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09/23/1998 00:00

FORS am Very Large Telescope der Europaeischen Suedsternwarte

Dietmar Schmidt Felix-Wankel-Tierschutz-Forschungspreis
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Erstes wissenschaftliches Beobachtungsinstrument am Very Large Telescope auf dem Cerro Paranal in Nord-Chile liefert eindrucksvolle Bilder des Universums.

    Pressemitteilung der LMU Muenchen, 23. September 98

    Diese Pressemitteilung wird gemeinsam (auf Englisch und
    Deutsch) von der Europaeischen Suedsternwarte, der
    Landessternwarte Heidelberg und den
    Universitaets-Sternwarten Goettingen und Muenchen
    herausgegeben.

    Die Bilder koennen (zusammen mit diesem Text) im WWW unter
    http://bigbang.usm.uni-muenchen.de:8002/press-rel/
    fors1-first-light/
    abgerufen werden.
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    FORS am Very Large Telescope der Europaeischen
    Suedsternwarte

    Erstes wissenschaftliches Beobachtungsinstrument liefert
    eindrucksvolle Bilder

    Entsprechend dem straffen Zeitplan wird das ESO Very Large
    Teleskop Projekt (VLT-Projekt) auf dem Cerro Paranal in
    Nord-Chile verwirklicht: die volle Betriebsbereitschaft
    des ersten der vier 8,2m-Einzelteleskope wird Anfang des
    naechsten Jahres erreicht sein.

    Am 15. September 1998 wurde ein weiterer wichtiger
    Meilenstein erfolgreich, rechtzeitig und innerhalb des
    Kostenplans erreicht. Nur wenige Tage nach seiner Montage
    am ersten 8,2m-Einzelteleskop des VLT (UT1) konnte FORS1
    (FOcal Reducer and Spectrograph) als erstes einer Gruppe
    leistungsfaehiger und komplexer wissenschaftlicher
    Instrumente seine Beobachtungstaetigkeit beginnen. Von
    Anfang an konnte es eine Reihe exzellenter astronomischer
    Bilder aufnehmen. Dieses bedeutende Ereignis eroeffnet
    eine Fuelle neuer Moeglichkeiten fuer die europaeische
    Astronomie.

    FORS - ein Hoehepunkt an Komplexitaet

    FORS1 und das zukuenftige Zwillingsinstrument (FORS2) sind
    das Ergebnis einer der eingehendsten und
    fortschrittlichsten technologischen Studien, die je fuer
    ein Instrument der bodengebundenen Astronomie
    durchgefuehrt wurden. Dieses einzigartige Instrument ist
    nun im Cassegrain-Fokus installiert und verschwindet
    beinahe, trotz seiner Dimensionen von 3 x 1.5m (Gewicht
    2.3t), unterhalb des riesigen 53 m2 grossen
    Zerodurspiegels. Um die grosse Spiegelflaeche und die
    hervorragende Bildqualitaet von UT1 optimal auszunuetzen,
    wurde FORS speziell so konstruiert, dass es die
    lichtschwaechsten und entferntesten Objekte im Weltall
    untersuchen kann. Bald wird dieses komplexe VLT-Instrument
    den europaeischen Astronomen erlauben, die derzeitigen
    Beobachtungshorizonte entscheidend zu erweitern.

    Die beiden FORS-Instrumente sind
    Vielzweck-Beobachtungsinstrumente, die in mehreren
    unterschiedlichen Beobachtungsarten eingesetzt werden
    koennen. Beispielsweise koennen Bilder mit zwei
    verschiedenen Abbildungsmassstaeben (Vergroesserungen)
    sowie Spektren mit unterschiedlicher spektraler Aufloesung
    von einzelnen oder mehreren Objekten aufgenommen
    werden. Dabei erlaubt der schnelle Wechsel zwischen den
    unterschiedlichen Beobachtungsarten z.B. zunaechst die
    Aufnahme und direkt anschliessend die Spektroskopie weit
    entfernter Galaxien. Damit kann dann u.a. die stellare
    Zusammensetzung und die Entfernung bestimmt werden.

    Als eines der leistungsfaehigsten astronomischen
    Instrumente seiner Art wird FORS1 ein wahres Arbeitspferd
    fuer die Untersuchung des fernen Universums darstellen.

    Der Bau von FORS

    Das FORS-Projekt wird unter ESO-Kontrakt von einem
    Konsortium dreier deutscher astronomischer Institute
    durchgefuehrt, der Landessternwarte Heidelberg und den
    Universitaets-Sternwarten von Goettingen and Muenchen. Bis
    zur Beendigung des Projekts werden die beteiligten
    Institute Arbeit im Umfang von ca. 180 Mann-Jahren
    eingebracht haben.

    Bei der Landessternwarte Heidelberg lag die Leitung des
    Projekts. Hier wurde ausserdem das gesamte optische System
    konstruiert, die Beschaffung der Komponenten der
    abbildenden Optik und der Zusatzoptiken fuer Spektroskopie
    und Polarimetrie durchgefuehrt und die spezielle
    Computersoftware geschrieben, mit der die von FORS
    gelieferten Daten verarbeitet und ausgewertet
    werden. Darueber hinaus wurde in der Werkstatt der
    Sternwarte ein Teleskopsimulator gebaut, mit dem alle
    wesentlichen Funktionen von FORS in Europa getestet werden
    konnten, bevor das Instrument zum Paranal (Chile)
    transportiert wurde.

    An der Universitaets-Sternwarte Goettingen wurden
    Konstruktion, Herstellung und Zusammenbau der gesamten
    Mechanik von FORS durchgefuehrt. Der groesste Teil der
    Praezisionsteile, insbesondere der Multispalteinheit,
    wurde in der feinmechanischen Werkstatt der Sternwarte
    hergestellt. Die Beschaffung der grossen
    Instrumentengehaeuse und Flansche, die Computeranalysen
    fuer mechanische und thermische Stabilitaet des
    empfindlichen Spektrographen und die Herstellung der
    speziellen Werkzeuge fuer Handhabung, Wartung und
    Justierung lag ebenso in der Verantwortung dieser
    Sternwarte wie die Tests der zahlreichen opto- und
    elektromechanischen Funktionen.

    Die Universitaets-Sternwarte Muenchen war verantwortlich
    fuer das Projektmanagement, Integration und Test des
    gesamten Instruments im Labor, fuer Planung und Einbau
    aller Elektronik und Elektromechanik, sowie fuer
    Entwicklung und Test der gesamten Software, die FORS in
    allen Teilen vollstaendig per Computer steuert
    (z.B. Filter- und Grismraeder, Verschluesse, Spalteinheit
    fuer die Vielspaltspektroskopie, Masken, alle optischen
    Komponenten, Elektromotoren, Encoder usw.). Zusaetzlich
    wurde Computersoftware geschrieben, mit der die komplexen
    astronomischen Beobachtungen mit FORS vorbereitet werden
    und das Verhalten des Instruments durch eine staendige
    Kontrolle der gesammelten wissenschaftlichen Daten
    ueberwacht wird.

    Als Gegenleistung fuer den Bau von FORS erhalten die
    Astronomen der drei beteiligten Institute des
    FORS-Konsortiums eine gewisse Anzahl von Naechten an
    "garantierter Beobachtungszeit" am VLT. In dieser
    Beobachtungszeit werden verschiedene Forschungsprojekte
    durchgefuehrt, deren Themen unter anderem von kleinen
    Koerpern im aeusseren Sonnensystem ueber Untersuchungen
    von Sternen im Endstadium und den von ihnen abgestossenen
    Gaswolken bis zur Erforschung ferner Galaxien und Quasare
    reichen, die Aufschluss ueber die fruehen Zeiten unseres
    Universums geben.

    Erste Tests von FORS1 am VLT-UT1: ein grossartiger Erfolg

    Nach sorgfaeltiger Vorbereitung hat das FORS-Konsortium
    nun mit der Inbetriebnahme ("Commissioning") des
    Instruments begonnen. Dazu gehoeren ein eingehender
    Nachweis der spezifizierten Leistungsfaehigkeit am
    Teleskop, die Ueberpruefung der korrekten Funktionsweise
    unter Softwaresteuerung vom Kontrollraum auf Paranal, und
    am Ende dieses Prozesses eine Demonstration, dass das
    Instrument seinen angestrebten wissenschaftlichen Zweck
    erfuellt.

    Waehrend der Durchfuehrung dieser Tests gelangen dem
    Commissioning-Team auf Paranal eine Reihe von Aufnahmen
    verschiedener astronomischer Objekte, von denen einige
    hier wiedergegeben sind. Sie wurden alle mit FORS in der
    Standardaufloesung gewonnen (Bildfeldgroesse 6.8 x 6.8
    Bogenminuten, Pixelgroesse 0.20 Bogensekunden) und zeigen
    einige der eindrucksvollen Moeglichkeiten, die das neue
    Instrument bietet.

    Spiralgalaxie NGC 1288

    ESO PR Photo 37a/98: Farbaufnahme der Spiralgalaxie NGC
    1288, aufgenommen in der ersten Beobachtungsnacht von FORS
    ("Nacht des ersten Lichts").

    Das erste Photo zeigt eine Dreifarbenaufnahme der schoenen
    Spiralgalaxie NGC 1288 im suedlichen Sternbild Fornax. PR
    Photo 37a/98 umfasst das gesamte Feld, das mit der 2048 x
    2048 Pixel grossen CCD-Kamera abgebildet wurde. Es wurde
    aus drei CCD-Aufnahmen zusammengesetzt, die bei gutem
    Seeing in verschiedenen Farben in der "Nacht des ersten
    Lichts" (15. September 1998) aufgenommen wurden. Diese
    Galaxie mit einem Durchmesser von rund 200000 Lichtjahren
    ist etwa 300 Millionen Lichtjahre entfernt, ihre
    Fluchtgeschwindigkeit betraegt 4500 km/sec.

    Technische Informationen: Photo 37a/98 ist ein Komposit
    von drei Aufnahmen in den drei Filtern B (420nm, 6 Minuten
    belichtet), V (530nm, 3 Minuten) und I (800nm, 3 Minuten)
    waehrend einer Periode mit 0.7 Bogensekunden Seeing. Das
    gezeigte Feld ist 6.8 x 6.8 Bogenminuten gross. Norden ist
    links, Osten unten.

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    Entfernter Galaxienhaufen

    ESO PR Photo 37b/98: Ein ungewoehnlicher Galaxienhaufen in
    der Umgebung des Quasars PB5763.

    ESO PR Photo 37c/98: Vergroesserung von PR Photo 37b/98;
    sie zeigt mehr Einzelheiten des ungewoehnlichen
    Galaxienhaufens.

    Die naechsten Photos wurden von einer 5-minuetigen
    Aufnahme im Nahen Infrarot reproduziert, die ebenfalls in
    der "Nacht des ersten Lichts" von FORS1 (15. September
    1998) gewonnen wurde. PR Photo 37b/98 zeigt einen
    Himmelsausschnitt in der Naehe des Quasars PB5763, in dem
    auch ein ungewoehnlicher, sehr weit entfernter Haufen von
    Galaxien zu sehen ist. Er besteht aus einer grossen Zahl
    lichtschwacher Galaxien, die bisher noch nicht eingehend
    untersucht wurden.

    Dieser Haufen ist ein gutes Beispiel fuer die Art von
    Objekten, auf die viel Beobachtungszeit mit FORS verwendet
    werden wird, sobald der regulaere Beobachtungsbetrieb
    begonnen hat.

    Eine Vergroesserung des gleichen Feldes ist in PR Photo
    37c/98 wiedergegeben. Sie zeigt die einzelnen Mitglieder
    dieses Galaxienhaufens im Detail. Man beachte besonders
    die interessante spindelfoermige Galaxie, die anscheinend
    einen aequatorialen Ring aufweist. Neben einer schoenen
    Spiralgalaxie sind auch noch viele weitere lichtschwache
    Galaxien zu erkennen. Sie sind entweder Zwerggalaxien und
    Mitglieder des Haufens oder befinden sich sehr viel weiter
    entfernt im Hintergrund des Haufens.

    Technische Informationen: PR Photos 37b/98 (als Negativ
    reproduziert) und 37c/98 (Positiv) stammen von einer
    Aufnahme, die bei 0.8 Bogensekunden Seeing durch ein
    I-Filter (nahes Infrarot, 800nm) gewonnen wurde. Die
    Belichtungszeit betrug 5 Minuten, und es wurde eine
    Flatfield-Korrektur durchgefuehrt. Das gezeigte Feld ist
    6.8 x 6.8 Bogenminuten bzw. 2.5 x 2.3 Bogenminuten
    gross. Norden ist links oben, Osten links unten.

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    Spiralgalaxie NGC 1232

    ESO PR Photo 37d/98: Ein Farbbild der Spiralgalaxie NGC
    1232, aufgenommen am 21. September 1998.

    ESO PR Photo37e/98: Vergroesserung des Zentrums von PR
    Photo 37d/98.

    Dieses spektakulaere Bild der grossen Spiralgalaxie NGC
    1232 (Photo 37d/98) wurde am 21. September 1998 unter
    guten Beobachtungsbedingungen erhalten. Es wurde aus drei
    Einzelaufnahmen im ultravioletten, blauen und roten Licht
    zusammengesetzt. Die Farben der verschiedenen Regionen
    sind deutlich sichtbar: Das Zentralgebiet enthaelt
    aeltere, roetlich leuchtende Sterne (Photo 37e/98),
    waehrend die Spiralarme von jungen, blaeulichen Sternen
    und roten Sternentstehungsgebieten bevoelkert sind. Man
    beachte die gestoerte Begleitgalaxie am linken Rand (Photo
    37d/98), die wie der griechische Buchstabe "Theta"
    aussieht.

    NGC 1232 liegt 20 Grad suedlich des Himmelsaequators im
    Sternbild Eridanus. Obwohl die Entfernung dieser Galaxie
    ungefaehr 100 Millionen Lichtjahre betraegt, kann man auf
    Grund der exzellenten Bildqualitaet einen unglaublichen
    Reichtum an Details erkennen. Bei dieser Entfernung
    entspricht die Kantenlaenge des Bildfeldes etwa 200000
    Lichtjahren oder etwa der doppelten Groesse unserer
    Milchstrasse.

    Technische Informationen: Photos 37d/98 und 37e/98 sind
    ein Komposit von drei Aufnahmen in den drei Filtern U
    (360nm, 10 Minuten belichtet), B (420nm, 6 Minuten) und R
    (600nm, 2 Minuten 30 Sekunden) waehrend einer Periode mit
    0.7 Bogensekunden Seeing. Das gezeigte Feld ist 6.8 x 6.8
    Bogenminuten bzw. 1.6 x 1.8 Bogenminuten gross. Norden ist
    oben, Osten links.

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    Fuer weitere Informationen stehen an der
    Universitaets-Sternwarte Muenchen zur Verfuegung:

    Dr. Reinhold Haefner
    (FORS Project Manager)
    Tel. 089-922094-31
    EMail haefner@usm.uni-muenchen.de

    Dr. Karl-Heinz Mantel, Dipl. Inf. Wolfgang Meisl
    (FORS Instrument Related Software)
    Tel. 089-922094-70
    EMail mantel@bigbang.usm.uni-muenchen.de,
    wmeisl@bigbang.usm.uni-muenchen.de

    Dipl. Ing.(FH) Hans-Joachim Hess
    (FORS Electronics)
    Tel. 089-922094-46
    EMail achim@bigbang.usm.uni-muenchen.de


    More information:

    http://bigbang.usm.uni-muenchen.de:8002/press-rel/fors1-first-light/


    Images

    ESO PR Photo 37a/98: Farbaufnahme der Spiralgalaxie NGC 1288, aufgenommen in der ersten Beobachtungsnacht von FORS ("Nacht des ersten Lichts").
    ESO PR Photo 37a/98: Farbaufnahme der Spiralgalaxie NGC 1288, aufgenommen in der ersten Beobachtungs ...

    None

    ESO PR Photo 37d/98: Ein Farbbild der Spiralgalaxie NGC 1232, aufgenommen am 21. September 1998.
    ESO PR Photo 37d/98: Ein Farbbild der Spiralgalaxie NGC 1232, aufgenommen am 21. September 1998.

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    Criteria of this press release:
    Mathematics, Physics / astronomy, interdisciplinary
    transregional, national
    Research projects, Science policy
    German


     

    ESO PR Photo 37a/98: Farbaufnahme der Spiralgalaxie NGC 1288, aufgenommen in der ersten Beobachtungsnacht von FORS ("Nacht des ersten Lichts").


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