Im europäischen Vergleich hat Österreich erst spät einen Fachhochschulsektor etabliert. Die Nachzügler-Position wurde genutzt, um aus den Erfahrungen anderer Länder zu lernen. Heute wird die bisherige Entwicklung gemeinhin als Erfolgsgeschichte beschrieben. Es ist von einem weiteren Ausbau auszugehen. Inhaltlich bedarf es einer Vorausschau auf die Herausforderungen, denen sich die FHs dabei gegenübersehen werden. Diese wird in einer soeben erschienenen Studie unternommen. Daraus ergeben sich drei Zukunftsszenarien für den österreichischen FH-Sektor.
Die ersten FH-Studiengänge in Österreich nahmen 1994/95 ihren Betrieb auf. Aus den anfänglich knapp 700 Studierenden und zehn FH-Studiengängen sind zum Studienjahr 2015/16 rund 50.000 Studierende an 21 Fachhochschulen geworden. Ausgehend von den klassischen FH-Fächergruppen der Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften wurde das Fächerspektrum kontinuierlich erweitert. Die Umstellung auf das gestufte Studiensystem ist flächendeckend vollzogen, und auch der Forderung nach berufsbegleitenden Studienangeboten wird in großem Umfang Rechnung getragen. Die FH-Absolventinnen und -Absolventen sind denen der Universitäten formal gleichgestellt, erfahren während ihres Studiums aber in der Regel ein besseres Betreuungsverhältnis. Diese und viele andere Merkmale des österreichischen FH-Sektors sind Gründe dafür, dass seine noch junge Geschichte häufig mit dem Begriff der ‚Erfolgsstory‘ beschrieben wird.
Doch so gerechtfertigt die Rede von den bisherigen Erfolgen des FH-Sektors sein mag, so hinderlich ist sie für eine kritische Betrachtung seiner Entwicklungsperspektiven und Herausforderungen. Die Frage nach den zukünftigen Herausforderungen der österreichischen Fachhochschulen ist eine Zukunftsfrage. Nun kann man die Zukunft unmöglich vorherwissen. Erhoben und produktiv bearbeitet werden kann jedoch die gegenwärtige Zukunft.
Für den österreichischen FH-Sektor werden mehrere Themenbereiche mit hoher Bedeutung und hoher Ungewissheit in Hinblick auf ihre zukünftige Entwicklung identifiziert. Solche „wichtigen Veränderlichen“ des österreichischen FH-Sektors sind:
• das Verhältnis zwischen Fachhochschulen und Universitäten;
• Strukturen der (Selbst )Steuerung im Hochschulsektor;
• Hochschulprofile und Wettbewerb;
• die Ausgestaltung der Forschung an Fachhochschulen;
• die Ausrichtung und Ziele der Lehre;
• Regelungen, die das Lehr- und Forschungspersonal betreffen.
Befragt wurden ca. 200 Fachhochschulentwicklungsakteure und Kenner des österreichischen FH-Sektors in einer online-basierten zweiwelligen Delphi-Befragung nach den Entwicklungen, die sie in diesen Themenbereichen für wahrscheinlich und für wünschenswert halten. In der Zusammenschau wird deutlich, was expertenbasierte Vorausschau-Studien häufig ergeben: Die für wahrscheinlich gehaltenen Entwicklungen entsprechen im wesentlichen einer Fortschreibung der bestehenden Verhältnisse, einschließlich der gegenwärtig zu beobachtenden Veränderungen. Dabei weist der Wunsch nach einer Entwicklung der Fachhochschulen hin zu mehr Hochschulförmigkeit und akademischer Qualität die größte Abweichung zur erwarteten Entwicklung auf.
Eine Herausforderung für die Fachhochschulen wird darin bestehen, diese Entwicklung zu realisieren, ohne dabei den Universitäten zu ähnlich zu werden. Dies erscheint dann möglich, wenn das Verhältnis zwischen Wissenschafts- und Praxisnähe nicht als ein eindimensionales Kontinuum konzipiert, sondern ein wissenschaftlich orientiertes Selbstverständnis von einer praxisorientierten Adressierung der Gesellschaft unterschieden wird.
Um das Spektrum der Entwicklungsmöglichkeiten für die österreichischen Fachhochschulen zu veranschaulichen, werden abschließend drei alternative, jeweils kohärente und aus heutiger Sicht plausible Zukunftsszenarien für den österreichischen FH-Sektor präsentiert: eine geordnete akademische Landschaft, die institutionalisierte Erfolgsgeschichte und ein eigener Zugang zur Praxis.
Die Studie wurde im Rahmen eines Promotionsprojektes am Bereich Erziehungswissenschaften/Zukunftsforschung der FU Berlin und am HoF realisiert.
Elmar Schüll: Perspektiven und Herausforderungen der österreichischen Fachhochschulen, Verlag Österreich, Wien 2016, 397 S.
Für Rückfragen wenden Sie sich bitte an: Elmar Schüll, Tel.: +43-50-2211-1858, eMail: elmar.schuell@fh-salzburg.ac.at
http://Inhaltsverzeichnis und Leseprobe
https://www.verlagoesterreich.at/perspektiven-und-herausforderungen-der-oesterre...
Fachhochschullandschaft Österreich
None
Elmar Schüll „Perspektiven und Herausforderungen der österreichischen Fachhochschulen“
None
Criteria of this press release:
Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
Economics / business administration, Electrical engineering, Mechanical engineering, Politics, Social studies
transregional, national
Science policy, Scientific Publications
German
You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.
You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).
Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.
You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).
If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).