity on the Performance of an Electromagnetic Calorimeter" eine Auszeichnung.
- Eine weitere Dissertationsauszeichnung in der Sektion Naturwissenschaften ging an Dr. Liane Jurida (Betreuer: Prof. Dr. Rainer Renkawitz / Prof. Dr. Michael Kracht) für ihre Dissertation "Mechanismen der nukleären Genregulation in der Entzündungsantwort von Epithelzellen".
- Die Dissertationsauszeichnung in der Sektion Agrarwissenschaften, Ökotrophologie und Umweltmanagement ging an Dr. Sarah Vanessa Hatzig (Betreuer: Prof. Dr. Rod Snowdon) für ihre Dissertation "Breeding for Climate Change: Genetics and Physiology of Seed Vigor, Seedling Vigor and Early Drought Resistance in Winter Oilseed Rape (Brassica napus L.)".
- In der Sektion Veterinärmedizin, Tierbiologie, Medizin, Zahnmedizin und Humanbiologie wurde Dr. Miroslava Didiasova (Betreuerin: Prof. Dr. Malgorzata Wygrecka-Markart) für ihre Dissertation "Inflammation and cancer: the role of extracellular enolase-1" ausgezeichnet.
Die beiden sektionsunabhängigen Dissertationsauszeichnungen gingen in diesem Jahr an:
- Dr. Alexandru Mandes (Betreuer: Prof. Dr. Peter Winker) für seine Dissertation "Assessing the collective behavior of trading algorithms and its implications on financial market systemic risk".
- Dr. Svetlana Fedoseeva (Betreuer: Prof. Dr. Roland Herrmann) für ihre Dissertation "Eight and 1/2 Essays on Exports and Their Pricing: An (Un)Conventional Empirical Assessment of the Role of Exchange Rates in Shaping European Agri-Food Trade".
Die 1607 gegründete Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist eine traditionsreiche Forschungsuniversität, die rund 28.000 Studierende anzieht. Neben einem breiten Lehrangebot – von den klassischen Naturwissenschaften über Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, Gesellschafts- und Erziehungswissenschaften bis hin zu Sprach- und Kulturwissen¬schaften – bietet sie ein lebenswissenschaftliches Fächerspektrum, das nicht nur in Hessen einmalig ist: Human- und Veterinärmedizin, Agrar-, Umwelt- und Ernährungswissenschaften sowie Lebensmittelchemie. Unter den großen Persönlichkeiten, die an der JLU geforscht und gelehrt haben, befindet sich eine Reihe von Nobelpreisträgern, unter anderem Wilhelm Conrad Röntgen (Nobelpreis für Physik 1901) und Wangari Maathai (Friedensnobelpreis 2004). Seit 2006 wird die JLU sowohl in der ersten als auch in der zweiten Förderlinie der Exzellenzinitiative gefördert (Excellence Cluster Cardio-Pulmonary System – ECCPS; International Graduate Centre for the Study of Culture – GCSC).
Criteria of this press release:
Journalists, Scientists and scholars
interdisciplinary
transregional, national
Contests / awards
German
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