idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
02/07/2017 15:09

Medienforschung - Print hat beim Leser Priorität

Luise Dirscherl Stabsstelle Kommunikation und Presse
Ludwig-Maximilians-Universität München

    Wer Zeitung liest, liest sie auf Papier. Online-Angebote der Medienhäuser spielen noch eine marginale Rolle – gemessen an der Zeit, die Konsumenten damit verbringen. Das zeigt LMU-Kommunikationsforscher Neil Thurman an britischen Blättern.

    Die Zeit der Zeitung sei abgelaufen, heißt es gerne. Die Zukunft gehöre den digitalen Medien. Tatsächlich aber bekommen die guten alten Printprodukte weit mehr Aufmerksamkeit als gemeinhin angenommen: Von der Zeit, die Leser mit einer Medienmarke verbringen, entfallen etwa 89 Prozent auf die gedruckte Zeitung, der Rest verteilt sich auf Online-Angebote (vier Prozent) und mobile Applikationen (sieben Prozent).

    Zwar haben die digitalen Medien die Reichweite der Presseorgane deutlich erhöht, teilweise sogar vervielfacht, argumentiert der Autor der Studie, Neil Thurman, Professor am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der LMU. Doch lesen die Nutzer im Schnitt 40 Minuten am Tag die Version auf Papier, die Medienprodukte derselben Marke jedoch nur rund 30 Sekunden pro Tag online oder auf dem Handy. „Wenn man diese Zahlen auf die Gesamtheit der Leser hochrechnet“, sagt Thurman, „kann man leicht ermessen, warum Zeitungen, wenn es um die Aufmerksamkeit geht, immer noch vorrangig auf die Printversion setzen.“ Die Untersuchung ist jetzt im Fachblatt Journalism Studies erschienen.

    Für seine Untersuchung hat Thurman Daten des UK National Readership Surveys und des Marktforschungsunternehmens comScore für elf große Blätter in Großbritannien ausgewertet, darunter The Guardian und The Times sowie die Boulevardmedien von The Mail, The Sun und Mirror. Die Erhebung deckt den Zeitraum zwischen April 2015 und März 2016 ab.

    Die Befunde der Studie könnten durchaus auch für die deutsche Medienlandschaft gelten, sagt Thurman. Die Daten etwa des aktuellen Reuters Institute Digital News Reports zeigten sogar, dass deutsche Konsumenten über die Woche gedruckte Zeitungen zu 38 Prozent häufiger als Nachrichtenquelle nutzen als den Online-Auftritt. Für Großbritannien lautet der Wert lediglich 13 Prozent. „Rechnet man die vergleichsweise große Popularität der gedruckten Zeitung in Deutschland mit ein, könnte man erwarten, dass die Leser hierzulande sogar noch mehr Zeit mit der Printversion verbringen als die in Großbritannien“, sagt Thurman.
    Journalism Studies 2017

    Publikation:
    Neil Thurman:
    Newspaper consumption in the mobile age. Re-assessing multi-platform performance and market share using “time spent“
    Journalism Studies 2017
    http://www.tandfonline.com/doi/full/10.1080/1461670X.2017.1279028

    Kontakt:
    Prof. Dr. Neil Thurman
    LMU, Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung
    Telefon: +49 89 2180-9449
    E-Mail: neil.thurman@ifkw.lmu.de


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Media and communication sciences
    transregional, national
    Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).