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07/05/2017 09:00

Bestnoten: Der FHWS-Absolvent Stephan Hohnerlein untersuchte die Erfolge der Schuldnerberatung

Katja Klein M.A. Pressereferat
Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt

    Ergebnis seiner Untersuchung: Viele Schuldner seien mehrfach belastet und positiv überrascht von der ganzheitlichen Hilfe.

    Wie gut kommt die Schuldnerberatung der Würzburger Christophorus-Gesellschaft bei ihren Klienten an? Dieser Frage widmete sich der Absolvent der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften Stephan Hohnerlein von der Würzburger Hochschule Würzburg-Schweinfurt in seiner Bachelorarbeit „Zufriedenheit und aktuelle Lebenssituation der Kundinnen und Kunden der Schuldner- und Insolvenzberatung der Christophorus-Gesellschaft Würzburg“. Das Ergebnis, das die Christophorus-Gesellschaft anlässlich der „Aktionswoche Schuldnerberatung – Starke Beratung braucht der Mensch“ präsentiert, seien positiv: Der größte Teil der Klienten gibt den Würzburger Schuldnerberatern Bestnoten.

    Menschen, so Hohnerlein, die auf einem Schuldenberg sitzen, seien in vielen Fällen mehrfach belastet. Zu ihren finanziellen Schwierigkeiten gesellten sich häufig familiäre Probleme oder Krisen in der Ehe. Ein großer Teil der Ratsuchenden habe psychische Probleme oder sei körperlich krank. „Schuldnerberatung muss aus diesem Grund ganzheitlich sein“, sagt Hohnerlein. Eben dies sei bei der Schuldnerberatung der Christophorus-Gesellschaft der Fall. „Ich kann meinem Berater auch andere persönliche Probleme anvertrauen“, äußerten zahlreiche Klienten, die der 24-Jährige für seine Arbeit befragt hat. Das empfänden die Ratsuchenden als entlastend.

    Schuldnerberater müssten nicht nur fachlich kompetent sein. Dies sei zwar die wichtigste Voraussetzung dafür, dass Überschuldete wieder ein schuldenfreies Leben führen können. Laut Nadia Fiedler, Leiterin der Schuldnerberatung der Christophorus-Gesellschaft, seien jedoch für die tägliche Beratungsarbeit Fingerspitzengefühl und Einfühlungsvermögen genauso essenziell.

    Schuldnerberater werden Fiedler zufolge mit persönlichen Problemen konfrontiert, die sich oft über viele Jahre hinweg aufgestaut haben. Die Sozialrechtlerin berät derzeit z. B. eine 38-jährige Klientin, die ihr ganzes Leben als gescheitert ansieht. Nicht nur, dass es ihr irgendwann nicht mehr gelungen sei, finanziell klarzukommen. Auch ihre Ehe zerbrach. Am Ende wurde ihr sogar das Kind weggenommen. Die Frau versank in tiefe Depressionen. Nadia Fiedler hilft ihr augenblicklich nicht nur dabei, die Schulden zu regulieren. Sie steht der Frau auch zur Seite, um ihre problembelastete private Situation zu regulieren.

    Schwierig sei nach Ansicht der Sozialrechtsexpertin, dass der Zugang zur Schuldnerberatung von vielen Menschen als zu hoch empfunden werde. Scham über den Berg an unbezahlten Rechnungen und die gesamte finanzielle Misere verhinderten, dass Betroffene frühzeitig um Hilfe nachsuchen. „Auffällig ist außerdem, dass ein Drittel derjenigen, die es geschafft haben, einen ersten Beratungstermin auszumachen, nicht erscheint“, sagt sie.

    Fiedler bereitet deshalb einen neuen Erstzugang via Internet vor. Im Laufe des kommenden Jahres soll es möglich werden, online mit einem Schuldnerberater Kontakt aufzunehmen. Um das Online-Angebot zu installieren und um für eine noch stärkere Beratung im Sinne des Mottos der „Aktionswoche Schuldnerberatung“ zu sorgen, bräuchte es allerdings mehr staatliche Mittel. Dies unterstreicht Günther Purlein, Geschäftsführer der Christophorus-Gesellschaft: „Die Fallpauschalen für die Insolvenzberatung wurden seit 15 Jahren nicht mehr erhöht.“

    Auch Hohnerlein kam in seiner Bachelorarbeit zu dem Ergebnis, dass Überschuldete die Möglichkeit der kostenlosen Beratung zu spät nutzen. „Vier Fünftel der Befragten geben zu, dass sie erst spät zur Beratung gekommen sind“, sagt er. Die Gründe seien vielfältig, wobei der Faktor „Scham“ dominiert. Siebzig Prozent gaben an, dass sie lange gebraucht haben, um diese zu überwinden. Viele Betroffene wüssten gar nicht, welche Leistungen eine Schuldnerberatung anbiete. Dass sie vom sechsköpfigen Beratungsteam der Christophorus-Gesellschaft ebenso psychosozial unterstützt werden, erlebten die meisten Klienten als eine unerwartete positive Überraschung.

    Die vom Absolventen im letzten Wintersemester angefertigte Bachelorarbeit liefert laut der Würzburger Sozialwissenschaftlerin Professorin Dr. Tanja Mühling wichtige Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Schuldnerberatung. Besonders verblüffend sei für die Professorin, dass Hohnerlein hohe gesundheitliche Effekte nachweisen konnte. Durch die ganzheitliche Beratung ging es vielen Betroffenen nicht nur seelisch, sondern auch körperlich besser. Mühling: „Z.B. verschwanden Schlafstörungen und Kopfschmerzen.“


    More information:

    http://www.fhws.de


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    Professorin Dr. Tanja Mühling, Sozialwissenschaftlerin an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, bespricht mit dem Absolventen Stephan Hohnerlein die Ergebnisse seiner Bachelorarbeit.
    Professorin Dr. Tanja Mühling, Sozialwissenschaftlerin an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, bespr ...
    (Foto Günther Purlein)
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    Criteria of this press release:
    Journalists, Scientists and scholars, Students
    Psychology, Social studies
    transregional, national
    Cooperation agreements, Studies and teaching
    German


     

    Professorin Dr. Tanja Mühling, Sozialwissenschaftlerin an der Hochschule Würzburg-Schweinfurt, bespricht mit dem Absolventen Stephan Hohnerlein die Ergebnisse seiner Bachelorarbeit.


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