idw – Informationsdienst Wissenschaft

Nachrichten, Termine, Experten

Grafik: idw-Logo
Science Video Project
idw-Abo

idw-News App:

AppStore

Google Play Store



Instance:
Share on: 
07/31/2017 14:41

Neue Wege im Korrosionsschutz

Jörg Walz Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA

    Forschungsprojekt »ZINCPOWER« gestartet

    Stahlkonstruktionen werden durch zinkhaltige Grundierungen vor Korrosion geschützt. Der Auftrag von Zinkgrundierungen ist in verschmutzter Umgebung aber aufwendig; außerdem belasten sie die Umwelt. In dem öffentlich geförderten Projekt »ZINCPOWER« wird gegenwärtig geprüft, ob durch Modifizierung der Pigmentzusammensetzung deren Wirksamkeit soweit gesteigert werden kann, dass ihre Zinkkonzentration vermindert werden könnte. Ein Zusatz von Graphen erscheint hier aussichtsreich.

    Zur Erzeugung von Korrosionsschutz für Stahlkonstruktionen haben sich zinkhaltige Grundierungen bewährt. Zink liegt darin überwiegend in Form von Zinkstaub in hoher Konzentration vor. Die Zinkpigmente agieren als Opferanoden, die das Stahlsubstrat vor Korrosion schützen. Indem die Opferanode mit dem zu schützenden Stahl leitend verbunden wird, entsteht ein Primärelement (Primer). Dabei fungiert der zu schützende Stahl als Kathode und das unedlere Zink als Anode. Entsprechend fließt der Strom in Richtung des zu schützenden Stahls. Statt diesem gibt jetzt die Opferanode ihre Elektronen an den Sauerstoff ab, wird oxidiert und geht in Lösung. Die hierbei entstehenden Zink-Oxidationsprodukte tragen zur Erhöhung der Beschichtungsbarriere bei. Allerdings treten beim Einsatz von Zinkprimern auch verschiedene Nachteile auf.

    Aufwendige Zinkprimerapplikation und wasserverschmutzende Zinkoxidationsprodukte Zinkstaub wird zur Generierung des kathodischen Korrosionsschutzes hoch in der Primermatrix aufkonzentriert. Damit auch unter schwierigen Bedingungen genügend Haftfestigkeit auf dem Stahlsubstrat sichergestellt ist, muss dessen Oberfläche sorgfältig vorbehandelt und bis zur Applikation sauber gehalten werden. Dies kann bei Stahlkonstruktionen, die sich in stark verschmutzter oder maritimer Atmosphäre befinden, kaum zu realisieren oder zumindest kostenintensiv sein. Könnten hochwirksame Zinkprimer auch mit vermindertem Zinkgehalt formuliert werden, könnte aufgrund des höheren Anteils an organischer Matrix die Haftfestigkeit des Primers auf dem Stahlsubstrat – sowie auch die Zwischenschichthaftfestigkeit zu darüber liegenden Schichten – verbessert werden.

    Ein weiterer Nachteil der Verwendung von Primern mit hoher Zinkkonzentration besteht darin, dass die entstehenden Zink-Oxidationsprodukte als wassergefährdend gelten. Auch vor diesem Hintergrund wären hochwirksame Primer mit vermindertem Zinkgehalt wünschenswert.

    Da die Korrosionsschutzwirksamkeit des Zinks wesentlich auf dessen elektrischem Kontakt zum Substrat basiert, soll für einen langfristigen Korrosionsschutz die Leitfähigkeit möglichst lange erhalten bleiben, darf aber nicht das vorzeitige Abreagieren des Zinks begünstigen.

    Modifizierung der Pigmentzusammensetzung
    Innerhalb eines öffentlich geförderten Projekts soll daher geprüft werden, inwieweit eine günstige Modifizierung der Pigmentzusammensetzung die genannten Nachteile und Wirksamkeitsbeschränkungen von Zinkprimern beseitigen könnte. Dabei sollen folgende Varianten geprüft und gegebenenfalls kombiniert werden:
    – Modifizierung der Partikelgrößenverteilung und Partikelform der Zinkpigmente
    – Einsatz von Zinklegierungspigmenten
    – Zinkpigment-Oberflächenbehandlungen
    – Zusatz von zinkfreien korrosionsinhibierenden Pigmenten

    Zusatz von Graphen als Inertpigment
    Aussichtsreiche Produkte für die Sicherstellung eines guten Korrosionsschutzes auch bei verminderter Zinkpigmentkonzentration könnten insbesondere Graphene sein, die bereits bei niedriger Pigmentierung sowohl eine verbesserte Haftfestigkeit als auch den Erhalt der Leitfähigkeit – und damit die vom Zink ausgehende Korrosionsschutzwirkung – selbst in späteren Bewitterungsphasen gewährleisten. Weiterhin können Graphen-Zusätze die Verschleißbeständigkeit von Beschichtungen erhöhen. Ein solches aussichtsreiches Graphen- Pigment wie auch das Know-how hinsichtlich dessen Einarbeitung in die Grundierungsformulierung wird im Projekt durch die Firma The Sixth Element (Changzhou) Materials Technology Co., Ltd. (Jiangsu, China) beigesteuert.

    »ZINCPOWER« – ein Projekt im Rahmen von CORNET (Collective Research Network) Partner: Die Untersuchungen werden von den Forschungsinstituten IBDiM und IMPiB (Warschau und Gliwice) sowie vom Fraunhofer IPA (Stuttgart) durchgeführt. Die Industriebeteiligung erfolgt auf deutscher Seite durch die Firmen Paul Jaeger GmbH & CO KG (Möglingen), Conmet GmbH (Aachen), Peter Kwasny GmbH (Gundelsheim), Lankwitzer Lackfabrik GmbH (Berlin), Geholit + Wiemer Lack- und Kunststoffchemie GmbH (Graben-Neudorf), MIPA SE (Essenbach), Chemische Industrie Erlangen GmbH (Erlangen) und The Sixth Element (Changzhou) Materials Technology Co., Ltd. (Jiangsu, China).
    Projektbudget (Deutschland): 283 000 EUR, mit 189 000 EUR direkter Förderung
    Laufzeit: 1.5.2017 – 30.4.2019
    Fördermittelgeber: Bundesministerium für Wirtschaft und Energie über die Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen (Aif)]
    CORNET – Transnationale Industrielle Gemeinschaftsforschung In CORNET haben sich aktuell sechs europäische Länder und Regionen weiterhin auf freier Basis zusammengeschlossen. Hinter CORNET steht die Idee, nationale Fördermittel und Forschungsinitiativen in einem transnationalen Projekt zu bündeln und damit Synergieeffekte über Landesgrenzen hinweg zu schaffen. CORNET gehört zu den Fördervarianten der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF).

    Pressekommunikation
    Jörg-Dieter Walz | Telefon +49 711 970-1667 | presse@ipa.fraunhofer.de

    Fachlicher Ansprechpartner
    Dr. rer. nat. Matthias Wanner | Telefon +49 711 970-3852 | matthias.wanner@ipa.fraunhofer.de


    More information:

    http://www.ipa.fraunhofer.de/de/presse/presseinformationen/Projektstart_ZINCPOWE...
    http://www.cornet-era.net
    http://www.aif.de/innovationsfoerderung/industrielle-gemeinschaftsforschung.html
    http://de.c6th.com/


    Images

    Mikroskopische Aufnahme der Oberfläche eines »durchkorrodierten « Zinkprimers.
    Mikroskopische Aufnahme der Oberfläche eines »durchkorrodierten « Zinkprimers.
    Fraunhofer IPA
    None


    Attachment
    attachment icon Mediendienst 4.2017

    Criteria of this press release:
    Business and commerce, Journalists, Scientists and scholars
    Electrical engineering, Geosciences, Materials sciences, Mechanical engineering
    transregional, national
    Research projects, Research results
    German


     

    Mikroskopische Aufnahme der Oberfläche eines »durchkorrodierten « Zinkprimers.


    For download

    x

    Help

    Search / advanced search of the idw archives
    Combination of search terms

    You can combine search terms with and, or and/or not, e.g. Philo not logy.

    Brackets

    You can use brackets to separate combinations from each other, e.g. (Philo not logy) or (Psycho and logy).

    Phrases

    Coherent groups of words will be located as complete phrases if you put them into quotation marks, e.g. “Federal Republic of Germany”.

    Selection criteria

    You can also use the advanced search without entering search terms. It will then follow the criteria you have selected (e.g. country or subject area).

    If you have not selected any criteria in a given category, the entire category will be searched (e.g. all subject areas or all countries).