Im Rahmen eines Projekts soll am Universitätsklinikum Magdeburg in den nächsten Jahren ein Konzept entwickelt werden, das die Entlassungsplanung bei Patienten mit der Nebendiagnose Demenz nach der Behandlung im Akutkrankenhaus verbessern soll. Gefördert wird das Projekt „WOHIN“ von der Robert Bosch Stiftung.
Mehr als acht Millionen ältere Menschen werden in Deutschland jährlich stationär behandelt. Sie kommen mit Knochenbrüchen, Lungenentzündungen oder Harnwegsinfektionen ins Krankenhaus, benötigen aber häufig viel mehr als die übliche Behandlung. Laut der in 2016 von der Robert Bosch Stiftung. geförderten General Hospital Studie weisen insgesamt 40 Prozent aller über 65-jährigen Patienten in Allgemeinkrankenhäusern kognitive Störungen auf, fast jeder Fünfte leidet an Demenz. Bei der Aufnahme ins Krankenhaus wird die Nebendiagnose Demenz oft gar nicht erkannt. Dabei belastet die Krankenhaussituation die Betroffenen zusätzlich, da sie die fremde Umgebung und die unbekannten Abläufe nicht einordnen können. Auch die Klinikbelegschaft stellt dies vor besondere Herausforderungen, denn der Klinikalltag ist oftmals kaum auf Menschen mit Demenz eingestellt.
„Zu den typischen - aber auch besonders herausfordernden - Entscheidungen, mit denen behandelnde Ärzte und Pflegemitarbeiter konfrontiert sind, zählt die Entscheidung, ob ein Patient mit der Nebendiagnose Demenz zurück in die eigene Wohnung entlassen werden kann“, führt der Ärztliche Direktor des Universitätsklinikum Magdeburg, Dr. Jan L. Hülsemann, als Begründung für die Beantragung dieses Projekts an. Im Rahmen dieser Untersuchungen soll daher am Universitätsklinikum Magdeburg ein auch auf andere Krankenhäuser anwendbares Konzept entwickelt werden, das die Entlassungsplanung bei diesen Patienten nach der Behandlung im Akutkrankenhaus verbessert. „Die Entscheidung für oder gegen eine Pflegeeinrichtung ist gerade bei Patienten mit einer Demenz komplex und nicht leicht zu treffen. Im Rahmen des Projektes wollen wir diesen Prozess durch die Entwicklung eines standardisierten Pfads zur Entscheidungsfindung und dessen Einführung in den Klinikalltag optimieren“, so Prof. Dr. Notger Müller vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen am Standort Magdeburg, der das Projekt leitet.
Im Rahmen des für drei Jahre geplanten Projektes (bis Mai 2020) soll zunächst anhand der medizinischen Dokumentation und mit Interviews mit den behandelnden Ärzten und anderen Krankenhausmitarbeitern das Vorgehen ermittelt werden, das derzeit üblicherweise bei der Entscheidungsfindung Anwendung findet.
Auf dieser Grundlage wird ein Pfad zur Entscheidungsfindung, wohin der Patient entlassen werden soll, entwickelt und in den Klinikalltag eingeführt. Dabei wird Wert auf eine adäquate Beteiligung von Ärzten und Behandlungsteams sowie von Patienten und deren Angehörigen gelegt. Auch die Vernetzung mit den nach der Entlassung relevanten lokalen ambulanten Versorgungsakteuren soll unterstützt werden.
Die Fördermittel wurden in einem mehrstufigen Bewerbungsverfahren mit einem Antrag des Klinikumsvorstandes unter Federführung des Ärztlichen Direktors des Uniklinikums Magdeburg, Dr. Jan L. Hülsemann, mit der Unterstützung der Direktoren der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie, Prof. Rüdiger Braun-Dullaeus, der Orthopädischen Universitätsklinik, Prof. Christoph Lohmann, der Universitätsklinik für Unfallchirurgie, Prof. Felix Walcher, und der Universitätsklinik für Urologie, Prof. Martin Schostak, genehmigt.
Weitere Infos zum Förderprogramm "Menschen mit Demenz im Akutkrankenhaus der Robert Bosch Stiftung unter:
http://www.bosch-stiftung.de/content/language1/html/75873.asp
Kontakt:
Prof. Dr. med. Notger Müller, Leiter des Projektes, T 0391-67 24519, Notger.Mueller@dzne.de
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