idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
07/18/2017 12:18

Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin: Trauernde brauchen Zeit, Raum und Unterstützung

Karin Dlubis-Mertens Öffentlichkeitsarbeit
Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin e.V.

    In einer aktuellen Stellungnahme unterstreicht die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP), dass Trauer eine natürliche Reaktion darstellt, „eine normale und hilfreiche Emotion, der Akzeptanz, Wertschätzung und Unterstützung seitens der Gesellschaft zusteht.“ Für Einzelne jedoch kann der persönliche Verlust „auch so schwerwiegende und stark belastende Folgen haben, dass der Trauerprozess in eine Störung münden kann, die einer therapeutischen Unterstützung bedarf.“ betont die multiprofessionelle Fachgesellschaft anlässlich der geplanten Einführung einer Diagnose „Anhaltende Trauerstörung“ in das internationale Krankheitsklassifikationssystem ICD-11.

    „Trauer braucht Zeit und Raum.“ Mit diesem kurzen Satz unterstreicht die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) in einer aktuellen Stellungnahme, dass Trauer eine natürliche Reaktion darstellt, „eine normale und hilfreiche Emotion, der Akzeptanz, Wertschätzung und Unterstützung seitens der Gesellschaft zusteht.“ Trauer gehört ebenso wie die Themen Tod und Sterben enttabuisiert, damit trauernde Menschen diese Zeit mit Unterstützung und in Begleitung von Familienangehörigen und Freunden oder auch mit Hilfe von Trauerbegleitung durch Ehren- und Hauptamtliche durchlaufen können, erklärt Diplompsychologe Jan Gramm für die DGP. Für Einzelne allerdings kann der persönliche Verlust „auch so schwerwiegende und stark belastende Folgen haben, dass der Trauerprozess in eine Störung münden kann, die einer therapeutischen Unterstützung bedarf.“, betont die multiprofessionelle Fachgesellschaft anlässlich der geplanten Einführung einer Diagnose „Anhaltende Trauerstörung“ in das internationale Krankheitsklassifikationssystem ICD-11.

    Für die Diagnosestellung braucht es, so Psychotherapeut und Psychoonkologe Urs Münch, Vorstandsmitglied der DGP, auf Seiten der Behandler sehr gute Kenntnisse der Diagnosekriterien und sorgfältiges Vorgehen, um „normale Trauer“ von „komplizierter Trauer“ abzugrenzen. Die Bezeichnung „anhaltende Trauerstörung“ be-deutet nicht , dass jede länger anhaltende Trauer eine psychische Störung darstellt. Vielmehr zeigt eine große internationale Trauerstudie, dass als Leitsymptom für diese Diagnose die „Sehnsucht“ im Sinne eines brennenden Verlangens und als Ausdruck tiefsten Trennungsschmerzes gelten kann, sofern sie täglich auftritt, das Leben deutlich beeinträchtigt und dies über eine sehr lange Zeit. Beschrieben ist außerdem das Zeitkriterium von mindestens sechs Monaten, das - so Jan Gramm - bedeutet, dass frühestens nach einem halben Jahr eine Risikoabschätzung zur zukünftigen Entwicklung einer komplizierten Trauer getroffen werden kann.

    Denn nur etwa drei Prozent der Trauernden leiden nach aktuellen Forschungsergebnissen unter einer Form der Trauer, die sie in Lebensführung und Lebensfluss so stark beeinträchtigt, dass ihnen der Zugang zu professioneller Hilfe erleichtert werden sollte. Deshalb geht es nicht darum, den normalen Trauerprozess zu pathologisieren, sondern denen zu helfen, denen bislang eine Unterstützung erschwert wird, weil es keine angemessene Diagnose zur Beschreibung der Komplikationen im Rahmen eines Trauerprozesses gibt. Vielmehr wird wohl meist eine Anpassungsstörung oder eine depressive Störung diagnostiziert. Urs Münch verspricht sich von einer entsprechenden Diagnose „Anhaltende Trauerstörung“, dass sich Ärzte und Psychotherapeuten stärker mit dem Verlauf und der Komplexität von Trauer befassen und sich in deren adäquater Behandlung fachlich qualifizieren, „so dass Betroffene ein ausreichendes auf ihr Problem zugeschnittenes Angebot ambulanter Psychotherapie haben“.

    Abschließend unterstreicht Sindy Herrmann, Sprecherin der Sektion Soziale Arbeit der DGP, deren Mitglieder sterbende Menschen wie auch deren Angehörige intensiv betreuen, die Wichtigkeit und Wirksamkeit von Trauerbegleitung, welche von unterschiedlichen Berufsgruppen sowie von geschulten Ehrenamtlichen geleistet wird. Trauerforscher Prof. Dr. Michael Wissert hebt hervor: „Dieses Angebot muss weiter ausgebaut, bekannter gemacht und mit der Palliativversorgung und niedergelassenen Ärzten vernetzt werden. Denn Trauerbegleitung in ihrer gesamten Bandbreite hat nachweislich präventiven Charakter.“


    More information:

    http://www.dgpalliativmedizin.de/images/20170705_DGP_Stellungnahme_Anhaltende_Tr...


    Images

    Criteria of this press release:
    Journalists
    Medicine, Nutrition / healthcare / nursing, Psychology
    transregional, national
    Miscellaneous scientific news/publications, Research results
    German


     

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).