Universität richtet Stiftungslehrstuhl für Unternehmensgründung ein / Deutsche Ausgleichsbank finanziert den Lehrstuhl für zunächst fünf Jahre mit insgesamt drei Millionen Mark
Die Universität Mannheim wird einen Stiftungslehrstuhl "Entrepreneurship/Unternehmensgründung" einrichten. Die Deutsche Ausgleichsbank (DtA) hat zugesagt, diesen Lehrstuhl für zunächst fünf Jahre vollständig zu finanzieren. Sie stellt dafür insgesamt drei Millionen Mark zur Verfügung. Weitere fünf Jahre sollen durch zusätzliche Sponsoren finanziert werden, doch hat sich die DtA bereiterklärt, mögliche Finanzierungslücken zu schließen. Ziel des neuen Lehrstuhls ist es, den Studierenden eine fundierte Wissensgrundlage zu vermitteln, die es ihnen nach Abschluß des Studiums ermöglicht, ein Unternehmen zu gründen und erfolgreich zu führen. Der Mannheimer Lehrstuhl ist der zweite in Deutschland, der überwiegend von der Deutschen Ausgleichsbank finanziert wird. Die Bank will mit ihrer Initiative das Klima für Existenzgründungen in Deutschland verbessern.
Universität und Existenzgründung sind in Deutschland nicht unbedingt eine Erfolgsallianz. Nur gut 15 Prozent der Hochschulabsolventen, weiß das statistische Bundesamt, sind selbständig, knapp 23 Prozent sind Beamte, 62 Prozent in anderen abhängigen Beschäftigungsverhältnissen. Doch selbst mit diesen im internationalen Vergleich eher mageren Zahlen stehen die Hochschulabsolventen bundesweit noch gut da. Ohne Hochschulabschluß wagen gar nur 8,3 Prozent den Schritt in die Selbständigkeit.
Zwei Themen liegen also auf der Hand. Zum einen gilt es, die Zahl der Selbständigen ingesamt zu erhöhen, und zum anderen, insbesondere die Hochschulabsolventen zur Selbständigkeit zu ermutigen. Machen sie in der Gruppe der selbständig Erwerbstätigen doch nur 24 Prozent aus. Potential allerdings ist da, wie eine Studie der Universität Mannheim ergeben hat. "Rund 28 Prozent der Studierenden denken über eine berufliche Selbständigkeit nach", faßt Beate-Luise Karcher die Ergebnisse ihrer Studie zusammen. Über 44 Prozent würden entsprechende Lehrangebote wahrnehmen, um sich auf eine mögliche Selbständigkeit vorzubereiten. "Noch interessanter aber ist", so Karcher, "daß bei fast 60 Prozent der Befragten mindestens ein Familienmitglied schon Erfahrungen mit der Selbständigkeit hat. Das Thema Unternehmensnachfolge bekommt damit einen besonderen Stellenwert und darf nicht vernachlässigt werden. Untersuchungen haben gezeigt, daß in besonderem Maße persönliche Motive und Konflikte die Übernahme von Familienunternehmen scheitern lassen oder zumindest erschweren."
Auf der Grundlage der Studie hat die Fakultät für Betriebswirtschaftslehre der Universität Mannheim ihr Konzept für den Stiftungslehrstuhl "Entrepreneurship/Unternehmensgründung" aufgebaut. Dieses Konzept setzt sich aus den drei eng miteinander verbundenen Komponenten Lehre, Forschung und Kooperationen zusammen. In der Lehre soll anhand aktueller Forschungsergebnisse aus unterschiedlichen Wissenschaftsdisziplinen die Komplexität der Themenbereiche Selbständigkeit und Unternehmensgründung dargestellt werden. Das Lehrangebot soll über die Idee der Markteinschätzung, Fragen der Finanzierung, Markteintrittsstrategien, Erfolgsfaktoren, und juristische Fragestellungen wie Rechtsform und Vertragsgestaltung bis hin zu Fragen der Unternehmensorganisation, Unternehmensnachfolge und der Personalplanung reichen.
Die Einrichtung eines Lehrstuhls in einem neuen Fach lädt außerdem geradezu dazu ein, auch bei den Lehrmethoden neue Wege zu gehen. "Wir müssen gerade in diesem Bereich großen Wert auf die Sozialkompetenz legen", erläutert Prof. Dr. Manfred Perlitz, als Prorektor und Professor für Internationales Management eine der treibenden Kräfte hinter der Lehrstuhlgründung. "Gerade in kleinen Unternehmen, die anfangs oft nur aus einem kleinen Team bestehen, kommt der Kommunikations- und Teamfähigkeit eine enorm hohe Bedeutung zu." Verstärkte Teamarbeit bereits im Studium und neue Elemente wie Computerplanspiele können derartige Fähigkeiten gezielt fördern. "Vor allem aber ist die Flexibilität in der Lehre ungeheuer wichtig", so Perlitz.
Die Forschungsfelder im Bereich der Selbständigkeit und Unternehmensgründung sind weit gefächert. Ein Hearing mit Unternehmern der Region hat gezeigt, daß insbesondere an Arbeiten zu Erfolgs- und Mißerfolgsfaktoren von Unternehmensgründungen sowie zu Internationalisierungsstrategien junger Unternehmen Interesse besteht. Aber auch Forschungsprojekte zu institutionellen Hemmnissen, Innovationspotentialen im Dienstleistungsbereich und zur Gestaltung von Gründungsallianzen würden in der Region auf breites Interesse stoßen.
Die dritte Komponente schließlich, die Kooperation, ist für den neuen Lehrstuhl von besonderer Bedeutung, die Verbindung von Theorie und Praxis bekommt im Bereich der Unternehmensgründung eine neue Dimension: Junge Unternehmen müssen schon vor der Gründung die Zeichen der Zeit erkennen und können nicht, wie etwa Großunternehmen, auf Trendwenden langsam reagieren. Oftmals sind es gerade Unternehmensgründer, die den Trend machen. Für den Lehrstuhl bedeutet das, in engem Kontakt mit der Praxis zu stehen, um neue Trends in der Lehre aufgreifen zu können. Dazu sollen erfolgreiche Unternehmensgründer in die Arbeit einbezogen werden. Auf der anderen Seite gibt es zahlreiche Einrichtungen, die Existenzgründern praktische Hilfen anbieten. Sie können von der Arbeit des Lehrstuhls profitieren, der seinerseits den Kontakt zwischen Absolventen und Beratungseinrichtungen herstellen kann.
Der Lehrstuhl wird von der DtA mit jährlich 600.000 Mark zunächst fünf Jahre lang finanziert. Mit diesen Mitteln können der Lehrstuhlinhaber, Mitarbeiter, Sekretariat, Lehraufträge, Hilfskräfte und Sachmittel finanziert werden. Für die nächsten fünf Jahre sucht die Universität zusätzliche Sponsoren. Sollte die Suche nicht oder nur teilweise erfolgreich sein, wird die DtA weitere fünf Jahre lang jährlich bis zu 600.000 Mark bereitstellen. Ob der Lehrstuhl anschließend in den Staatshaushalt übernommen wird, ist noch offen und hängt von dem Ergebnis einer Evaluation nach etwa acht Jahren ab. Der Lehrstuhl soll noch 1998 international ausgeschrieben werden.
Kontakt:
Dipl.-Kffr. Beate-Luise Karcher
Institut für Mittelstandsforschung
Tel.: 0621/292-5069
Fax: 0621/292-5062
e-mail: karcher@mail.ifm.uni-mannheim.de
Criteria of this press release:
Economics / business administration
transregional, national
Organisational matters, Personnel announcements
German
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