Was dort oben abgeht, ist schwer zu begreifen, selbst für sie. Zu groß, zu abstrakt, zu komplex ist das Universum, es sprengt unsere Vorstellungskraft, die geprägt ist von den Erfahrungen auf unserer kleinen Erde. „Jeder weiß, wie lang ein Zentimeter ist. Aber welche Entfernung messen eintausend Lichtjahre?“, fragt die Astrophysikerin Aurora Simionescu. „Das Spannende an der Astrophysik ist, dass ich sie nicht verstehe. Ich versuche, die Grenzen meines Wissens auszudehnen, jeden Tag ein bisschen mehr. Das ist die Herausforderung.“ Ein Studium an der Jacobs University in Bremen hat ihre Neugier geweckt.
Als erste Nicht-Japanerin ist die 33-Jährige kürzlich von der Japanischen Weltraumbehörde, der Japan Aerospace Exploration Agency, zum Associate Professor berufen worden. Sie hat, mit Auszeichnung, an der Ludwig-Maximilians-Universität in München promoviert und an der Stanford University in den USA geforscht, als Einstein Postdoctoral Fellow. Die britische Zeitung Financial Times nahm in die Liste der 100 wichtigsten, die Zukunft prägenden „Herausforderer-Persönlichkeiten“ aus Mittel- und Osteuropa auf. Die Rumänin ist, das kann man wohl so sagen, ein noch junger, aber schon sehr kräftig leuchtender Stern am Himmel der Astrophysiker.
Dass es dazu kam, hat viel mit zwei Dingen zu tun. Zum einen mit einem Buch eines amerikanischen Wissenschaftlers über Astronomie und die Struktur des Universums, das sie als Teenager las und das ihr Interesse an der Erforschung von Himmelserscheinungen weckte. Zum anderen mit ihrem 2005 abgeschlossenen Studium an der damaligen International University Bremen, der heutigen Jacobs University in Bremen-Nord. „Ohne den Enthusiasmus, die Ermutigung und die Unterstützung meiner Professoren hätte ich wahrscheinlich einen anderen Weg eingeschlagen“, sagt Aurora Simionescu heute.
„Eine der besten Erfahrungen ihres Lebens“, nennt sie ihr Studium in Bremen. Und das nicht nur wegen ihrer Professoren, sondern auch wegen ihrer Kommilitonen. „Gemeinsam mit Studierenden aus ganz Europa, aus Amerika, Afrika und Asien auf einem internationalen Campus gelebt zu haben, war ein unschätzbares Erlebnis.“ Nicht weiter verwunderlich also, dass sie zehn Jahre nach ihrem Abschluss aus Japan nach Bremen flog, um bei einem Treffen der Kommilitonen von einst alte Freunde zu treffen. Auch auf ihren Reisen rund um den Erdball trifft sie sich abends oft auf ein Bier mit Alumni, die auf der ganzen Welt verteilt sind. „Dieser Zusammenhalt, dieses Netzwerk ist ein lebenslanges Geschenk.“
Als eine Art Geschenk von unglaublicher Schönheit betrachtet sie auch das Universum. Dabei ist ihr Blick weniger auf einzelne Sterne gerichtet, sondern auf Galaxien. Jede einzelne besteht aus einer Unzahl von Sternen, bei unserer Galaxie, der Milchstraße, dürften es rund 100 Milliarden sein. Das Universum ist voller Galaxien. Manche bleiben eher für sich, wie die Milchstraße, andere drängen sich aneinander, bilden ein kosmisches Netzwerk. Dieses Netzwerk erforscht sie, versucht es zu erfassen und Veränderungen festzustellen. Denn das Universum wächst. Wie genau das vorgeht, weiß niemand.
Ihren Blick in die unendlichen Weiten des Weltraums ermöglichen Röntgenteleskope, die die Erde umkreisen. Aurora Simionescu wertet die von ihnen erstellten Bilder aus, und sie gibt vor, wohin sich die Teleskope richten, um weitere Informationen zu bekommen. „Wenn ich von Fremden gefragt werde, was ich mache und keine Lust auf längere Erklärungen habe, sage ich manchmal, ich sei Datenanalyst. Das trifft es ganz gut.“
Dabei ist das Erklären eine ihrer vielen Stärken. Jeder kann sich davon überzeugen auf ihrem Blog unter http://earthinpink.com/. Unter der Rubrik „Astronomie für jedermann“ führt sie anschaulich und weitgehend frei von rein theoretischem Wissenschaftssprech in die Welt der Astrophysik und in ihre Arbeit ein. Zu sehen sind viele faszinierende Fotos, aus dem Weltraum, aber auch Bilder, die selbst auf der Erde gemacht hat – denn Fotografie ist eines ihrer Hobbys. „Ich wollte die Schönheiten des Kosmos mit denen unseres kleinen Planeten auf einer Seite zusammen bringen.“
Den Blog, die Medienaufmerksamkeit durch die Aufnahme in die Top 100 Herausforderer-Liste oder ihre Auszeichnung als Persönlichkeit des Jahres 2008 durch eine rumänische Tageszeitung nutzt sie auch dazu, andere für die Astrophysik zu begeistern. Insbesondere junge Frauen in Rumänien will sie motivieren, ihren eigenen Weg zu gehen – auch außerhalb traditioneller Pfade. „Anderen dabei helfen zu können, ihre Passion zu finden und ihr zu folgen, ist für mich eine große Motivation.“
Aurora Simionescu baut jetzt gerade ihre eigene Forschungsgruppe auf, mit ihren eigenen Doktoranden und Post-Doktoranden. Und sie ist beteiligt an einem großen Projekt, dem Neubau eines japanischen Weltraumteleskops als Ersatz für den Satelliten „Hitomi“, der vor knapp einem Jahr im Weltraum verloren ging. Viel zu tun also – doch sollte es ihr irgendwie möglich sein, wird sie im kommenden Sommer in Tokio einen Flieger betreten, der sie nach Bremen bringt: zum nächsten Alumni-Treffen an der Jacobs University.
Weitere Informationen:
http://www.jacobs-university.de
Über die Jacobs University:
Die Jacobs University ist eine private, unabhängige, englischsprachige Universität in Bremen. Hier studieren junge Menschen aus der ganzen Welt in Vorbereitungs-, Bachelor-, Master- und PhD-Programmen. Internationalität und Transdisziplinarität sind die besonderen Kennzeichen der Jacobs University: Forschung und Lehre folgen nicht einem einzigen Lösungsweg, sie gehen Fragestellungen aus der Perspektive verschiedener Disziplinen an. Dieses Prinzip macht Jacobs Absolventen zu begehrten Nachwuchskräften, die erfolgreich internationale Karrierewege einschlagen.
Kontakt:
Thomas Joppig | Brand Management, Marketing & Communications
t.joppig@jacobs-university.de | Tel.: +49 421 200-4504
Astrophysikerin Aurora Simionescu_Absolventin Jacobs University
Privat
None
Criteria of this press release:
Journalists
Physics / astronomy
transregional, national
Miscellaneous scientific news/publications
German
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