Antikörper-Präparate, die als Biologika in den letzten Jahren zur Behandlung von Asthma- und Hauterkrankungen eingeführt wurden, könnten in Zukunft auch Menschen, die unter starken Allergien leiden, das Leben erleichtern. Ein Experte berichtet darüber auf der 88. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) in Erfurt sowie auf der Pressekonferenz am 23. Mai.
Fast jeder dritte Deutsche leidet unter Allergien, ein Großteil davon unter Heuschnupfen, von Medizinern auch als allergische Rhinitis bezeichnet. Zu den Folgen gehören chronisch verstopfte Nasennebenhöhlen und Nasenpolypen. Die meisten Betroffenen helfen sich, indem sie die Auslöser meiden; andere greifen zu Nasensprays aus der Apotheke, die als Antihistaminika die Wirkung des Botenstoffs Histamin in der Schleimhaut blockieren. Ärzte können auch Kortison-haltige Nasensprays beziehungsweise Augentropfen verschreiben, die nach Auskunft von Professor Ludger Klimek vom Allergiezentrum Wiesbaden häufig effektiv und bei richtiger Anwendung sicherer als ihr Ruf sind. Auch eine spezifische Immuntherapie, früher als Hyposensibilisierung bezeichnet, kann helfen. „Doch nicht alle Patienten erzielen mit den derzeitigen Therapien ein befriedigendes Ergebnis“, sagt Professor Klimek. Vor allem Patienten mit besonders starken Allergien (allergischer Schock) oder Reaktionen auf viele verschiedene allergieauslösende Stoffe sind bislang unzureichend versorgt.
Für diese Patienten könnte in den nächsten Jahren eine weitere Gruppe von Medikamenten zur Verfügung stehen, die sich bei anderen entzündlichen Erkrankungen bewährt hat. Es handelt sich um Antikörper, die gezielt in genau die Entzündungsprozesse eingreifen, die zum Anschwellen der Schleimhaut in Nase, Nasennebenhöhlen und in der Bindehaut des Auges führen. „Die allergische Entzündung ist ein Zusammenspiel von unterschiedlichen Zellen, die über Botenstoffe miteinander kommunizieren“, sagt Professor Klimek. Diese Botenstoffe können heute mit Antikörpern abgefangen werden. Drei Antikörper, die im Abstand von mehreren Wochen unter die Haut gespritzt werden, sind in den letzten Jahren in Deutschland zur Behandlung von schweren Asthmaerkrankungen eingeführt worden.
Den Anfang machte 2005 Omalizumab. „Der Antikörper bindet die allergischen IgE-Antikörper, was viele Asthmapatienten vor Notaufnahmen in eine Klinik bewahrt hat“, erläutert der Experte. Seit dem letzten Jahr können Asthmapatienten auch mit Mepolizumab behandelt werden, das an dem Botenstoff Interleukin 5 bindet. Anfang des Jahres kam mit Reslizumab ein weiterer Interleukin-5-Antikörper auf den Markt. Ein vierter Antikörper, Dupilumab, der die Interleukine 4 und 13 neutralisiert, steht vor der Zulassung, nachdem er bei Kindern mit Neurodermitis gute Ergebnisse erzielt hat.
Da die immunologischen Mechanismen bei unterschiedlichen Allergien vergleichbar sind, werden die Antikörper, die wegen ihrer – der natürlichen Biologie vergleichbaren – Wirkweise auch als Biopharmazeutika oder Biologika bezeichnet werden, früher oder später auch für andere Allergien eingesetzt werden, ist sich Professor Klimek sicher. Neben der Vorbeugung von allergischen Schockreaktionen (Anaphylaxie), Nahrungsmittelallergien, Insektengiftallergien und der Neurodermitis werden auch schwere Verläufe der allergischen Rhinitis, der chronischen Nasennebenhöhlenentzündung und Nasenpolypen zu den Anwendungsgebieten gehören.
Der IgE-Antagonist Omalizumab hat sich laut Professor Klimek bereits in einigen Studien bei Patienten mit chronischer Nasennebenhöhlenentzündung, aber auch bei Patienten mit Heuschnupfen bewährt. Bei den anderen Biologika werden klinische Studien derzeit durchgeführt. Über die Anwendung von Biologika bei allergischer Rhinitis spricht Professor Klimek auf der Pressekonferenz sowie im Rundtischgespräch „Biologika in der Therapie der oberen Atemwege – was wir schon heute wissen müssen“ auf der 88. Jahresversammlung der DGHNO KHC (Freitag, den 26. Mai 2017, 17.30–18.30 Uhr, Carl-Zeiss-Saal rechts).
Quelle:
https://edoc.rki.de/oa/articles/reSp8JYqnpVo/PDF/20xkoi9E0FU4w.pdf
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Ihr Kontakt für Rückfragen:
Pressestelle der Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde,
Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC)
Stephanie Priester/Lisa-Marie Ströhlein
Postfach 30 11 20
70451 Stuttgart
Tel: 0711 8931-605
Fax: 0711 8931-167
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Medicine
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